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Landkreis Dillingen: Nosferatuspinne, Waschbär und mehr: Diese Tiere wandern in den Landkreis ein

Landkreis Dillingen

Nosferatuspinne, Waschbär und mehr: Diese Tiere wandern in den Landkreis ein

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    Beispiele für Tiere und Pflanzen, die im Kreis Dillingen eigentlich nicht heimisch sind: Im Uhrzeigersinn von links: Der Waschbär, die Nosferatuspinne, der Bienenfresser, das Taubenschwänzchen und das Indische Springkraut.
    Beispiele für Tiere und Pflanzen, die im Kreis Dillingen eigentlich nicht heimisch sind: Im Uhrzeigersinn von links: Der Waschbär, die Nosferatuspinne, der Bienenfresser, das Taubenschwänzchen und das Indische Springkraut. Foto: Alois Latka, Frank Leonhardt, Thomas Lutz, , Stauch, az

    Der Waschbär mit dem lateinischen Namen „Procyon lotor“ lebt in unserer Region dort, wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen. Das bis zu einem Meter große Tier mit buschiger Rute und schwarzer Gesichtsmaske treibt sich nach Auskunft der Kreisjägervereinigung Dillingen vorwiegend in den Wäldern des Kesseltals herum. Laut Vorsitzendem Andreas Brandl wird er dort immer wieder mal erlegt. Der in der Dunkelheit jagende Kleinbär stammt aus Nordamerika und wurde einst von Pelzhändlern eingeschleppt. Der Fremde macht dem einheimischen Raubwild das Futter streitig, bildet als Kletterkünstler auch ein Risiko fürs Federvieh und richtet in der Landwirtschaft Schäden an. Der putzig wirkende zu den sogenannten invasiven Neobiota. „Das sind Arten, die durch den menschlichen Einfluss vorkommen und sich 'aggressiv' ausbreiten, wobei sie endemische Arten verdrängen.“ Ein anderes Beispiel: Die aus Südamerika stammende Nutria oder Biberratte, die auch mal landwirtschaftliche Feldfrüchte frisst oder Bachmuscheln an den Donauzuflüssen verspeist.

    Immer öfter kommen aber auch welche, weil hierzulande die durch den Klimawandel steigenden Temperaturen ein Überleben ermöglichen. Ein Beispiel der harmloseren Version stellt in diesem Jahr das Taubenschwänzchen dar, ein Schmetterling, dem früher nur der Mittelmeerraum eine Heimat war, heute aber gern in unsere Region einkehrt. Und bleibt. „Taubenschwänzchen sind in diesem Jahr ungewöhnlich häufig“, heißt es beim Naturschutzbund Deutschland - kurz NABU. Während der ungewöhnlich heißen Tage des vergangenen Sommers schwirrten in diesem Jahr ungewöhnlich viele der flinken Falter mit einer Frequenz von 80 Flügelschlägen pro Sekunde, was ihnen den Beinamen „Kolibri“ einbrachte.

    Bei Unterglauheim wurde eine Nosferatuspinne entdeckt

    Laut NABU haben sich die Beobachtungen gegenüber den Vorjahren vervielfacht. Früher kamen die wenige Zentimeter kleinen und hörbar brummenden Tierchen als Wanderfalter nach Bayern, überwintern aber in zunehmender Zahl auch bei uns. Selbst auf Alpengletschern wie dem oberösterreichischen Dachsteingletscher wurden schon Tiere nach Norden fliegend entdeckt, in der Schweiz in Höhen bis 2500 Meter. Für den Menschen ungefährlich, fliegt der Schmetterling vor allem Blüten mit langem Kelch an, weil er da den Vorteil seines gut drei Zentimeter langen Saugrüssels gegenüber den viel kleineren kurzrüsseligen Insekten wie Hummel & Co. am besten ausspielen kann. Zudem bietet der stets unruhige Schwebeflug einen überlebenswichtigen Vorteil: Da immer eine ausreichende Distanz zwischen Insekt und Pflanze bleibt, ist das Tier gut vor getarnten Fressfeinden wie etwa der Krabbenspinne geschützt.

    Asiatische Tigermücke bei Blindheim, Karolina-Haarnixe in Höchstädt oder Nosferatuspinne nahe Unterglauheim- es gibt viele Profiteure des Klimawandels. Als solcher gilt auch der gefiederte Zuzügler aus dem Süden mit dem Namen Bienenfresser: „Was in meiner Jugendzeit noch als exotische Rarität galt, hat sich im Donauried mittlerweile in mehr als fünf Brutkolonien niedergelassen“, weiß mit Harald Böck ein höchst erfahrener Ornithologe in der Region. Der anerkannte Fachmann tut sich schwer, den wärmeliebenden Vogel, der durch sein farbenprächtiges Gefieder auffällt, den „Invasoren“ unter den einwandernden Arten zuzuordnen. Genauso wenig wie den langbeinigen Stelzenläufer aus Südeuropa, der immer wieder an den Baggerseen im Ried auftaucht. Andere „Gäste“, die sich hier niederließen, beurteilt

    Bei eingewanderten Arten kann man nicht gleich von Gefahren sprechen

    „Nur weil man die Art nicht oder noch nicht kennt, sofort von Gefahren oder Schaden zu sprechen, ist nicht richtig“, warnt Böck vor zu schnellen Vorurteilen gegenüber diesen Neozoen, wie solche von Menschenhand eingeführte wie auch selbst eingewanderte Tiere bezeichnet werden. Allein in Deutschland wurden knapp 1200 nicht-heimische Tier- und 12.000 Pflanzenarten registriert. Zu Letzteren, den sogenannten Neophyten, gehören etwa das Indische Springkraut, die Kanadische Goldrute und der Bärenklau. Ersteres mag wegen seiner bis zu zwei Meter hohen wie auffälligen Erscheinung manchem Wanderer als eine wahre Augenweide erscheinen.

    Bekannt wurde jedoch vor langem schon seine massiv verdrängende Art gegenüber einheimischen Gewächsen, indem es große Samenmengen bis zu sieben Meter weit ausschleudert. „Die Pflanze wurde aber von Bienenzüchtern eingeführt, weil da ein guter Nektarlieferant heranwächst“, gibt Böck die Ambivalenz bei dem Thema zu bedenken. Auch Dieter Leippert vom Bund Naturschutz rät davon ab, „immer gleich die Hacke auszupacken oder die Jagd zu eröffnen.“ Eingeführte Flora und Fauna nur in Gut und Böse zu unterscheiden und nach einem Schuldigen zu suchen, sei der falsche Weg. Man müsse vielmehr die Lebensräume für die bestehenden Arten optimieren und zur Kenntnis nehmen, dass eine Vielfalt an Arten schon immer existiert habe. „Tiere wandern, wie der Mensch.“

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