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Landkreis Dillingen: Was wird eigentlich an Weihnachten gefeiert?

Landkreis Dillingen

Was wird eigentlich an Weihnachten gefeiert?

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    Um Christi Geburt geht es an Weihnachten. Das Foto zeigt ein Fatschenkind (gewickeltes Jesuskind), wie es jüngst bei der Ausstellung der Donaualtheimer Krippenfreunde im Pfarrheim des Dillinger Stadtteils zu sehen war. Die kunstvollen Stickereien sind Ausdruck einstiger Volksfrömmigkeit.
    Um Christi Geburt geht es an Weihnachten. Das Foto zeigt ein Fatschenkind (gewickeltes Jesuskind), wie es jüngst bei der Ausstellung der Donaualtheimer Krippenfreunde im Pfarrheim des Dillinger Stadtteils zu sehen war. Die kunstvollen Stickereien sind Ausdruck einstiger Volksfrömmigkeit. Foto: Berthold Veh

    Ob an Weihnachten die Kirchen noch so voll sind wie in den vergangenen Jahren? Die Schar der Gläubigen wird jedenfalls kleiner. Dem Statistischen Bundesamt zufolge gehören, wie in unserem Wochenend-Journal zu lesen war, hierzulande nur noch etwa 25 Prozent der Menschen der römisch-katholischen Kirche an, und 23 Prozent den evangelischen Landeskirchen. Mit den Mitgliedern der orthodoxen und freikirchlichen Gemeinschaften sind es etwa 40 Millionen Christen und Christinnen in Deutschland. Das ist nicht mehr die Mehrheit. Aber glauben die Verbliebenen an die Weihnachtsbotschaft? Für Aufsehen hat in diesen Tagen der frühere Bissinger Pfarrer Ivan Kuterovac gesorgt, der wegen seiner Glaubenszweifel die katholische Kirche verlassen hat. „Wir sind alle Kinder Gottes“, erklärte der Seelsorger. Dass Jesus aber ein gottgleicher Mensch sei, könne er nicht glauben. Wir haben Pfarrerinnen und Pfarrer im Landkreis Dillingen gefragt, was eigentlich an Weihnachten gefeiert wird und was es mit dem Christkind auf sich hat.

    Pfarrerin Stephanie Kastner
    Pfarrerin Stephanie Kastner Foto: Jonathan Mayer

    Die Seelsorgerin der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Haunsheim/Bachtal, Stephanie Kastner, betont, dass Jesus nicht nur ein besonderer Mensch gewesen sei. „Dann wäre die Weihnachtsgeschichte gleich erzählt gewesen, und spätestens nach 100 Jahren hätte sich niemand mehr an ihn erinnert“, glaubt Kastner. „Wir feiern aber, dass Gott in Christus Menschengestalt annimmt.“ Und dabei werde Gott nicht in hochherrschaftliche Verhältnisse geboren, er erscheine als Kind in Windeln und komme uns ganz nahe. „Manchmal frage ich mich, warum sich Gott das antut“, sagt Kastner. Die Pfarrerin weiß, dass an Weihnachten vieles gefeiert wird, etwa das Zusammensein in der Familie und mit Freunden, die Liebe. „Man müsste aber die Geburt Christi feiern“, sagt die Seelsorgerin. Dass Gott in diese Welt komme und sie verwandle.

    „Die Liebe Gottes hat im Christkind Hände und Füße bekommen“

    Kaplan Wolfgang Ehrle
    Kaplan Wolfgang Ehrle Foto: Annette Jordan

    Wolfgang Ehrle ist der neue Kaplan der katholischen Pfarreiengemeinschaft Dillingen. Für den 51-Jährigen ist es ebenfalls der zentrale Punkt, dass Gott als Kind in diese Welt komme. Das Wunder der heiligen Nacht, so Ehrle, könnten die Menschen nur in der Stille erahnen und glauben. Der frühere Großhandelskaufmann sagt, es brauche dazu viele Alltagssituationen, die man mit Gott verbinden kann. Als Notfallseelsorger habe er einmal die Hand eines Verunglückten halten dürfen. Für den Geretteten sei dies eine besondere Erfahrung gewesen, die er mit dem Wirken Gottes verbunden habe. Auf Dankeskarten von glücklichen Eltern, so Ehrle weiter, stehe gelegentlich der Spruch: „Unsere Liebe hat Hände und Füße bekommen.“ Der Seelsorger, der aus Niederstaufen bei Lindau stammt, sagt: „Die Liebe Gottes zu den Menschen hat im Christkind Hände und Füße bekommen.“

    Provinzleiterin Martina Schmidt.
    Provinzleiterin Martina Schmidt. Foto: Berthold Veh

    Für die Leiterin der Deutschen Provinz der Dillinger Franziskanerinnen, Schwester Martina Schmidt, ist Weihnachten mit der Geburt Christi „die beste Nachricht der Welt“. Die Botschaft des Engels an die Hirten, wie sie der Evangelist Lukas überliefert hat, halle durch die Jahrtausende. „Seht, ich verkünde euch eine große Freude! Heute ist uns der Retter geboren“, zitiert Schwester Martina Schmid aus dem Weihnachtsevangelium. Die Nachricht werde auch nicht alt und überholt. „Wo immer Gottes bedingungslose Liebe im Herzen eines Menschen widerhallt, bekommt sie Aktualität“, betont die Franziskanerin.

    Pfarrerin Marie-Catherine Schobel
    Pfarrerin Marie-Catherine Schobel Foto: Laura Gastl

    Für Marie-Catherine Schobel, die neue Pfarrerin der evangelischen Bethlehemgemeinde in Wertingen, ist die Botschaft an Weihnachten ebenfalls klar. „Gott hat sich aufgemacht, zu uns Menschen zu kommen, in unsere Welt. Als ein neugeborenes Kind in der Krippe, das geliebt werden will“, sagt Schobel. Gott komme uns in der dunklen Nacht so nah, wie das Kind in der Krippe uns nah kommen kann. Die Wertinger Seelsorgerin zitiert den Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906 bis 1945): „Wenn Gott die Maria zum Werkzeug erwählt, wenn Gott selbst in der Krippe von Bethlehem auf die Welt kommen will, so ist das nicht eine idyllische Familienangelegenheit, sondern es ist der Beginn einer völligen Umkehrung, Neuordnung aller Dinge dieser Erde.“

    Auch wenn das Jesuskind noch so unscheinbar in seiner Krippe sei, so habe es doch diese Welt verändert, glaubt Schobel. Trotz allem Dunklen, das auf dieser Erde herrscht, könnten die Menschen darauf vertrauen, dass „das Licht Gottes die Nacht verwandelt“, sagt die Wertinger Pfarrerin.

    Pfarrer Rainer Maria Schießler
    Pfarrer Rainer Maria Schießler Foto:  Berthold Veh

    Der katholische Seelsorger Rainer Maria Schießler, der bei seinen beiden Vorträgen in Dillingen im Oktober fast 1000 Besucher und Besucherinnen angelockt hat, erklärt, dass es an Weihnachten um die Kernfrage des Christentums gehe. Ob Jesus Gottes Sohn sei, dies sei bereits beim ersten Konzil von Nicäa im Jahr 325 Thema gewesen. „Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch“, sagt Pfarrer Schießler. An Weihnachten komme Gott zu uns als Mensch, „damit wir das Menschsein wieder begreifen“, betont der Theologe.

    Pfarrer Schießler sagt: „Gott drückt sich nicht“

    „Er drückt sich nicht“, fügt der aus Funk und Fernsehen bekannte Pfarrer hinzu. Was sollte man auch mit einem Gott anfangen, der sich mit dem Menschsein nicht auskennt, fragt Schießler. Natürlich sei es eine Herausforderung, in diesem Kind Gott zu erkennen. In der Geburt Christi, so Schießler, werde die Liebe Gottes offenbar, die bis zum Tod am Kreuz gehe. Dies lasse sich mit dem Verstand nicht auflösen.

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