Menschen in Not sind bei Alexander Böse und seinem Team nicht nur Nummern oder x-beliebige Fälle. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Caritas in Dillingen – ehrenamtlich wie angestellt – kümmern sich um die Frauen und Männer, die nicht mehr weiterwissen. Die in Situationen geraten sind, aus denen sie selbst keinen Ausweg finden. „Sowohl finanziell als auch psychisch“, erklärt Böse, Geschäftsführer des Caritasverbandes für den Landkreis Dillingen. Und er ergänzt: „Jeder kann zu uns kommen. Wir sind Ansprechpartner, Begleiter und Unterstützer.“ Aber, und auch daraus will er kein Geheimnis machen: „Auch die Caritas braucht Unterstützung.“ Und zwar in Form von Spenden.
Das Jahr ist noch jung, doch Alexander Böse blickt schon weit voraus. Muss er, wie er sagt. Vor allem plant er die Finanzen. Er sagt ohne Umschweife: „Wir sind für jeden Euro dankbar. Wir brauchen im Jahr 150.000 Euro an Spenden, nur um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Das ist das Minimum.“ Bislang habe man das immer geschafft, aber einerseits gehe die Spendenbereitschaft nicht nach oben, andererseits plagen auch den Verband steigende Personal-, Tarif- oder Energiekosten. Und: Die Zuweisungen beziehungsweise Förderungen aus verschiedenen Töpfen seien zwar klar geregelt, aber in Höhe und Summe oft fraglich und „nicht so hoch, wie viele vielleicht vermuten“, so Böse, und weiter: „Vor allem in Bezug auf die Kirche.“
Unter dem Dach der Kirche
Zwar stehe die Caritas unter dem Dach der Kirche, „aber nicht, unter dem finanziellen Dach“, sagt der Dillinger Geschäftsführer mit einem Schmunzeln. Er wolle keineswegs Kritik üben, aber die Fakten dennoch deutlich auf den Tisch legen. Damit er gemeinsam mit seinem Team Menschen in Not auch weiter uneingeschränkt helfen kann. Die Caritas Dillingen bietet zwölf verschiedene Dienste an. Vier davon werden auf Spendenbasis finanziert. Dazu zählen die Allgemeine Sozialberatung (ASB), die Tafel, der Sozialpsychiatrische Dienst (SPDI) und das Hospiz. Die Grundfinanzierung sei dabei auf Kirchensteuermitteln aufgebaut – 2,3 Prozent kommen jährlich von der Diözese Augsburg. „Damit alleine könnten wir diese Dienste definitiv nicht anbieten“, so Böse weiter. Dabei sei der Bedarf in allen Bereichen mehr als notwendig, Tendenz steigend.
Im Schnitt 800 bis 900 Menschen suchen etwa jährlich Hilfe bei der Sozialberatung. Weil schon jetzt klar sei, dass es trotz Tarifsteigerungen in Bezug auf Zuschüsse eine Null-Runde für die Caritas werde, müsse umstrukturiert werden. Anders: „Wir können nicht mehr anbieten, auch wenn der Bedarf da wäre. Wir haben schon jetzt genug zu tun“, so Böse.
So ähnlich sieht es beim SPDI aus. Vom Bezirk Schwaben gibt es Pauschalen, die Personalkosten seien damit nicht immer gedeckt. Der Geschäftsführer spricht von einem jährlichen Defizit von 30.000 bis 40.000 Euro. Weil er auch in diesem Bereich davon ausgeht, dass die steigenden Kosten nicht mit einem höheren Zuschuss ausgeglichen werden, befürchtet er für 2025 ein Defizit von bis zu 80.000 Euro. „Dann stehen wir mit dem Rücken zur Wand.“
Dillinger Tafel wird von Ehrenamtlichen getragen
Auch die Tafel zählt zu den Diensten, die von Spenden abhängig ist. Noch, das betont Böse, sei er dankbar und froh, dass diese Einrichtung von ausreichend ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen getragen werde. Ein Erfolgsmodell, aber: „Alle werden nicht jünger und der Nachwuchs steht nicht Schlange“, sagt der Geschäftsführer. Und trotz des großen Ehrenamtes: Natürlich brauche es trotzdem Personal, das sich im Schnitt bis zu sechs Stunden pro Woche hauptamtlich kümmert. Hinzu kommen Betriebskosten wie Miete, Strom und Kühlfahrzeuge. 700 Menschen im Landkreis Dillingen haben derzeit einen Tafelausweis. „100.000 Euro hat die Tafel im Jahr an Ausgaben.“ Lebensmittel werden dabei nicht dazugekauft, das ist das Leitbild der Tafel.
Der vierte Dienst, das Hospiz, wird von vier hauptamtlichen Koordinatoren, einer Verwaltungsangestellten und 70 Ehrenamtlichen unterhalten – finanziert durch die Krankenkasse mit dem Höchstsatz. Aber: Ausflüge für die ehrenamtlichen Mitarbeiter oder Ähnliches sind darin nicht enthalten.
1,50 Euro pro Kommune pro Einwohner würden ausreichen
Alexander Böse will nicht jammern, wie er sagt. „Keinesfalls, aber es ist wichtig, dass die Menschen wissen, dass wir auf Spenden angewiesen sind – um eben anderen Menschen, die in Not sind, helfen zu können“, sagt er. Die Caritas biete nicht nur Hilfestellung bei finanziellen und psychischen Problemen, jeder sei willkommen. Etwa im Caristo, dem Café im Neubau Am Reitweg in Dillingen. Der übrigens nicht nur zwingend notwendig gewesen sei, sondern nur mit großzügigen Förderungen realisiert werden konnte.
Die Dillinger Caritas habe jährlich einen Haushalt zwischen 3,5 bis vier Millionen Euro. „Wir sind das einzige Sozialunternehmen, das dabei seinen Haushalt mit vielen unbekannten Komponenten aufstellen muss“, so der Geschäftsführer. Denn hinter jedem der zwölf Dienste sitzt ein anderer Geldgeber. Angefangen vom Landkreis Dillingen, der Regierung, dem Bezirk, der Krankenkasse bis hin zu Zuschüssen von Städten. Apropos: „Würde jede Kommune im Kreis Dillingen pro Einwohner 1,50 Euro im Jahr spenden, dann wäre die Caritas-Finanzierung komplett durch“, sagt Böse und ergänzt: „Das wäre ein großer Wunsch und ist eine Frage des Willens. Für uns würde es eine sichere Planung und Zukunft bedeuten.“
Momentan ist es aber ein Wunsch, und Alexander Böse und sein Team sind auf Spenden angewiesen. Rund 150.000 Euro brauche der Caritas-Kreisverband mindestens pro Jahr, um alle Dienste vollumfänglich anbieten zu können. 65 hauptamtliche Mitarbeiter sind bei der Caritas derzeit angestellt, davon rund 40 in Vollzeit. 360 Ehrenamtliche ergänzen das Personal. „Zwei Drittel unserer Kosten sind finanziert, ein Drittel wird durch Spenden abgedeckt – und das ist mit das wichtigste Drittel“, so Böse.
Infos: Noch mehr Informationen rund um die Caritas Dillingen, alle Hilfsangebote sowie die Möglichkeit zur Spende gibt es unter www.caritas-dillingen.de
Vielen Dank, Herr Böse, für Ihre klaren und deutlichen Worte; ich will NUR hoffen, dass diese von möglichst vielen Leserinnen und Leser gelesen aber auch von möglichst vielen Politikerinnen und Politikern beherzigt werden. Als ehrenamtlicher Mitarbeiter der Tafel möchte ich vielleicht noch eine zusätzliche Anregung geben: Wie Sie bereits bemerkt haben, werden wir alle nicht jünger u n d der Nachwuchs fehlt - an allen Ecken und Enden. Ich vermisse die Bewerbung des Nachwuchs. Fehlanzeige in den Medien, aber auch in den Kirchen.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden