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Landkreis Dillingen: Ärger um Tierheim Höchstädt: "Ein Provisorium an das andere geschustert"

Landkreis Dillingen

Ärger um Tierheim Höchstädt: "Ein Provisorium an das andere geschustert"

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    Auch die Hundestation ließ sich Architekt Michael Gumpp (rechts) von Tierheimleiterin Ariane Dallmaier (Mitte) und deren Mitarbeiterin Melanie Gorcica  im Tierheim zeigen.
    Auch die Hundestation ließ sich Architekt Michael Gumpp (rechts) von Tierheimleiterin Ariane Dallmaier (Mitte) und deren Mitarbeiterin Melanie Gorcica im Tierheim zeigen. Foto: Ulrike Hauke

    Am Ende der zweistündigen Begehung des Tierheims in Höchstädt sucht Architekt Michael Gumpp nach Worten: "Das Höchstädter Tierheim steht eigentlich einfach so da, in den vergangenen Jahrzehnten hat man hier lediglich ein Provisorium nach dem anderen aneinandergeschustert. Und die Container, die 1984 von der Donau-Staustufe ins Tierheim transportiert wurden, waren ja damals schon im gebrauchten Zustand", stellt der Diplom-Ingenieur fest. 

    Zustimmend nicken Tierheimleiterin Ariane Dallmaier und und ihre einzige feste Mitarbeiterin Melanie Gorcica. Sie führten Gumpp übers Gelände und in die Tierunterkünfte. Wie mehrfach berichtet, klagt Dallmaier seit Langem über die Zustände, die maroden Container, in denen hauptsächlich die Katzen untergebracht sind, über die übrigen baulichen Unzulänglichkeiten und über den anhaltenden eklatanten Personalmangel. Der Tierschutzverein für den Landkreis Dillingen ist Träger des Tierheims. Dallmaier ist seit Herbst 2022 auch Vereinsvorsitzende, Gorcica ihre Stellvertreterin. Die beiden berichten im Laufe der Begehung, dass nach einer Mitgliederversammlung im September 2022, in deren Verlauf der ehemalige Vorsitzende abgewählt und die neue Besetzung des Vorstands beschlossen wurde, viele Gespräche und Treffen stattgefunden haben. Mit dem Veterinäramt, mit Kommunalvertretern, dem Deutschen Tierschutzbund und engagierten Mitgliedern.

    Die Heizkosten zählen zu den größten Ausgabeposten des Tierheims

    Verein und Tierheim kümmern sich unter anderem für alle 27 Gemeinden im Landkreis Dillingen um die Aufnahme von Fundtieren. Dafür erhält der Verein zwar Zuschüsse von den Kommunen, doch die Tierheimleiterin und neu gewählte Vorsitzende des Tierschutzvereins mahnt seit Langem, "dass das nicht reicht". Lediglich ein Sechstel aller Einkünfte machen die kommunalen Einnahmen aus. "Außerdem", so Dallmaier, "haben wir seit Jahren mehr Ausgaben, davon decken die Gelder der Kommunen aber nur ein Zehntel ab." Als einen großen Ausgabenfaktor zählt sie die hohen Heizkosten des Tierheims auf: "Die alten und maroden Container sind nicht isoliert, ein Problem im Winter und im Sommer." Das Grundstück, auf dem das Tierheim seit Gründung des Tierschutzvereins 1979 mit Provisorien nach und nach erweitert wurde, ist im Besitz der Stadt Höchstädt. Dort sprach sie, nach eigenen Angaben, auch einen kostenlosen und langjährigen Pachtvertrag an, über den der Höchstädter Stadtrat entscheide. 

    Eine weitere Feststellung Gumpps während der Begehung lautet: "Bis auf den Bereich der Hundezwinger und der Bodenplatte im Außengehege der Katzen ist alles marode." Das Büro Dallmaiers vor dem Hundebereich sei viel zu klein, deshalb fehle auch der Platz für einen Personalraum. Die Toilette für die MitarbeiterInnen in einem der Katzencontainer umfasst knapp einen Meter Spielraum und bietet eine der insgesamt zwei Wasserstellen für das gesamte Areal. "Wir rennen halt immer mit den Gießkannen hin und her", erläutern Dallmaier und Gorcica. Im Inneren des Hundehauses sind die Hundezwinger untergebracht. Deren Gitterdecken dienen als Lager, weil auch hierfür kein Platz vorhanden ist. Dort stapeln sich Tierboxen und andere Utensilien. 

    Tierheim könnte mit mehr Personal mehr Hunde aufnehmen

    Der ohnehin schmale und dunkle Flur entlang dieser Zwinger ist an den Seiten mit Schränken und Regalen für Tierfutter und Zubehör vollgestellt. "Die Vorgaben des Veterinäramts, was den Platzanspruch für die Hunde und Katzen anbelangt, sind hoch, angefangen vom Bereich der Tierannahme über die Quarantänestation bis hin zum Bereich der Weitervermittlung", sagt Dallmaier dem Architekten. Die baulichen Gegebenheiten vor Ort entsprechen ihren Worten zufolge diesen Vorgaben keineswegs. "Und wenn wir mehr Personal hätten, könnten wir durchaus die Aufnahme von Hunde aufstocken", erklärt Dallmaier. Denn dieser Bereich sei der einzige, der akzeptabel sei. 

    Einen Planungsvorschlag vom Deutschen Tierschutzbund, wie ein funktionierendes und praktikables Tierheim aussehen könnte, geben Dallmaier und Gorcica dem Lutzinger Architekten mit auf den Weg. Es sei ein wichtiger Schritt, dass Gumpp für eine erste Besichtigung und Einschätzung der notwendigen baulichen Maßnahmen gewonnen werden konnte, so Dallmaier. Dessen Fazit lautet: "Zunächst ist zu klären, ob für das Bauen im Außenbereich die notwendige Privilegierung vorliegt, um hier baurechtskonforme Zustände zu erreichen." Bauliche Maßnahmen seien längst überfällig. "Diese ganzen Provisorien müssen verschwinden, und es müssen erträgliche Zustände für Tiere und Menschen geschaffen werden, mit solide gedämmten und gut beheizbaren Räumen", sagt der Architekt vom gleichnamigen Büro Gumpp.Heigl.Schmitt. 

    Die Kosten für einen Neubau liegen bei weit mehr als einer Million Euro

    Dieser "Laden" sei nur mit viel Engagement am Laufen gehalten worden, aber jetzt sei es "an der Zeit, dass die Gemeinden und der Landkreis in einen angemessenen Neubau investieren". Nach ersten Schätzungen müssten Politik und Gesellschaft nach Jahrzehnten des Wegschauens dafür weit mehr als eine Million Euro in die Hand nehmen. 

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