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Landkreis Dillingen: Biogasanlagenbetreiber sind wegen der Strompreisbremse beunruhigt

Landkreis Dillingen

Biogasanlagenbetreiber sind wegen der Strompreisbremse beunruhigt

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    Eduard Berchtenbreiter und Johannes Hieber (von links) schlagen Alarm, wenn im Zuge einer Strompreisbremse auch bei Biogasbetreibern Erlöse abgeschöpft werden.
    Eduard Berchtenbreiter und Johannes Hieber (von links) schlagen Alarm, wenn im Zuge einer Strompreisbremse auch bei Biogasbetreibern Erlöse abgeschöpft werden. Foto: Christina Brummer

    "Wir rühren ja nicht nur ein bisschen in der Gülle und machen ein paar kW Strom", sagt Eduard Berchtenbreiter. Er steht im Motorenraum seiner Biogasanlage. Hier wird Gas in Strom umgewandelt und ins Netz gespeist. Die Stromproduktion ist die Hauptaufgabe einer

    Auf dem Strommarkt geht es seit geraumer Zeit im Zickzackkurs dahin. Mal fallen die Preise an der Börse extrem, steigen dann wieder stark an und sind noch immer vergleichsweise hoch. Für die Kundinnen und Kunden geht es derweil nur in eine Richtung: nach oben. Die Donau-Stadtwerke Dillingen Lauingen (DSDL) etwa haben kürzlich eine Strompreiserhöhung für Januar angekündigt und sind damit nicht die einzigen. Die EU will den steigenden Preisen entgegentreten und die Energiekosten für Private verringern. Eine von den Mitgliedstaaten verabschiedete Dringlichkeitsverordnung soll Abhilfe schaffen und voraussichtlich zwischen 1. Dezember 2022 und Juni kommenden Jahres gelten. Der Plan: Neben Stromeinsparungen sollen auch die Strompreise gedeckelt werden.

    Der Strompreis richtet sich nach dem teuersten Energieträger

    Um diesen Deckel zu finanzieren, sollen die Erlöse der Stromerzeuger abgeschöpft werden. Denn die Strompreise werden an der Börse gemacht und dort orientiert man sich an dem Preis der Kraftwerke mit den höchsten Grenzkosten. Das sind Kosten, die nötig sind, um eine Einheit Strom zu produzieren, nicht aber Investitionskosten, wenn zum Beispiel etwas am Kraftwerk repariert werden muss. Die Kraftwerke mit den höchsten Grenzkosten sind momentan Gaskraftwerke. Der Preis ist also hoch. Damit verdienen Betreiber etwa von Solar- und Windkraftanlagen derzeit viel mehr als sonst, weil die Stromproduktion für sie kaum teurer geworden ist. Und für die Betreiber von Biogasanlagen?

    Hieber und Berchtenbreiter sagen, die Kosten seien anders als etwa bei Solaranlagen, für die Biogasbetreiber gestiegen. "Wir haben ein Drittel höhere Substratkosten als im vorigen Jahr", sagt Hieber. Unter Substrat versteht man die Rohstoffe, die in der Biogasanlage vergärt werden. Das sind zum Beispiel Mais, Zuckerrüben und Abfälle wie Kompost und Mist, die je zu einem Drittel an die Bakterien "verfüttert" werden, wie Berchtenbreiter es nennt. Zu den gestiegenen Preisen für die Rohstoffe kämen immer mehr Umweltauflagen und Dokumentationspflichten.

    "Wir haben viel in die Flexibilisierung investiert"

    "Das könnten wir jetzt mit diesem gestiegenen Strompreis kompensieren", sagt Hieber. Die Betreiber hätten die zusätzlichen Einnahmen, die sie in diesem Jahr erzielt hatten, häufig bereits wieder investiert. Doch wie soll die Abschöpfung funktionieren? Spätestens Mitte Dezember soll laut Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) das Gesetz durch Bundestag und Bundesrat. Für Anlagenbetreiber wie Hieber und Berchtenbreiter ist das ein Ärgernis.

    Vor allem das Vorhaben, die Zusatzerlöse sogar rückwirkend einzukassieren. Erst hieß es ab März, dann ab September, nun ab November. Ein genaues Datum gibt es noch nicht. "Es heißt ja nicht nur Gewinnabschöpfung, sondern sogar Umsatzabschöpfung", sagt Hieber. Es gehe um Erlöse, also den

    Biomasse macht ein Drittel der erneuerbaren Energien im Landkreis Dillingen aus

    Das sei politisch auch so gewollt gewesen. Teil dieser Strategie ist es, schnell auf den Bedarf reagieren zu können, wenn andere Energieträger gerade keinen Strom liefern. Dafür muss eine Biogasanlage aber auch schnell hoch- und runterfahren können. Das sorgt jedoch für einen höheren Verschleiß. "Das ärgert einen, weil man damit auch ein Risiko eingegangen ist", sagt Hieber. Für Anlagenbetreiber ist das jedoch auch vorteilhaft, denn sie können gezielt Strom einspeisen, wenn er gebraucht – und teurer bezahlt wird. Doch die Umsätze der Unternehmer sind nur das eine.

    "56 Biogasanlagen gibt es im Kreis Dillingen", sagt Berchtenbreiter. Sie trügen einen wichtigen Teil zur Energieversorgung und zum Umweltschutz bei. Laut Landratsamt stammt knapp ein Drittel der erneuerbar erzeugten Energie im Kreis von Biogasanlagen. Betreiber wie Hieber und Berchtenbreiter warnen davor, dass in ihrer Branche weniger investiert werden wird und damit auch die Produktion von Erneuerbaren nicht schnell genug steigt. Gerade jetzt, wo immer klarer wird, dass die Energiewende besser vorgestern als heute stattgefunden hätte. Es brauche immer mehr Strom, etwa für die E-Mobilität. "Aber wo soll der ganze Strom herkommen?", fragt Hieber. Die beiden Unternehmer jedenfalls wollen, wenn die Umsatzabschöpfung kommt, ihre Investitionen stark zurückfahren.

    Der Druck der Branche auf die Politik indes wächst. Der Deutsche Bauernverband hat am heutigen Dienstag zu einer Demo vor dem Bundestag aufgerufen. Die Vorschläge zur Erlösabschöpfung müssen aus Sicht der beteiligten Verbände deutlich korrigiert werden.

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