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Landkreis Dillingen: So viel CO2 sollen die Bürger im Landkreis Dillingen einsparen

Landkreis Dillingen

So viel CO2 sollen die Bürger im Landkreis Dillingen einsparen

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    Mehrere Programme sollen den CO2-Ausstoß pro Einwohner im Kreis Dillingen senken.
    Mehrere Programme sollen den CO2-Ausstoß pro Einwohner im Kreis Dillingen senken. Foto: Bei Feng/epa/dpa (Symbol)

    Die Winter im Kreis Dillingen werden wärmer, die Sommer trockener und die Niederschläge über alle Jahreszeiten hinweg intensiver. Das ist ein Ergebnis der Klimastudie von 2018. Autor der Studie ist Hans-Jörg Barth, der am Dienstag wieder zu Gast im Klimabeirat des Landkreises war. Er leitet den Bereich Klimaschutz des Energie- und Umweltzentrums Allgäu (Eza).

    Seit 2015 beteiligt sich der Landkreis Dillingen am European Energy Award, der wiederum verschiedene Themen und Bereiche anstoßen soll. Das Eza begleitet diesen Prozess und prüft das Erreichte. Zu den Maßnahmen gehören etwa die Klimastudie, kostenlose Energieberatungen oder auch der Energiekompass, der am 30. April in der Donau- und der Wertinger Zeitung beiliegen wird. Dem Klimabeirat des Dillinger Landkreises stellte Barth weitere Projekte vor. Das Ziel: Zwei Tonnen CO2-Ausstoß weniger pro Einwohner bis 2030 – das entspricht nicht dem Pariser Klimaabkommen, sei laut Barth aber realistisch.

    Sonnenkampagne: Zwei Jahre lang hat der Landkreis Dillingen Bürgerinnen und Bürger über die Vorteile von Fotovoltaikanlagen auf ihren Dächern informiert. Das Projekt heißt Sonnenkampagne (siehe eigenen Bericht unten) und wird fortgesetzt. Laut Wirtschaftsförderer Christian Weber liegt gerade in der Fotovoltaik das höchste Potenzial im Landkreis – und das Interesse der Menschen daran sei groß gewesen. Dennoch seien längst nicht alle Dächer belegt. (So will der Landkreis Dillingen CO2 sparen)So gut eine Sonnenkampagne auch ist, meinte Felix Schwahn von GP Joule, allein mit privaten Hausdächern sei die Energiewende nicht zu schaffen.

    Erst eine Fotovolatikanlage - dann ein E-Auto?


    Doch wenn man die Bürgerinnen und Bürger für eine Anlage auf dem eigenen Dach mobilisieren könne, wendete Barth ein, sei vielleicht ein Anfang im Umdenken gemacht. Als Nächstes folge dann etwa ein E-Auto. Auf Bitten von Kreisrat Joachim Hien (die Grünen) will die Eza einen Steuerberater zu so einer Infoveranstaltung einladen und passendes Material über Steuerfragen zusammenstellen. (Kein Klimanotstand, aber…)

    Wärmekampagne Sei es durch eine alte Heizung, undichte Fenster, eine zu hohe Temperatur in leeren Räumen … – der Wärmeverbrauch ist zu hoch. Deswegen soll neben der Sonnen- auch eine Wärmekampagne im Landkreis Dillingen gestartet werden. Jetzt gebe es sehr gute Fördermöglichkeiten. Das Interesse an neuen Heizungen ist laut Barth ebenfalls da. Die entsprechenden Innungen würden an der Kampagne teilnehmen, um die Bürger zu informieren, ergänzte Geschäftsführer Christoph Schweyer von der Kreishandwerkerschaft. „Da geht es nicht nur um die Bereiche Sanitär, Heizung und Klima. Auch bei Zimmerern, Schreinern und am Bau wird das Thema Nachhaltigkeit, etwa bei den Baustoffen, immer wichtiger.“ Hartmut Renk von EnBW ergänzte, die Kampagne sollte alles umfassen, von der Gebäudehülle bis zu den Heizsystemen. (Wofür im Landkreis am meisten Energie verbraucht wird)Ein weiterer wichtiger Baustein, sagte Schwahn von GP Joule, seien Wärmenetze. Deswegen sollen auch die Kommunen in die Kampagne miteinbezogen werden.

    Wie erfahren die Menschen im Kreis Dillingen von Förderpogrammen?

    Doch wie soll das alles gehen, in Zeiten von Corona? Landrat Leo Schrell will heuer mit der Wärmekampagne starten, um die Bürger über die Förderprogramme beim Tausch von Heizanlagen zu informieren. Und Syrgensteins Bürgermeisterin Mirjam Steiner (SPD) meinte, gerade jetzt hätten die Menschen Zeit, sich Gedanken um ihren Wohnraum zu machen, hätten Geld, weil sie nicht in den Urlaub fahren können – und nachhaltiger, da waren sich alle Teilnehmer der Runde sicher, wollen wir alle leben.

    Deswegen sei genau jetzt die Zeit, um die Bürgerinnen und Bürger daran zu erinnern, was sie tun können, um die Umwelt zu schützen. Vor allem die Kommunen, waren sich Steiner und Barth sicher, könnten ihre Einwohner darauf aufmerksam machen.

    Neubauten/Sanierungen: Was Klima-Experten Barth am meisten fehlt, sind Handwerker, die Gebäudesanierungen umsetzen können. „Die Sanierungsquote liegt derzeit bei einem Prozent. Wir bräuchten drei. Aber dafür wäre erst mal eine Marketingoffensive für das Handwerk notwendig“, sagte Barth. Das Energie- und Umweltzentrum Allgäu arbeitet derzeit an einem Leitfaden für Kommunen, um sie über ökologischen Neubau und Sanierungsmaßnahmen zu informieren. (Kommt so wieder Leben in die Ortskerne?)

    Vielleicht gibt es im Dillinger Landratsamt bald einen Klimaberater

    Damit diese Informationen bei den Kommunen präsent bleiben, schlug Kreisrat Joachim Hien von den Grünen einen Klimaberater im Landratsamt vor, der etwa die Unterlagen über ein neues Baugebiet mit prüft. (Klimagerechtes Bauen rentiert sich oft)So eine Stelle werde vom Freistaat Bayern zu 50 Prozent finanziert. Kreisrätin Sarah-Marie Bunk (JU) forderte, den Menschen durch gezielte Anreize Mut zu machen, einen Altbau zu sanieren und darin zu wohnen. (Die optimale Förderung für eine energetische Sanierung)So könne man wiederum dem Flächenverbrauch entgegenwirken. BBV-Geschäftsführer Eugen Bayer ergänzte, dass für Landwirte ein Neubau auf der grünen Wiese leider immer günstiger sei, als der Umbau des alten Bauernhofes. „Die Innenraumverdichtung hat bei uns Vorrang vor dem Neubau“, bestätigte Barth. Anette Gärtner von GP Joule appellierte, auch an Mieter zu denken. Sie könnten sich vielleicht in einem Gemeinschaftsprojekt engagieren.

    Wie viele Fahrradständer gehören dem Landkreis und wie sehen sie aus?

    Vorbild: Als Vorbildfunktion, schlug Barth vor, könnte der Landkreis einen Grundsatzbeschluss fassen, dass alle Neubauten künftig energetisch 30 Prozent besser sein müssen, als es die aktuellen gesetzlichen Vorgaben vorsehen. Der Landrat will das im Umweltausschuss diskutieren.

    Fahrrad: Azubis könnten, so Barth, die Fahrradabstellanlagen des Landkreises erfassen, bewerten, die Nutzung und Qualität prüfen und mögliche Fehler festhalten. Das sei eine bewusstseinsbildende Maßnahme. Am Landratsamt gibt es bereits eine Rad-Garage und E-Bike-Ladestationen. Das Azubiprojekt fand Schrell „hervorragend“.

    Wasserstoff Schwahn bot ein Referat zum Thema Wasserstoff an. „Wir sollten das machen, was auf lokaler Ebene möglich ist, und kontinuierlich daran arbeiten“, sagte Helmut Kaumeier von Erdgas Schwaben zu der Diskussion. Doch böte das Thema Wasserstoff nicht ein Beispiel für Visionen, meinte GP-Joule-Vertreterin Gärtner. „Kern für mich ist, dass wir die Klimaziele erreichen und CO2 einsparen“, betonte Landrat Leo Schrell. So endete die Diskussion schließlich mit dem Appell von Walter Albrecht von der LEW: „Die Atomkraftwerke werden abgeschaltet und stattdessen sollen wir klimaneutral grüne Energie zur Verfügung stellen. Das haben wir Unternehmen uns auch vorgenommen. Haben Sie Vertrauen in Ihre Energieversorger.“

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