35 Jahre lang war Wilhelm Lehr im Bayrischen Musikrat (BMR) tätig, seit 2010 als Vizepräsident. Jetzt legt er sein Amt nieder. „Es ist ein bittersüßer Moment für mich, denn die Zeit, die ich in dieser Position verbringen durfte, war geprägt von unzähligen, inspirierenden Begegnungen, von vielfältigen Sachthemen und von sehr interessanten Aufgabenbereichen“, stellt der Kicklinger fest. Mit der heutigen Forderung, „jünger und weiblicher“, könne er nicht mithalten. Rückblickend sei es ihm eine Ehre gewesen sei, Teil eines „sehr guten Teams“ gewesen zu sein und der Musik in Bayern mit Zielbewusstsein gedient zu haben, so Lehr: „Vom ersten Tag meines Berufslebens an war mir klar, die Musik in Bayern braucht eine starke und kompetente Lobb – mit musikalischem Wissen und politischer Durchsetzungsfähigkeit.“
Wilhelm Lehr erhält als Anerkennung die Ehrenmitgliedschaft. Außerdem bekommt der 77-Jährige den „Silbernen Wirbel“ verliehen. Mit den Wirbeln werden Streichinstrumente gestimmt. Drei Bedeutungen gebe es dafür, erklärt Lehr. Zum einen sollten die verschiedenen Interessen der unterschiedlichen Verbände im BMR übereinstimmen. Zum anderen solle der Musikrat „Wirbel machen“, um Musikschulen und Vereine zu fördern. Die dritte Deutung komme von den Wirbeln der Wirbelsäule und heiße, „dass man Rückgrat in seinem Bestreben“ haben soll. Lehr war bereits bei der Einführung des „Silbernen Wirbels“ 1988 dabei. Auch deshalb ist er stolz, selbst damit ausgezeichnet zu werden.
Der Kicklinger Wilhelm Lehr verlässt nach 35 Jahren den Bayrischen Musikrat
Seine musikalische Ausbildung startete Wilhelm Lehr bei den Regensburger Domspatzen und am Camerloher Gymnasium in Freising. Dort genoss er die freie musikalische Entwicklung im Klassenverband und in der familiären Umgebung, wie er sagt. Nach seinem Abitur studierte Lehr acht Semester Schulmusik an der Musikhochschule München. Nach seinem Zweigschuleinsatz am Musischen Gymnasium St. Gotthard in Niederalteich studierte er Pädagogik mit Nebenfach Musikwissenschaft an der Uni Regensburg. Mit 33 Jahren wurde Lehr nach Dillingen berufen, um dort an der Akademie für Lehrerfortbildung Musiklehrgänge zu organisieren. 1989 wurde er Schulleiter am Veit-Höser-Gymnasium in Bogen. Er formte dort das Gymnasium zur anerkannten Unesco-Projekt-Schule. Da es ihn aus familiären Gründen in Richtung Dillingen zog, wechselte er 1993 als Schulleiter an das Theodor-Heuss-Gymnasium nach Nördlingen, seitdem wohnt er in Kicklingen.
1989 wurde Lehr in das Präsidium des Bayerischen Musikrates gewählt. Dieser repräsentiert als Dachorganisation 60 Musikverbände in Bayern. Der Kicklinger war Teil des Aufsichtsrats der Berufsfachschule für Musik in Krumbach, des Vorstands der Stiftung Musikfonds mit der Förderung von regionalen Veranstaltungen und im bayrischen Ausschuss für die finanzielle Unterstützung musikalisch begabter Jugendlicher. Ihm gelang es zudem bei der Gründung zweier Jugendherbergen mit dem Schwerpunkt Musik mitzuwirken. Auch die Planungen für Musikgeragogik – Musik im Alter – liegen ihm sehr am Herzen. Es sei wichtig, dass einem die Möglichkeit zur Musik ein Leben lang gegeben ist, betont Lehr.
Lehr prägte die Musiklandschaft Bayerns
Ein persönlicher Erfolg Lehrs ist die Realisierung der bayerischen Landeskoordinierungsstelle Musik (BLKM). Ein Herzenswunsch des Musiklehrers, wie er betont. Diese biete viele Fortbildungsmöglichkeiten und Einzelveranstaltungen. Außerdem initiiert sie jährlich den Aktionstag Musik, der in Bayern an vielen Schulen für musikalische Projekte sorgt. Gekämpft habe Wilhelm Lehr auch für eine Gleichstellung von Musiklehrern und Lehrern anderer Fächer. Was technische Neuerungen, wie soziale Medien und künstliche Intelligenz, angeht, habe sich auch im Bereich Musik einiges verändert, so Lehr. Er ist der Meinung: KI müsse gekennzeichnet werden. Der Verbraucher dürfe nicht in die Irre geführt werden. Er sehe die technische Entwicklung trotzdem positiv. Wenn man sie vernünftig und sinnvoll nutze, könne sie auch die Musik bereichern.
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