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Landkreis Dillingen: Schnitzel oder Tofu: Was kommt im Landkreis Dillingen auf den Teller?

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Schnitzel oder Tofu: Was kommt im Landkreis Dillingen auf den Teller?

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    Muss es bald mindestens ein veganes Gericht auf der Speisekarte in Restaurants geben? Das fordert zumindest eine Bürgerinitiative. Das linke Schnitzel ist übrigens aus Fleisch, das rechte vegan.
    Muss es bald mindestens ein veganes Gericht auf der Speisekarte in Restaurants geben? Das fordert zumindest eine Bürgerinitiative. Das linke Schnitzel ist übrigens aus Fleisch, das rechte vegan. Foto: Christian Bruna, Andreas Arnold, dpa (Symbolbilder)

    Immer mehr Menschen essen kein Fleisch oder verzichten ganz auf tierische Produkte. Laut der Statistik gibt es in Deutschland rund acht Millionen Vegetarier. Der Streit darüber, was auf den Teller kommt oder eben nicht, hat die Politik erreicht. Mittlerweile gibt es die "Europäische Bürgerinitiative für eine vegane Mahlzeit". Diese fordert von Brüssel ein Gesetz, dass in privaten und öffentlichen Räumen, in denen Essen und Getränke verkauft werden, mindestens ein veganes Gericht auf der Speisekarte stehen soll. Für diese Forderung werden derzeit Unterschriften gesammelt. Wir haben deshalb nachgefragt, ob in den Gaststätten des Landkreises Dillingen vegetarische oder vegane

    Mindestens ein veganes Gericht auf jeder Speisekarte? Das stößt auf Kritik

    "Davon halte ich gar nichts", bemängelt Jutta Delle vom Gasthof Sonne in Gundelfingen klar. Sie fügt hinzu: "Wir sind ein Steakhouse, wir verkaufen vorwiegend Fleisch." Der Familienbetrieb, den es seit über 100 Jahren gibt, setzt auf regionales Fleisch von den eigenen Angus-Rindern im Donaumoos. Von der Initiative hat sie bereits gelesen und ärgert sich sichtlich darüber. Die Gundelfingerin findet es nicht in Ordnung, dass sie sich vorschreiben lassen soll, was sie auf ihre Speisekarte schreiben soll. Es gebe schon genügend Gesetze und Vorschriften, die man in der Gastronomie befolgen müsse. Trotzdem ist es ihr wichtig, auch auf die Wünsche der Gäste einzugehen. Bei Familienfeiern gebe es dann eben als vegane Option Salzkartoffeln und Gemüse. Auch bei Allergien habe sie großes Verständnis. Doch sie findet: "Als Veganerin oder Veganer geht man vielleicht eher nicht ins Steakhouse, sondern eben woanders hin." Alle Wünsche könnte man nicht erfüllen.

    Josef Stark führt nicht nur Landgasthof Stark im Wertinger Stadtteil Gottmannshofen, sondern ist auch Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes im Landkreis Dillingen. Er erklärt, dass die Wirte und Wirtinnen natürlich den Trend hin zu vegetarischer und veganer Kost kennen. Aber letztliche entscheide jeder Gastronom selbst, wie er damit umgehe. Das hänge mit der Nachfrage nach derartigen Gerichten zusammen. "Wir kochen das, was die Leute wollen", sagt er. Stark selbst hat kein veganes Gericht auf der Speisekarte. Aber zwei von den vegetarischen Mahlzeiten könne er auch als vegane Variante zubereiten. Allerdings gebe es bei ihm im Landgasthof nicht die große Nachfrage danach. "Das macht nur einen kleinen Prozentsatz aus." Wenn er aber bereits bei der Reservierung erfahre, dass eine vegane Alternative gewünscht ist, dann könne er auch einen "schönen Teller" zusammenstellen. Das würde die Gäste meist sehr überraschen, die "sehr dankbar" dafür seien. Etwas anders sehe es im Bereich der Fertiggerichte in Dosen aus, die Stark produziert. Dort gebe es auch zwei vegane Gerichte, wie etwa ein Kichererbsen-Curry.

    Manche Restaurants im Landkreis Dillingen haben bereits vegane Gerichte

    In der Schmankerstube in Wertingen ist die Nachfrage nach vegetarischen oder veganen Gerichten in den vergangenen Jahren gleich geblieben. Wie Inhaber Alexander Schubert erklärt, gebe es öfter den Wunsch nach vegetarischen Mahlzeiten. Davon stehen auch welche auf seiner Speisekarte. Er und sein Team gehen auf die Wünsche ihrer Kunden und Kundinnen ein. So könne er das Überraschungsmenü auch vegan zubereiten, wenn dies bereits bei der Reservierung besprochen wird. Doch es gibt noch einen anderen Trend, den Schuster beobachtet hat. Im vergangenen Monat habe es beim ihm im Restaurant weniger Gäste gegeben. Er geht davon aus, dass dies auch mit der Inflation zu tun hat und die Leute sparsamer werden.

    Vegetarier, Veganer, Pescetarier und Co.

    Manche Menschen essen aus ethischen Gründen kein Fleisch, andere verzichten aus gesundheitlichen Erwägungen oder religiösen Überzeugungen. Es gibt auch flexible Esser - und solche, die auf Fallobst schwören.

    OVO-LAKTO-VEGETARIER essen weder Fisch noch Fleisch. Sie verzichten zum Beispiel auch auf Gelatine, essen aber Produkte von lebenden Tieren wie Milch und Honig.

    LAKTO-VEGETARIER meiden Fleisch, Fisch und zusätzlich auch Eier.

    OVO-VEGETARIER verzichten auf Fleisch und Fisch sowie Milch- und Milchprodukte.

    PESCETARIER essen kein Fleisch, aber Fisch.

    VEGANER leben ohne tierische Produkte. Das gilt nicht nur für die Ernährung. Sie verzichten beispielsweise auch auf Leder und Wolle.

    FRUTARIER wollen, dass Pflanzen nicht oder möglichst wenig geschädigt werden. Sie essen vor allem Fallobst und Nüsse.

    FLEXITARIER sind Gelegenheitsvegetarier, die Wert auf gesundes Essen legen, Fleisch oder Fisch aber nicht kontinuierlich meiden.

    In der Roggenkugel in Dillingen liegt dafür der Hauptfokus auf vegetarischen und veganen Gerichte. Als Yvonne Graßelt im April das Restaurant übernommen hat, waren viele Stammgäste froh, dass das Restaurant weiterhin erhalten bleibt. Wie findet sie denn die Initiative für ein veganes Gericht auf jeder Speisekarte? "Für mich wäre das Mist", sagt Graßelt und lacht. Ihr Angebot ist in der Region ein Alleinstellungsmerkmal. Sie gibt zu bedenken: "Wenn man vegan kocht und backt, muss man schon einiges beachten." Schnell seien in der Gemüsebrühe doch Molkereiprodukte oder der Eierersatz bei Gebäck sei schon eine "Tüftelei". Die Nachfrage nach vegetarischen und veganen Gerichten sei da, könne aber größer sein. Besonders Personen, die Laktose, Gluten oder Nüsse nicht vertragen, essen gerne in der Roggenkugel.

    Veganes Essen stößt im Landkreis Dillingen noch öfter auf Vorurteile

    Graßelt und ihr Team haben auch die Erfahrung gemacht, dass einige Menschen überrascht sind, wenn sie ihnen erklärt, dass ihre Nussecken oder das Curry vegan sei. Auf der Tageskarte steht aber mittlerweile auch meist ein Fleischgericht. Das erklärt Graßelt so: "Einige Menschen meinen, dass vegan nicht schmeckt - besonders Männer." Oft seien die Frauen begeistert von der Speisekarte, Männern wiederum fehle das Fleisch, weswegen einige Paare dann doch nicht bei Ihnen essen würden. Also gibt es nun immer ein Gericht mit Fleisch auf der Mittagskarte.

    Das allgemeine Urteil der Dillinger Roggenkugel-Besitzerin zur Initiative für zumindest ein veganes Gericht auf Speisekarten: "Ein breit gefächertes Angebot ist nicht immer sinnvoll. Sondern vielleicht lieber spezialisierte Restaurants."

    Übrigens: Wenig begeistert von dem Vorstoß der Bürgerinitiative ist ebenfalls der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur. Dessen Geschäftsführerin Dr. Ursula Zimmermann sagt: "Die verpflichtende Bereitstellung von mindestens einem veganen Gericht ist schlichtweg unsinnig!“ Laut einer aktuellen Studie würden sich lediglich zwei Prozent der Deutschen vegan ernähren. Sie sagt: „Unsere Branche hat wirklich mit genug anderweitigen Herausforderungen zu kämpfen.“

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