Sie verstellen ihre Stimmen am Telefon, machen den Anrufenden mit schlimmen Geschichten Angst oder drohen ihnen: Trickbetrüger. Dabei sind es längst nicht nur Maschen wie Schockanruf oder Enkeltrick. Falsche Beamte oder Handwerker treiben ebenfalls ihr Unwesen und leider werden immer noch viel zu viele Menschen, auch im Landkreis Dillingen, Opfer. Johanna Kruger ist Kriminaloberkommissarin und kennt die Tricks der Betrüger – egal, ob am Telefon oder vor Ort.
JOHANNA KRUGER : Das Phänomen der Schockanrufe spielt nach wie vor eine entscheidende Rolle. Hier versuchen Betrüger, Geschädigte durch das Erzeugen von Ängsten zu der Übergabe von Geld oder Wertgegenständen zu bewegen. Grundsätzlich läuft es so ab: Geschädigte eines Schockanrufes werden durch den Anruf der Täter, meist mit heftigem Weinen und Schluchzen sowie einer berührenden oder verängstigenden Legende, in einen solchen Schockzustand versetzt, dass es den Geschädigten oft nicht mehr möglich ist, die Stimme des Täters von der Stimme des eigenen Angehörigen zu unterscheiden.
Gibt es Zahlen, wie viele Menschen bis dato im Landkreis Dillingen Opfer von Trickbetrügern wurden?
KRUGER: In den Jahren 2022 und 2023 waren Zahlen jeweils in einem niedrigen dreistelligen Bereich feststellbar. Zuvor bewegten sich diese in einem hohen zweistelligen Bereich. Für das aktuelle Jahr 2024 ist ein ähnliches Niveau absehbar wie vor dem Jahr 2022. Insgesamt kam es im gesamten Betrachtungszeitraum bei etwa zehn Prozent der Fälle zur Geldübergabe.
Wie hoch sind die Aufklärungschancen?
KRUGER: Bei rund 50 Prozent der vollendeten Taten konnten Tatverdächtige ermittelt werden.
Was war die höchste Summe, die Opfer verloren haben?
KRUGER: Die höchsten Schadenssummen bewegten sich im hohen fünfstelligen Bereich.
Die Polizei versucht immer wieder mit verschiedenen Präventionskampagnen, Menschen aufzuklären und vor solchen Betrügern zu schützen.
KRUGER: Ja. Mit der Präventionskampagne #NMMO möchte die bayerische Polizei alle Seniorinnen und Senioren im Freistaat noch besser vor Telefonbetrügern schützen.
Haben Sie generelle Tipps, wie man sich bei solchen Anrufen oder gar Besuchen an der Haustür verhalten sollte?
KRUGER : Definitiv! Die Polizei fordert von Ihnen keine Kaution für irgendeine Straftat und holt auch kein Geld oder Wertgegenstände an der Haustüre ab. Bitte niemals Geld oder Wertgegenstände aushändigen oder hinterlegen. Lassen Sie auch keine fremden Personen in die Wohnung. Im Falle eines solchen Anrufes legen Sie sofort auf und rufen diesen Angehörigen/Behörden unter der bekannten Rufnummer an. Sollte Ihnen etwas verdächtig vorkommen, wenden Sie sich umgehend an den Notruf 110. Auch wenn Sie nicht auf den Betrugsversuch am Telefon hereingefallen sind, die Masche rechtzeitig erkannt und kein Geld/Wertgegenstände übergeben haben, rufen Sie bitte die 110 und erstatten Sie Anzeige bei der Polizei. Bitte drücken Sie keine Wahlwiederholung und wählen Sie die Rufnummern immer selbst.
Wie können sich die Angehörigen verhalten?
KRUGER: Bitte weisen Sie Ihre Angehörigen darauf hin, dass sie sich bei Anrufen mit Namen melden und beispielsweise nicht nur „Hallo, ich bin's!“ sagen. Ein Code-Wort kann auch hilfreich sein, um zu verifizieren, dass es sich tatsächlich um Angehörige handelt. Wir empfehlen, Ihre Rufnummer aus dem öffentlichen Telefonbuch löschen zu lassen.
Johanna Kruger ist Kriminaloberkommissarin beim Polizeipräsidium Schwaben Nord und dort unter anderem Pressesprecherin.
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