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Landkreis Dillingen: Prozess: Wieso betrog ein Banker aus dem Landkreis Dillingen seine Kunden?

Landkreis Dillingen

Prozess: Wieso betrog ein Banker aus dem Landkreis Dillingen seine Kunden?

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    Ein ehemaliger Kundenberater einer Bank aus dem Landkreis Dillingen muss sich vor dem Landgericht in Augsburg verantworten. Der Lauinger soll seinen Kunden die stattliche Summe von 900.000 Euro abgenommen haben.
    Ein ehemaliger Kundenberater einer Bank aus dem Landkreis Dillingen muss sich vor dem Landgericht in Augsburg verantworten. Der Lauinger soll seinen Kunden die stattliche Summe von 900.000 Euro abgenommen haben. Foto: Stadler (Symbol)

    Es geht um die stattliche Summe von rund 900.000 Euro, die ein ehemaliger Bankmitarbeiter aus Lauingen seinen Kunden abgenommen haben soll. In 114 Fällen soll sich der Mann nach Ansicht der Staatsanwaltschaft schuldig gemacht haben. Durch Umbuchungen, Barauszahlungen und Überweisungen soll sich der 40-Jährige bereichert haben. Seit Dienstag muss er sich vor dem Landgericht Augsburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft legt ihm Betrug in Tateinheit mit Urkundenfälschung und veruntreuender Unterschlagung zur Last. Am ersten Verhandlungstag ging es vor allem um die Frage: Wieso?

    Es ist irgendwann im Jahr 2012, als der damalige Banker den Entschluss fasst, sich an den Konten seiner ihm anvertrauten Kunden zu bereichern. Vor Gericht sagt der 40-Jährige vollumfänglich aus, bereits im vergangenen Jahr gab es wohl ein Verständigungsgespräch zwischen der Justiz und seiner Rechtsanwältin Elisabeth Hößler, in dem er seine Schuld teilweise eingestand. Vor Gericht schildert der ehemalige Kundenberater, der heute im Immobiliensegment arbeitet, wie er vorgegangen ist – und wieso. Zum damaligen Zeitpunkt habe er sich nicht anders zu helfen gewusst. Seine Familie wollte eine Doppelhaushälfte beziehen, die bis dato der Großmutter des Angeklagten gehörte, die in einem Pflegeheim untergebracht war. Dem Angeklagten zufolge musste das Haus aus den 1960er Jahren kernsaniert werden. Er beantragte einen Darlehensauftrag bei seinem Arbeitgeber, doch dann konnte die Immobilie nicht auf den Banker umgeschrieben werden, die Aufträge für die Arbeiten waren jedoch schon vergeben, aus dem Darlehen wurde nichts. Und zu seinen Kunden habe er immer ein gutes Verhältnis gehabt.

    Bankmitarbeiter aus dem Landkreis Dillingen hoffte auf "Win-Win-Situation"

    Der 40-Jährige schluchzt laut hörbar, als er von der Zeit erzählt, hat Probleme, sich zu fangen. Es dauert nicht lange, da wird seine Aussage für kurze Zeit unterbrochen. Dann erzählt er weiter: Rund 350.000 Euro habe er damals benötigt, später wurden die Arbeiten noch deutlich teurer. Der Angeklagte beschreibt das, was seine Verteidigerin zuvor schon als „Win-win-Situation“ für alle Beteiligten beschrieben hat: Er beschloss, sich bei den Konten seiner Kunden zu bedienen. Das Geld wollte er nach eigener Aussage mit Zinsen zurückzahlen – beide Seiten hätten so profitiert. „Im Nachhinein war das total dumm“, sagt der Angeklagte. Er habe wegen des Hauses seine Eltern nicht um Hilfe fragen, sondern „es selber schaffen“ wollen. Er habe sich gedacht: „Ich kann’s gut brauchen und meine Kunden bekommen mehr Zins, als es banküblich ist.“

    Denen bot er teilweise wohl Geldanlagemöglichkeiten zu einem Zinssatz von ein bis zwei Prozent an. Das Geld legte er im Namen der Kunden an, ließ sie eine Auszahlungsbestätigung unterschreiben. Später hob er Bargeld von den Konten seiner Kunden ab. Die Kassiererinnen, seine Kolleginnen, täuschte der Banker, indem er ihnen einige Zeit nach der Auszahlung Empfangsquittungen und Auszahlungsbelege vorlegte, mit von ihm gefälschten Unterschriften seiner Kunden. Zum Teil sei die Druckfunktion für Kontoauszüge der Konten seiner Kunden deaktiviert worden, um sein Vorgehen zu schützen. Vier Wochen vor Fälligkeit der Zinsen meldete er sich eigener Aussage nach bei den betroffenen Kunden und bot ihnen eine Verlängerung der Geldanlage an. Und wenn diese nicht verlängern, sondern ihre Zinsen haben wollten? Dann, so beschreibt der Angeklagte, habe er diese teilweise mit dem Geld anderer Kunden bezahlt. Und das ist nur eine der Methoden, die der Bankkaufmann anwandte.

    Nach Ansicht seiner Verteidigerin fand sich der heute 40-Jährige schnell in einer Art Teufelskreis wieder. „Damit, dass die Sache solche Ausmaße annehmen würde, rechnete er nicht“, sagt Hößler vor Gericht. Eine Art Gewöhnungseffekt sei eingetreten, nachdem die Hemmschwelle, eine Straftat zu begehen, erstmals überschritten war. Bevor er die Situation bereinigen konnte, sei das Geflecht, das der Angeklagte aufbaute, aufgeflogen.

    Ehemaliger Banker aus dem Landkreis Dillingen vor Gericht geständig

    Die meisten Taten gesteht der 40-Jährige ein. Zwei Fälle wird das Gericht aber umfangreich überprüfen müssen: Ein Raumausstatter, der mit dem Angeklagten wohl eng befreundet war, will um sehr viel Geld gebracht worden sein. Die Verteidigung zweifelt das an, der Angeklagte bestreitet es. Er habe zwar Geld von dem Konto des Zeugen abgehoben, dieser habe ihm aber auch – wohl auf Grundlage der freundschaftlichen Beziehungen – ebendies angeboten. Der Zeuge verneint das. „Er hat gesagt, wenn es mal bei mir eng ist und ich was brauche, kann ich gern etwas nehmen“, so der Ex-Banker. Das habe er dann auch getan – allerdings ohne seinem Bekannten etwas davon zu sagen. Auf die Frage der Staatsanwaltschaft, ob er sich erklären könne, wie es zu der vom Geschädigten genannten Schadenssumme komme, sagt der Angeklagte: „Keine Ahnung. Sobald er weiß, er kann irgendwo Geld rausschlagen, wird er das machen.“ Der Raumausstatter kenne sich mit Finanzen besser aus als viele Banker.

    Insgesamt sind für den Prozess gegen den ehemaligen Banker , der seinem ehemaligen Arbeitgeber gegenüber den Schaden begleichen will, vier Verhandlungstage anberaumt. Der Richter ließ zu Beginn auf Grundlage des Verständigungsgesprächs durchblicken, dass sich eine Bewährungsstrafe nicht aufdränge, aber auch nicht unmöglich sei.

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