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Landkreis Dillingen: Poesiealbum: Unsere Leser schwelgen in Erinnerungen

Landkreis Dillingen

Poesiealbum: Unsere Leser schwelgen in Erinnerungen

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    Bunte Aufkleber zieren diese Seite im Heft von Stefanie Simmendinger.
    Bunte Aufkleber zieren diese Seite im Heft von Stefanie Simmendinger.

    Damit haben wir nicht gerechnet. Zum Welttag der Schulfreunde haben wir unsere Leser gefragt, ob sie noch ein Poesiealbum haben. Was für eine Frage! Wir bekamen so viele Rückmeldungen und haben so schöne, lustige und rührende Geschichten erfahren, dass wir einen Teil davon jetzt schon erzählen.

    Das Album von Annemarie Salzmann aus Wittislingen ist 60 Jahre alt

    „Mein Poesiealbum ist fast 60 Jahre alt“, schrieb uns Annemarie Salzmann, geborene Müller, aus Wittislingen. Und weiter: „Es ist ziemlich unspektakulär im Aussehen, beige mit goldenen Sternen. Der erste Eintrag – von mir selbst lautet: „Wer in diesen Album schreibt, bitt’ ich stehts um Sauberkeit“ – was für ein Deutsch! – ist vom 2.1.1961. Deshalb denke ich, dass ich das Album Weihnachten 1960, also mit neun Jahren, bekommen habe. Natürlich mussten Vater, Mutter, Geschwister und sonstige Verwandte reinschreiben und dann die Schulfreunde. Man verglich auch die Eintragungen, und wenn jemand einen besonders schönen Eintrag hatte, bemühte man sich, von dieser Person auch ein Gedicht und ein Bild zu bekommen, auch wenn man ihn kaum kannte.“

    Zu ihren Schulfreunden hat Annemarie Salzmann teilweise noch Kontakt. Regelmäßig fänden Klassentreffen statt. Von der Volksschule alle fünf Jahre, die ehemalige Realschulklasse trifft sich sogar jährlich zum gemütlichen Kaffee-Nachmittag. „Da verliert man sich nicht so schnell aus den Augen. Leider sind auch schon einige verstorben.“

    30 Jahre später begann ein Poesiealbum mit diesen Worten:

    „Wer in dieses Album schreibt, den bitte ich um Sauberkeit.

    Reißt mir keine Blätter raus, sonst ist es mit der Freundschaft aus.“

    Das steht im Album von Stefanie Simmendinger aus Höchstädt. Ihr Album füllte sich in den Jahren 1990 und 1991. Marienkäfer und Glücksbärchis, Engel und sogar Nikoläuse zieren eine hintere Seite. Ganz im Gegensatz dazu steht eine Seite mit blassen Blumenranken, die den Spruch umrahmen:

    „Trübt sich Dein Lebenslauf, blicke zum Himmel auf.

    Menschen lasst Menschen sein, helfen kann Gott allein.“

    Auch Stefanie Simmendinger hat keinen Kontakt mehr zu Grundschulkameraden, außer man trifft sich zufällig in Höchstädt. Sie hat nicht nur das eine Album aufgehoben, sondern auch das Nachfolgemodell. „Die Sprüche und Aufkleber werden da drin auch nicht besser“, sagt sie am Telefon und lacht. „Aber ich dachte, ich mach an der Aktion einfach mit.“

    Die Diddl-Maus darf im Tagebuch von Verena Römer nicht fehlen

    Unvermeidlich: Die „Diddl-Maus“, einst der totale Renner auf Mäppchen, Radiergummis und Bleistiften zierte das Tagebuch von Verena Römer, geborene Küst, damals in der zweiten Klasse: „Dort durfte jeden Tag ein anderes Kind von seinem Tag erzählen. Ich habe es von meiner damaligen Grundschullehrerin, damals Frau Priller, bekommen. Ich halte es seitdem in Ehren. Es hat schon zwei Umzüge mitgemacht. Für mich ist etwas sehr Besonderes. Inzwischen wohne ich wieder in Steinheim und bekomme einige Mitschüler auch heute noch ab und zu zu sehen.“

    Das Album von Nadine Fenger.
    Das Album von Nadine Fenger.

    „Mein Poesiealbum liegt immer griffbereit im Nachtkästle“, hat uns Bärbel Hartmann aus Bachhagel verraten. Sie ist 1956 in Höchstädt geboren und dort in die Schule gegangen. „Leider habe ich keinen Kontakt mehr zu früheren Schulkameradinnen. Schade, dass es in Höchstädt keine Jahrgangsfeiern gibt.“ Als neunjähriges Mädchen ist

    „Und weil ich dich so gerne hab, drum schreib ich auf das letzte Blatt.

    Und wer dich lieber hat als ich der schreib ein Blatt noch hinter mich.“

    Meiner lieben Bärbel Beckert in Erinnerung, Höchstädt, den 25. Mai 1965, Alfred Reiser, 1. Bürgermeister.“ Das Wappen der Stadt ziert die Seite.

    Das „wohlbehütete“ Poesiealbum von Sabine Walter aus Unterthürheim ist mittlerweile 49 Jahre alt. „Gelegentlich hole ich es immer noch gerne hervor und schaue es mir an. Es bedeutet für mich eine wertvolle Erinnerung an die Kindheit und Jugend- bzw. Schulzeit.

    Das Album von Nadine Fenger.
    Das Album von Nadine Fenger.

    Neben den besten Freundinnen und Freunden, Schulkameraden und -kameradinnen sowie Lehrerinnen haben sich auch Verwandte und Personen, die einem wichtig waren, darin verewigt. Die Einträge wurden mit großer Sorgfalt gestaltet, dies bedeutete in Schönschrift einen Spruch oder ein Gedicht zu schreiben. Meistens wurden vorher sogar Zeilen mit Bleistift gezogen, die nachher wieder wegradiert werden mussten. Rechtschreibfehler versuchte man weitestgehend zu vermeiden (Wäre ja peinlich gewesen!). Viele klebten Karten, Scherenschnitte oder bunte Aufkleber hinein. Nicht wenige malten liebevolle Bilder oder versuchten sich in einem Selbstporträt darzustellen“, so Sabine Walter.

    Die Kontakte zu den ehemaligen Mitschülern beschränken sich bei ihr auf gelegentliche Klassentreffen. „Jedoch zu meiner besten Kindheitsfreundin bin ich vor einigen Jahren durch Zufall über die Nachbarschaft wieder in Kontakt gekommen. Das war eine große Überraschung, und seitdem bleiben wir auch regelmäßig in Verbindung.“

    Machen Sie mit bei unserer Poesiealbum-Aktion

    Nadine Fenger aus Dillingen hat heute noch mit ihrer Freundin Nina, die sich damals ins Album eintrug, Kontakt. „Sie wohnt schon seit Jahrzehnten nicht mehr in unserer Gegend, sondern in Franken, aber wir haben uns nie ganz aus den Augen verloren.“ Das Album stammt aus den 1980er Jahren.

    Haben Sie noch zu Schulfreunden Kontakt? Wie alt ist das Album? Was verbinden Sie damit? Schicken Sie uns ein Foto von sich und oder ihrem Album samt Postadresse und Telefonnummer an redaktion@donau-zeitung.de Betreff Meine Freunde.

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