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Landkreis Dillingen: Pilze, Handys und der Kugelbach: Die "Jugend forscht"-Projekte im Überblick

Haben am Wettbewerb "Jugend forscht" 2023 teilgenommen: Madlen Lindemayr, Bo Malsch und Lea Hüttl vom Dillinger Johann-Michael-Sailer-Gymnasium.
Landkreis Dillingen

Pilze, Handys und der Kugelbach: Die "Jugend forscht"-Projekte im Überblick

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    Wer gerne Pilze sammelt, weiß es vielleicht: Steinpilz, Pfifferling und andere begehrte Sammelobjekte sind unter der Erde über ein weitläufiges Netz verbunden, das sogenannte Myzel. Das

    Lea Hüttl aus Höchstädt an ihrem Stand beim Regionalwettbewerb von "Jugend forscht" in Augsburg.
    Lea Hüttl aus Höchstädt an ihrem Stand beim Regionalwettbewerb von "Jugend forscht" in Augsburg. Foto: Lea Hüttl

    Die 18-Jährige hat bei ihrem Projekt für "Jugend forscht" vor allem getestet, ob der nachwachsende Rohstoff "Myzel" als Baustoff etwa für Fahrradhelme oder im Schallschutz taugen könnte. Dafür hat sie zunächst versucht, entsprechende Pilze zu züchten und in eine praktikable Form zu bringen. Als besonders geeignet habe sich hier das Myzel des Austernpilzes herausgestellt, wie die Schülerin erklärt. In Acrylformen habe sie ihr Pilzmyzel zu Bausteinen heranwachsen lassen. "Dann habe ich die fertigen Steine bei 70 Grad trocknen lassen. Das Myzel war danach abgestorben und der Baustein schön fest."

    Pilzmyzel ist ein guter Schallschutz, schimmelt aber leicht

    Im Anschluss hat die Schülerin untersucht, welche Eigenschaften die Pilzsteine für einen Einsatz als Baustoff mitbringen. So hat das Myzel etwa im Bereich Schallschutz besser abgeschnitten als sein Konkurrent Styropor. Entsprechende Tests habe Hüttl mit ihrem Handy gemacht. Beim Thema Nässe-Empfindlichkeit hätten die Bausteine hingegen geschwächelt. "Die haben nach einer Woche geschimmelt", erinnert sich Hüttl an den Versuch, bei dem sie das Myzel mit Feuchtigkeit in Kontakt gebracht hatte. "Hier muss man definitiv noch weiterforschen", wie sie sagt.

    "Ein paar Steine habe ich auch für drei Monate in einem Hochbeet vergraben", berichtet die Schülerin aus Höchstädt. Sie habe damit testen wollen, ob sich der potenzielle Baustoff auch wieder in die Natur zurückführen lässt. Ergebnis: "Das Myzel hat sich wieder natürlich zersetzt."

    Wie es für die junge Höchstädterin bei "Jugend forscht" weitergeht

    Mit ihrem Projekt hat es Hüttl geschafft, die Jury beim Regionalwettbewerb in Augsburg zu überzeugen. Neben dem ersten Preis im Fachbereich Biologie hat die 18-Jährige einen Sonderpreis "Nachwachsende Rohstoffe" erhalten. Mit der Spitzenplatzierung hat sich die junge Höchstädterin außerdem für die nächste Runde bei "Jugend forscht" qualifiziert. Ende März stellt die Schülerin ihr Projekt beim Landeswettbewerb im niederbayerischen Vilsbiburg vor. Dort hätten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch die Möglichkeit, an wissenschaftlichen Workshops teilzunehmen, wie Hüttel erzählt. "Ich freue mich richtig darauf."

    Benjamin Kleinle (links) und Moritz Rehm aus Lauingen mit ihrem Wärmetauscher aus Wachs. Die Schüler am Albertus-Gymnasium haben in diesem Jahr zum sechsten Mal bei "Jugend forscht" mitgemacht.
    Benjamin Kleinle (links) und Moritz Rehm aus Lauingen mit ihrem Wärmetauscher aus Wachs. Die Schüler am Albertus-Gymnasium haben in diesem Jahr zum sechsten Mal bei "Jugend forscht" mitgemacht. Foto: Benjamin Kleinle/Moritz Rehm

    Lauinger Schüler machen zum sechsten Mal bei "Jugend forscht" mit

    Sie sind alte Hasen, wenn es um "Jugend forscht" geht: Benjamin Kleinle und Moritz Rehm, beide Schüler am Lauinger Albertus-Gymnasium, haben schon sechsmal bei dem Wettbewerb mitgemacht und in Summe sieben Preise gewonnen. "Nur während der Corona-Pandemie haben wir mal ausgesetzt", sagt Kleinle im Gespräch mit unserer Redaktion. "Es macht einfach Spaß und in der Schule hat man gute Möglichkeiten, zu forschen." Mit gleich zwei Projekten haben die beiden am diesjährigen Regionalentscheid in Augsburg teilgenommen. Für eines gab es von der Jury sogar einen Sonderpreis.

    Im Projekt mit dem Titel "Power to heat" haben sich Kleinle und Rehm mit einem Problem befasst, das sie schon länger an ihrer Schule beobachten. "Wir haben auf unserem Schulgebäude eine eigene Photovoltaikanlage“, erzählt Kleinle. „Die Anlage erzeugt viel nachhaltigen Strom, nur wird vor allem in den Nachmittagsstunden so gut wie keine Energie gebraucht und wir müssen den Strom einspeisen. Das ist aber gerade nicht mehr rentabel."

    Überschüssige Elektrizität als warmes Nutzwasser speichern

    Und so sei die Idee entstanden, nach einem effizienten Langzeitspeicher zu forschen, um ungenutzten Strom etwa für die Nachtstunden oder für den Winter nutzbar zu machen. Dafür haben die Schüler eine Art Wärmetauscher gebaut. Kleinle und Rehm haben mit Wachs einen Kolben gefüllt und eine Spirale umhüllt, damit diese überschüssige Elektrizität in Form von warmem Nutzwasser speichern können. Für das Projekt sind die beiden 17-Jährigen mit dem Sonderpreis "plusMINT" ausgezeichnet worden.

    In einem zweiten Versuch haben die Schüler an einem nachhaltigen Material für den 3D-Druck experimentiert. Als Ausgangsstoff sollte Plastikmüll dienen, insbesondere PET-Flaschen. "Auf die gibt es zwar in Deutschland Pfand, aber in anderen Ländern erzeugen die immer noch große Mengen an Müll", sagt Kleinle zu den Beweggründen für das Thema.

    Neuer Ausgangsstoff für 3D-Drucker: Lauinger Schüler schmelzen alte Plastikflaschen ein

    Um die Abfälle in eine für den 3D-Druck passende Form zu bringen, hätten er und sein Mitschüler die Plastikflaschen in Streifen geschnitten und durch ein Heizelement geführt. Dabei seien feine Fäden entstanden, die sogenannten Filamente, mit denen man einen 3D-Drucker füttern kann. "Das hat relativ zuverlässig funktioniert", berichtet Kleinle stolz. Allerdings hätten es die beiden nicht geschafft, die Plastikstreifen gleichmäßig dick auszuschneiden. Hier gebe es also noch Verbesserungsbedarf.

    Viele Frauen kämpfen mit starken Beschwerden bei der Menstruation. Die Schülerin Bo Malsch hat am Johann-Michael-Sailer-Gymnasium untersucht, wie gut dagegen "Seed Cycling" wirkt.
    Viele Frauen kämpfen mit starken Beschwerden bei der Menstruation. Die Schülerin Bo Malsch hat am Johann-Michael-Sailer-Gymnasium untersucht, wie gut dagegen "Seed Cycling" wirkt. Foto: Philipp Nazareth

    Dillinger Schülerin forscht: Lein- und Sesamsamen gegen Regelschmerzen

    Die Schülerin Bo Malsch hat sich bei ihrem Projekt mit einem aktuell sehr beliebten Ernährungstrend auseinandergesetzt: dem Seed Cycling. Die Diät verfolgt das Ziel, mit der täglichen Einnahme bestimmter Samen Menstruationsbeschwerden bei Frauen zu lindern. Die Samen sollen auf natürliche Weise zur Hormonregulation beitragen und dementsprechend eine Alternative zur klassischen Behandlung von Schmerzen und Unwohlsein während des weiblichen Zyklus darstellen. 

    Je nach Phase im Zyklus haben die Teilnehmerinnen unterschiedliche Samen gegessen

    Bo Malsch, die das Johann-Michael-Sailer-Gymnasium in Dillingen besucht, hat im Rahmen von "Jugend forscht" untersucht, wie gut Seed Cycling tatsächlich wirkt. "Davor gab es dazu noch keine klinischen Studien", sagt sie. Das wollte Malsch ändern. Über drei Monate habe sie elf Probandinnen beobachtet, die den Ernährungstrend mit den Samen an sich selbst ausprobierten. "Je nach Zeitabschnitt im Zyklus haben die Teilnehmerinnen Lein-, Kürbis-, Sonnenblumen- oder Sesamsamen zu sich genommen", beschreibt die 19-Jährige ihren Versuchsaufbau. Unter den Testpersonen seien Mitschülerinnen und Bekannte von Malsch im Alter zwischen 16 und 35 Jahren gewesen.

    So hat das Seed Cycling bei den Probandinnen gewirkt

    Bei den Frauen hat das Seed Cycling laut der Schülerin tatsächlich Wirkung gezeigt: "Die Teilnehmerinnen haben im dritten Monat über weniger psychische und physische Beschwerden berichtet", so Malsch. "Das Seed Cycling könnte damit eine Alternative zu Schmerzmitteln und der Pille darstellen." Für ihre Studie hat die Schülerin bei "Jugend forscht" den Sonderpreis des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) bekommen. Wie ihre Mitschülerinnen Madlen Lindemayr und Lea Hüttl, die bei dem Wettbewerb ebenfalls teilgenommen haben, hat die angehende Abiturientin ihren Versuch außerdem in einer W-Seminararbeit festgehalten.

    Jugend Forscht Albertus-Gymnasium Smartphone und Kurzsichtigkeit
Teilnehmer Fabian Weigl und Fabian Fischer (v.l.).
    Jugend Forscht Albertus-Gymnasium Smartphone und Kurzsichtigkeit Teilnehmer Fabian Weigl und Fabian Fischer (v.l.). Foto: Fritz Ulrich

    Lauinger Studie für "Jugend forscht": Machen Smartphones kurzsichtig?

    „Leg mal dein Handy weg, das ist schlecht für die Augen.“ So oder so ähnlich sagen es viele Eltern und hören es mindestens genauso viele Kinder. Leuchtende Bildschirme wie die von Smartphones oder Tablets werden heutzutage auch in der Schule großflächig eingesetzt. Sie haben aber den Ruf, für Fehlsichtigkeit verantwortlich zu sein. Die Geräte stehen vor allem unter dem Verdacht, junge Nutzerinnen und Nutzer kurzsichtig zu machen. Doch was ist dran an der Vermutung? Um der Sache auf den Grund zu gehen, haben Sebastian Fischer und Fabian Weigl vom Lauinger Albertus-Gymnasium in ihrem Jahrgang eine aufschlussreiche Umfrage durchgeführt.

    „40 Prozent aller Schülerinnen und Schüler in der jetzigen Q12 sind kurzsichtig“, berichtet Fischer im Gespräch mit unserer Redaktion. Ein Viertel aller Schülerinnen und Schüler würden ihr Handy mehr als vier Stunden täglich nutzen. Auch das sei ein Ergebnis jener Fragebögen, die die beiden Aislinger an ihre Mitschülerinnen und Mitschüler ausgeteilt haben. „Das ist viel zu viel“, sagt Fischer im Hinblick auf die täglichen Nutzungszeiten. „Für die Augen ist das sehr anstrengend“, ist sich der 18-Jährige sicher.

    Die Handynutzung zwischen Brillenträgern und Nicht-Kurzsichtigen unterscheidet sich eklatant

    Interessant ist, wie sich die Handynutzung laut der Erhebung zwischen Brillenträgern und Befragten ohne Fehlsichtigkeit unterscheidet. „Zum Beispiel nutzen ein Viertel der Nicht-Brillenträger ihr Handy nur höchstens eine Stunde pro Tag“, erklärt Fischer. Bei den Brillenträgerinnen und -trägern hätte es diesen Anteil erst gar nicht gegeben. Letztere würden ihr Handy mindestens zwei Stunden täglich nutzen. Bloßer Zufall? Oder gibt es da tatsächlich einen Zusammenhang?

    „Es besteht auf jeden Fall eine Korrelation“, stellt Fischer fest. Er gibt zwar zu, dass die Ergebnisse nicht beweisen würden, dass Smartphones in jedem Fall kurzsichtig machten. Fischer und sein Mitschüler Weigl tragen aber selbst eine Brille und seien beide erst kurzsichtig geworden, nachdem sie ein Handy bekommen hätten. „Es könnte also schon was dran sein“, sagt Fischer. Beim Regionalentscheidvon „Jugend forscht“ haben die beiden jedenfalls den zweiten Platz in der Kategorie Arbeitswelt gewonnen.

    Die 17-jährige Madlen Lindemayr aus Schwennenbach hat mithilfe von Kleinstlebewesen die Wasserqualität im Kugelbach bestimmt.
    Die 17-jährige Madlen Lindemayr aus Schwennenbach hat mithilfe von Kleinstlebewesen die Wasserqualität im Kugelbach bestimmt. Foto: Philipp Nazareth

    So gut ist die Wasserqualität im Kugelbach in Schwennenbach

    Dass sich viele Jugendliche um die Umwelt und das Klima sorgen, ist spätestens seit den Protestaktionen von Fridays for Future einer größeren Öffentlichkeit bekannt geworden. Auch die Schülerin Madlen Lindemayr gehört einer Generation an, die sich mit Naturschutz beschäftigt. Für den Wettbewerb "Jugend forscht" hat die 17-Jährige den Kugelbach in ihrem Heimatort Schwennenbach untersucht. "Man hört so viel über immer schlechtere Wasserqualität in unseren Flüssen – da wollte ich mir selbst ein Bild machen", sagt die 17-Jährige über ihre Beweggründe.

    An diesen Stellen hat Lindemayr aus Schwennenbach die Wasserqualität untersucht

    Die Schülerin hat den Kugelbach, der von Oberliezheim aus durch Schwennenbach fließt, an drei Stellen untersucht: im Dorf, im Wald und an einer Messstelle, die an einer Straße liegt. Für die Messungen hat sie sich sogenannter Bioindikatoren bedient. Damit sind vor allem Kleinstlebewesen gemeint, wie Lindemayr erklärt. Hielten die sich an bestimmten Flussabschnitten besonders zahlreich auf, könnte man auf eine gute Wasserqualität schließen, so die 17-Jährige. Gute Bioindikatoren seien etwa der Bachflohkrebs oder die Steinfliegenlarve.

    So schneidet der Kugelbach ab

    Über ein halbes Jahr hat die Schülerin des Dillinger Johann-Michael-Sailer-Gymnasiums am heimischen Kugelbach Proben entnommen. Auf einer Skala von eins bis vier (wobei eins gut ist und vier eher schlecht) hat das Gewässer an allen Stellen eine Qualität von eins bis zwei erreicht. Der Kugelbach hat damit recht gut abgeschnitten, wie Lindemayr sagt. In ihrem Experiment habe sie aber auch festgestellt, dass Kleinlebewesen nur ein grober Indikator für die Wasserqualität sind: "Für eine feinere Bestimmung sollte man auf spezielle Instrumente und chemische Verfahren zurückgreifen." 

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