Die Nachrichten aus der Ukraine, das weitere Vorrücken der russischen Armee in Richtung Kiew, macht Menschen weltweit fassungslos. Immer mehr setzen ein Zeichen für die Ukraine und für Frieden. Und auch im Landkreis Dillingen ist das Bürgerinnen und Bürgern möglich.
Die Meldungen aus der Kriegsregion in der Ukraine haben auch Buttenwiesens Pfarrer Klaus Ammich erschüttert. Wegen der Bilder und dem Eindruck, wie hilflos man selbst ist. Deswegen veranstaltet die Pfarreiengemeinschaft zusammen mit dem Kulturkreis und der Gemeinde Buttenwiesen ein Friedensgebet. Dieses findet am Samstag, 26. Februar, um 20 Uhr auf dem Louis-Lamm-Platz in Buttenwiesen statt. "Mich bewegt zum einen die Situation in der Ukraine, aber auch die Lage der Familien hier, deren Kinder, Ehefrauen oder Ehemänner im Rahmen eines Bundeswehreinsatzes in die Region dort, vielleicht nach Rumänien, versetzt werden. An sie sollte man ebenfalls denken. Der Krieg betrifft auch uns", sagt Ammich.
Buttenwiesens Pfarrer sagt: "Wenn die Menschen uns brauchen, sollten wir da sein"
Der Buttenwiesener Pfarrer spürt, wie hilflos, traurig oder wütend sich viele Menschen fühlen, weil man selbst so wenig machen kann. Daher habe man das Anliegen eines Gebetes um den Frieden in der Welt aufgegriffen. "Denn wenn die Menschen uns brauchen, dann sollten wir da sein." Im ökumenischen Gebet könne man sich in der gemeinsamen Sorge um die Menschen in der Ukraine und auch dem Frieden in ganz Europa zusammenzufinden und Gott um seine Nähe zu bitten. Ganz gleich, welcher Konfession oder welchem Glauben jemand angehört: Alle seien nach Buttenwiesen eingeladen, um sich in diesem so drängenden Anliegen zu verbinden.
Wo Worte vielleicht versagen, weil man seine Gefühle nicht zum Ausdruck bringen kann, könnten Zeichen helfen. Daher bitten die Veranstalter die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Friedensgebetes darum, eine Kerze mitzubringen. "Vielleicht geht es auch mal ums gemeinsame Schweigen und Nachdenken", sagt Pfarrer Ammich.
Gebetet wird auch am Rosenmontag in Wertingen
In Wertingen wird am Montag der Menschen in der Ukraine gedacht. Dort findet schon seit Jahren montags um 12 Uhr ein Mittagsgebet statt, immer im Wechsel in der katholischen St.-Martins-Kirche und der evangelischen Bethlehemkirche.
Am Rosenmontag, 28. Februar, wird das 15-minütige Mittagsgebet in der Bethlehemkirche ganz im Zeichen der aktuellen Lage in der Ukraine stehen. "Die aktuelle Lage dort, die kriegerischen Handlungen, Gewalt und Eskalation, das beschäftigt die Menschen. Der Wunsch nach Frieden und Versöhnung ist groß", sagt Gemeindereferent Michael Hahn. Buttenwiesens Pfarrer Ammich hätte mit seiner Idee für ein Friedensgebet offene Türen eingerannt.
In Gundelfingen kommt das Gebet schon vorher sehr gut an
Das hat auch Annemarie Grätsch bemerkt. Sie hatte am Donnerstag die Nachrichten verfolgt und sofort beschlossen, es müsse in Gundelfingen wieder ein Friedensgebet geben. "Das gab es bei uns schon in 1990er Jahren, als in Israel Krieg. Damals hatten wir spontan entschieden, jeden Tag für den Frieden zu beten." Danach fand jeden dritten Freitag im Monat ein Friedensgebet statt und es entstand der ökumenische Arbeitskreis. Sprecherin seitens der katholischen Gemeinde ist Grätsch, für die evangelische Gemeinde ist es Silke Waldenmayer. Zum Arbeitskreis gehört auch Dekan Johannes Schaufler. Grätsch erzählt: "Als ich beschlossen habe, wir brauchen wieder ein tägliches Friedensgebet, da war das ganz unkompliziert. Das Friedensdenkmal bietet sich an, auch für Menschen, die nicht in die Kirche möchten." Täglich um 18 Uhr kann man ab sofort dort zusammenkommen, eine Kerze mitbringen und für Frieden in der Ukraine, in Europa und der ganzen Welt beten. Nur am Montag, wenn die Corona-Spaziergänger sich dort am Denkmal auf der Bleiche treffen, weichen die Betenden in die evangelische Friedenskirche aus. Auch diese Menschen, sagt Grätsch, sollen ihren Platz haben.
Womit Grätsch jedoch nicht gerechnet hat, ist der riesige Zuspruch, den sie auf ihre Idee sowohl am Telefon als auch per Whatsapp erhalten hat. Die Menschen seien dankbar, dass es die Möglichkeit für ein Gebet gibt. Bis Freitagmittag erreichten die Gundelfingerin allein 50 Bilder mit Gebeten per Whatsapp. Eines davon lautet:
Mein Gott schau Dir das an, ich kann nichts tun. Die gesamte westliche Welt kann nichts tun. Da tobt sich eine Brutalität aus, gegen die wir schon immer hilflos waren. Sei mit den Leittragenden, sei mit uns allen. Selten war es so offensichtlich, dass wir Dich Gott so sehr brauchen."
Ob sie für das tägliche Gebet etwas Besonderes geplant hat? "Ach, wir werden vielleicht gar nicht viel machen. Ein Gebet, ein Lied und Stille. Jeder hat ja auch seine Gedanken, da braucht man nicht viele Worte, die Zeichen sind wichtiger."
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Aktuell wird in der Pfarrengemeinschaft Dillingen bei jedem Gottesdienst auch das Gebet um den Frieden für die Ukraine mit eingeschlossen. Darüber hinaus findet in unserer Pfarrei St. Ulrich Dillingen bereits seit einigen Jahren das Friedensgebet „Punkt 7“, jeweils am 7. jeden Monates statt.
Müssen die Betenden Masken tragen?
Auf Nachfrage bei der Dillinger Polizei gilt: Bei Gottesdiensten im Freien und bei Einhaltung des Mindestabstands von 1,5 Metern kann von der Maskenpflicht abgesehen werden.
So bereitet sich der Landkreis Dillingen auf Flüchtlinge vor
Intensiv bereitet sich derweil das Dillinger Landratsamt auf die Ankunft und Unterbringung von Kriegsflüchtlingen vor. Dafür stehen freie Kapazitäten in den vom Landratsamt zurückliegend angemieteten dezentralen Flüchtlingsunterkünften zur Verfügung.
Auf Nachfrage teilte das Landratsamt weiter mit, dass die Verwaltung die Quartiersmanager in Bereitschaft versetzt hat, falls bereits am Wochenende Flüchtlinge im Landkreis ankommen oder von der Regierung von Schwaben zur Aufnahme zugewiesen werden sollten.
Sollte es in absehbarer Zeit zu einer Flüchtlingswelle ähnlich dem Jahr 2015 mit spontan größeren Zuweisungen kommen, wäre der Landkreis ebenfalls entsprechend vorbereitet: Für diesen Fall könnte erneut die Kreissporthalle in Gundelfingen kurzfristig als temporäre Flüchtlingsunterkunft aktiviert werden. Laut Regierung von Schwaben sollte Bayern mit rund 50.000 ukrainischen Schutzsuchenden rechnen. (mit pm)
Alle Informationen zur Eskalation erfahren Sie jederzeit in unserem Live-Blog zum Ukraine-Konflikt.