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Landkreis Dillingen: Lockdown: So empfinden die Gastronomen im Landkreis die Situation

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Lockdown: So empfinden die Gastronomen im Landkreis die Situation

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    Der zweite Lockdown trifft auch die Gastronomen im Landkreis Dillingen hart. Dass die Schließungen schon zum Ende des Monats wieder aufgehoben sind, das vermuten die wenigsten. Ein Funke Hoffnung auf das Weihnachtsgeschäft schwing aber noch mit.
    Der zweite Lockdown trifft auch die Gastronomen im Landkreis Dillingen hart. Dass die Schließungen schon zum Ende des Monats wieder aufgehoben sind, das vermuten die wenigsten. Ein Funke Hoffnung auf das Weihnachtsgeschäft schwing aber noch mit.

    Der Lockdown ist zurück: Veranstaltungen wurden abgesagt, Kontakte sind beschränkt, und auch Restaurants müssen ihre Türen zumindest in den nächsten drei Wochen wieder geschlossen halten. Nur die Lieferung und Abholung von Speisen ist noch erlaubt. Das sorgt bei vielen Wirten für schlechte Stimmung. Laut einer Umfrage des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga fürchten deutlich mehr als die Hälfte der Betriebe um ihre Existenz. Eine Sorge, die auch viele Gastronomen im Landkreis nicht kaltlässt. Die Stimmung ist gedrückt. Viele von ihnen vermuten, dass das Jahr nun gelaufen sein könnte.

    Warum das Weihnachtsgeschäft für die Gastronomie so wichtig wäre

    Dabei hatte der warme Sommer zunächst versöhnlich gestimmt. Das zeigten zumindest die Zahlen und Umfragen der Dehoga. Mit den Wintermonaten aber beginnt eine schwierige Zeit. Die Entscheidung, aufzuhören, könnte nun dem ein oder anderen geplagten Wirt vielleicht leichterfallen, vermutet Josef Stark, Inhaber des Landgasthofes Stark in Gottmannshofen und Kreisvorsitzender des Dehoga. Er sagt aber auch: „Die meisten unserer Kollegen sind zuversichtlich, dass sie auch den zweiten Lockdown überstehen.“ Verständnis kann der Wirt für die Beschränkungen in der Gastronomie nur teilweise aufbringen: „Es gibt immer schwarze Schafe, doch der Großteil hat sich vorbildliche Hygiene- und Schutzkonzepte überlegt und sich an diese gehalten.“

    Große Hoffnung, in diesem Jahr noch einmal öffnen zu können, hat Stark nicht. „Ich hoffe, ich habe unrecht“, schiebt er nach. Gerade das Weihnachtsgeschäft und die Feiertage seien für die Restaurants wichtig. Unter Einhaltung der geltenden Abstandsregelungen waren die Plätze in seinem Landgasthof die Tage um Weihnachten bereits ausgebucht. In zwei Schichten, so sein Plan, möchte er dann die Gäste bewirten: „Damit können wir alle Vorgaben einhalten und trotzdem viele Plätze anbieten.“ Dieser Umsatz könnte nun aber fehlen, wenn die Infektionszahlen weiter steigen.

    Viele Wirte sind skeptisch in Bezug auf die Wirtschaftshilfen

    Richtig entlasten könnten in dieser Situation dann auch die von der Bundesregierung versprochenen 75 Prozent des Umsatzes aus dem November des Vorjahres nicht, sagt Stark. Rund zehn Milliarden Euro Wirtschaftshilfe möchte der Bund im November bereitstellen. Das Problem: Schon die erste Überbrückungshilfe mussten viele Gastronomen wieder komplett zurückzahlen. Diese Erfahrung hatte auch Stark gemacht: „Dass wir nicht die komplette Summe behalten dürfen, hatte ich vermutet – alles zurückzahlen zu müssen, war aber eine Überraschung.“ Die Erklärung: Zu gut sei der Abholservice gelaufen, und auch das Kurzarbeitergeld sei angerechnet worden. Dass die Bedingungen nicht von vornherein klar sind, kritisiert er. Jetzt habe er ein Darlehen aufnehmen müssen, um die Überbrückungshilfe zurückzahlen zu können. Hätte er das schon zu Beginn gewusst, ergänzt er, hätte er das Geld nicht beantragt.

    Ähnlich erging es auch Petra Mengele vom Gasthof Grüner Baum in Buttenwiesen. Auf die staatlichen Hilfen will sie sich dieses Mal nicht verlassen. Im Frühjahr hatte sie diese zwar erhalten, musste sie aber ebenfalls wieder zurückzahlen. Zu groß ist die Unsicherheit über die Voraussetzungen.

    Gastronomie im Lockdown: Neben Frust ist auch Verständnis da

    Ein bisschen Verständnis hat Mengele für den neuen Lockdown schon. „Meine Meinung ist zweigeteilt: Mit Familien zum Mittagessen war alles kein Problem, aber abends bei Feiern schon“, sagt sie. Mit Alkohol kam die Gemütlichkeit und damit auch die Sorglosigkeit der Gäste. Abstandsregeln und Hygieneauflagen rückten in den Hintergrund. Keine idealen Umstände. Gemeinsam mit ihrem Mann will Mengele auch während der nächsten Wochen Speisen zum Abholen zubereiten. Im Frühjahr sei das Angebot sehr gut angenommen worden, darauf hofft die Inhaberin nun auch. Wenig optimistisch ist sie dagegen in Bezug auf eine baldige Wiedereröffnung. „Wir hoffen einfach darauf, dass wir spätestens im neuen Jahr wieder öffnen können – ansonsten wäre das wirklich fatal“, sagt sie.

    Daran glauben, dass er in drei Wochen schon wieder die Türen von Restaurant und Hotel öffnen wird, kann auch Daniel Stoiber von der Glocke in Höchstädt nicht. „Dieses Jahr ist nichts mehr drin“, vermutet er. Die Enttäuschung darüber ist groß. Der Inhaber hatte sich im Frühjahr viele Gedanken um ein funktionierendes Hygienekonzept gemacht. Alle Auflagen habe er erfüllt, und sogar ein Luftreinigungsgerät, das die Viren zuverlässig aus der Luft filtern soll, hatte sich Stoiber zugelegt. Dass die Gastronomie nun schließen musste, obwohl nach offiziellen Zahlen prozentual nur wenige Infektionen darauf zurückzuführen sind, sorgt bei dem Betreiber für Unverständnis. Selbst die versprochenen staatlichen Hilfen können darüber nicht hinwegtrösten. Zu gering fallen sie aus: „Den Gewinn, den wir normalerweise erwirtschaften würden, decken sie nicht.“ Auch die Unsicherheit ist groß. Betriebe, die im vergangenen Jahr wegen Renovierungsarbeiten geschlossen hatten oder erst später geöffnet haben, so der Inhaber, hätten es schwer.

    Ein Angebot zum Abholen gibt es in der Glocke nicht. „Unsere Gäste wollen nicht einfach nur ein Essen auf dem Teller“, sagt der Wirt. Ambiente und Service spielten eine große Rolle. Verpacktes Essen in Transportboxen könne damit nicht mithalten. Auch sein zweites Standbein, das Hotel, ist von den Schließungen hart getroffen. Nur Geschäftsreisende dürfen im Moment die Zimmer belegen. Im Frühjahr hatte es davon nur wenige gegeben. „Nächste Woche haben wir ein paar Buchungen, doch selbst dann ist nur knapp jedes vierte Zimmer belegt“, sagt er.

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    Auf Geschäftsreisende wartet auch Philipp Pippert vom Kannenkeller in Lauingen vergebens. Schon im Frühjahr hatten sie nur noch vereinzelt den Weg dorthin gefunden: „Zwar hatten wir in den Sommermonaten viele Touristen, aber die konnten den Ausfall nicht komplett kompensieren“, sagt er. Froh ist der Inhaber aber dennoch, dass er verschiedene Zielgruppen bedienen kann. So auch mit seinem Foodtruck, der inzwischen winterlich dekoriert wurde. Gäste können seit Beginn der Woche wieder Speisen dort abholen.

    Auch für Gudrun Hander, Inhaberin des Gasthofs Sonne in Echenbrunn und stellvertretende Kreisvorsitzende der Dehoga, sind die Wirtschaftshilfen für den neuerlichen Lockdown nur ein kleiner Trost: „Seit Ende Oktober gibt es in unserem Hotel keinen Tag, an dem bestehende Reservierungen für November nicht wieder storniert worden sind.“ Tagungen, Familien- und Weihnachtsfeiern sind ersatzlos abgesagt worden. Und auch für Dezember hat Hander schon viele Stornierungen. „Man kann nur hoffen, dass das Geschäft an den Weihnachtsfeiertagen stattfinden darf. Und dann kommen ja noch die eher ruhigeren Monate im Januar und Februar, dann könnte es für viele Gastronomen existenziell eng werden“, sagt sie.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar unserer Autorin: Corona-Pandemie: Wir müssen alle an einem Strang ziehen

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