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Landkreis Dillingen/Landkreis Günzburg: Landkreise Dillingen und Günzburg prüfen „strategische Allianz“

Landkreis Dillingen/Landkreis Günzburg

Landkreise Dillingen und Günzburg prüfen „strategische Allianz“

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    In einer Gesundheitsregion Dillingen-Günzburg könnten die vier Kreiskliniken Krumbach, Günzburg, Dillingen (Foto) und Wertingen zusammenarbeiten. Derzeit denken die beiden Landkreise über ein „strategische Allianz“ nach.
    In einer Gesundheitsregion Dillingen-Günzburg könnten die vier Kreiskliniken Krumbach, Günzburg, Dillingen (Foto) und Wertingen zusammenarbeiten. Derzeit denken die beiden Landkreise über ein „strategische Allianz“ nach. Foto: Christina Brummer

    Es tut sich viel in der deutschen Kliniklandschaft. Viele Häuser sind in finanzieller Schieflage, viele beklagen nicht nur die Pläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), sondern auch die Art und Weise, wie diese kommuniziert werden. Im Herbst wird wohl nun aber in Berlin final über die Krankenhausreform entschieden. Experten sind sich einig: Die Reform wird kommen. Und mit ihr wohl eine veränderte Krankenhauslandschaft. Es wird höchstwahrscheinlich weniger Kliniken geben, die dasselbe im Angebot haben. Kleine Krankenhäuser befürchten, dass die Reform sie von der Landkarte tilgen wird, weil sie deren Anforderungen nicht erfüllen können. Die Reform sollte eigentlich das Kliniksystem erneuen, den Druck nehmen, möglichst viel zu behandeln – und auch die Kosten im Gesundheitswesen senken. Im Landkreis Dillingen kann man auf diesen Effekt – sollte er eintreten, nicht abwarten. Im Juni 2023 beschloss der Kreistag ein Sparkonzept, das seither umgesetzt wird. Doch das brachte noch keine dauerhafte Trendumkehr. Ein weiteres Gutachten hat nun eine engere Kooperation mit den Kliniken im Kreis Günzburg untersucht und liefert erste Ergebnisse.

    Die hat der Landkreis Dillingen in einer Pressemitteilung veröffentlicht. Die Krankenhausreform werde das Leistungsspektrum vieler Kliniken insbesondere im ländlichen Raum massiv einschränken, heißt es darin. Der Trend gehe zudem zu ambulanten Behandlungen. Kliniken finanzierten sich und ihren Apparat vor allem aber über die Abrechnungen mit stationären Leistungen.  

    Landkreise wurden als gesamte „Gesundheitsregion“ betrachtet

    Ein weiterer Trend ist daher in der Kliniklandschaft zu beobachten: der Trend zur Kooperation. So wird es in Zukunft wohl weniger unabhängig organisierte, kleinere Häuser geben, sondern große Klinikverbünde. Wie es in der Pressemitteilung heißt, habe man sich deshalb im Kreis Dillingen und im Kreis Günzburg „bereits vor einigen Monaten dazu entschlossen, die Gesundheitsversorgung regional zu denken“. Zwar wurden im Rahmen der Kliniken-Konsolidierung im Kreis Dillingen bereits Kooperationen geschlossen, etwa mit der Günzburger Bezirksklinik in Sachen neurologischer Notfälle, und mit der Nördlinger Klinik in Sachen Herzoperationen, doch die im neuen Gutachten untersuchte Kooperation soll offenbar darüber hinausgehen. Dazu wurde auf Empfehlung und mit Förderung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention ein Gutachten erstellt, welches beide Landkreise als eine mögliche Gesundheitsregion betrachtet.

    Machbarkeitsstudie: Bündelung von Leistungen scheint sinnvoll

    Die Beratungsfirma Roland Berger aus Hamburg hat dafür zwischen April und Juli 2024 eine Machbarkeitsstudie erstellt. Schwerpunkte der Untersuchung lagen auf den Landkreisen Dillingen und Günzburg – mit Notfallversorgung sowie stationärer und ambulanter Versorgung. Zwischenzeitlich liegt das Ergebnis der Expertise vor. Zum Inhalt erklären die Landräte Markus Müller (FW) und Hans Reichhart (CSU) übereinstimmend, dass die Berater nach intensiven Analysen eine ganze Reihe von Empfehlungen ausgearbeitet haben, über die nun in den politischen Gremien vertiefend beraten werden muss. In der Pressemitteilung heißt es: „Im Sinne einer bestmöglichen Patientenversorgung, auch im Notfall, erscheint nach Empfehlung der Gutachter vor allem im Bereich akutstationärer Behandlungen die Bündelung von Leistungen sinnvoll.“ Es könnten also manche Behandlungsspektren an einer der Kliniken in Günzburg, Krumbach, Dillingen oder Wertingen gebündelt werden. Ähnliche Potenziale hat die Studie für ambulante Leistungen herausgearbeitet.

    Umstrukturierungen bereits in der Geburtshilfe im Kreis Günzburg

    Auch in der Telemedizin sieht das Gutachten neue Möglichkeiten – zum Beispiel in Zusammenarbeit mit Hochschulkliniken. Weiter heißt es in der Pressemitteilung: „Behandlungszentren könnten gerade bei seltenen, komplexen oder schwerwiegenden Erkrankungen die Versorgungsqualität stärken. Ein Krankenhausverbund ist ebenfalls denkbar.“ In der Mitteilung wird eine solche Zusammenarbeit als „strategische Allianz“ bezeichnet, die Chancen biete, Wirtschaftlichkeit und Autonomie der Kliniken zu stärken.

    Nun soll es weitere Gespräche geben. Zwischen den Landkreisen, aber auch mit dem bayerischen Gesundheitsministerium. Die Krankenhauslandschaft im Kreis Dillingen unterscheidet sich dabei in mehreren Punkten von der im Landkreis Günzburg. Dort hat man sich schon etwas früher daran gemacht, die Kliniken umzubauen. Erst kürzlich wurde die Schließung der Geburtsstation in Krumbach angekündigt. Die Zahl der Entbindungen war dort in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Und der Kostendruck gestiegen. Die Geburtenstation wird nun in Günzburg konzentriert.

    Entscheidung über Kooperation soll bis Ende des Jahres fallen

    Der Kreis Günzburg verfügt zudem über eine Bezirks- und zwei Kreiskliniken (Günzburg und Krumbach). Die Kreiskliniken sind dort, anders als im Kreis Dillingen, zudem als Kommunalunternehmen organisiert. Landrat Hans Reichhart (CSU) muss Entscheidungen zu den Kliniken daher nur im Verwaltungsrat abstimmen. Im Landkreis Dillingen mit seiner gemeinnützigen Klinik-GmbH müssen Krankenhaus-Themen nicht nur im Aufsichtsrat, sondern auch in den Kreisgremien besprochen werden. Dort und in den Kreisfraktionen will Landrat Markus Müller die Kooperation nun vertieft diskutieren, heißt es in der Pressemitteilung. Die Gespräche mit dem Landkreis Günzburg verliefen zudem „völlig ergebnisoffen“. Die konkrete Organisation der Notfallbehandlung wird ein weiteres bedeutendes Thema der anstehenden Gespräche zwischen beiden Landkreisen und den Kliniken sein. Bis Ende des Jahres soll dann aber eine Entscheidung getroffen werden, wie es für die Kliniken im Landkreis Günzburg und im Kreis Dillingen weitergeht. Ob zusammen oder allein. (mit AZ)

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