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Landkreis Dillingen: Landkreis Dillingen: So steht es um den Beitritt zum Augsburger Verkehrsverbund

Landkreis Dillingen

Landkreis Dillingen: So steht es um den Beitritt zum Augsburger Verkehrsverbund

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    Mit einer AVV-Streifenkarte kommt man noch in den Altlandkreis Wertingen. Dann muss man ein Ticket der RBA lösen.
    Mit einer AVV-Streifenkarte kommt man noch in den Altlandkreis Wertingen. Dann muss man ein Ticket der RBA lösen. Foto: Christina Brummer

    Den Landkreis durchzieht eine Grenze. Zumindest eine imaginäre. Obwohl der Altlandkreis Wertingen schon seit 50 Jahren nicht mehr existiert, gibt es ihn in Sachen ÖPNV noch immer. Wertingen, Buttenwiesen, Binswangen: All diese Kommunen werden von Bussen des Augsburger Verkehrsverbundes (AVV) bedient. Der Rest des Landkreises wird von der Schwabenbus GmbH abgedeckt. So weit, so kompliziert.

    Für Pendler, die Bus und Bahn nutzen, ist es bislang aber nicht nur kompliziert, sondern auch teurer. Etwa, für diejenigen, die vom Kreis Dillingen nach Augsburg wollen oder umgekehrt. Das geht am schnellsten über Donauwörth. Bis dorthin reicht auch der Augsburger Tarifverbund. Doch die Strecke im "Altlandkreis Dillingen" kostet extra. Sowie die Fahrt innerhalb von Augsburg, falls man nicht direkt am Hauptbahnhof arbeitet. Momentan kommen zum Tarifdschungel noch weitere Probleme hinzu: Wegen Bauarbeiten auf der Strecke zwischen Augsburg und Meitingen ist es derzeit schwierig, nach Donauwörth zu kommen, denn seit Dienstag fährt keine Bahn des neuen Anbieters Go-Ahead mehr

    Eine Studie soll die Sinnhaftigkeit einer AVV-Verbundunion prüfen

    Überlegungen, zumindest ein bisschen Licht ins Tarifdickicht zu bringen, gibt es im Landkreis Dillingen und Donau-Ries schon länger. Aktuell läuft dazu eine Grundlagenstudie, ob ein Beitritt zum Augsburger Verkehrsverbund (AVV) sinnvoll wäre. Doch wie steht es um das Projekt, wenn mit dem 49-Euro-Ticket ohnehin überall gefahren werden kann?

    Bernd Rapp, Sachbearbeiter für den ÖPNV am Dillinger Landratsamt, sagt, dass die verkehrlichen Untersuchungen Mitte vergangenen Jahres abgeschlossen wurden. Analysiert wurde laut Rapp unter anderem, wie sich die Bevölkerungsstruktur bis 2030 entwickelt und wie groß die Verkehrsströme aus dem Kreis Dillingen in die Nachbarlandkreise sind. 

    Im neuen Tarifsystem würde es "zwangsläufig zu Preisänderungen" kommen

    Die Bilanz des Gutachters: eine Empfehlung für den Beitritt zum AVV. Was nun fehlt, sind die Untersuchungen, ob das Ganze sich nicht finanziell als Millionengrab erweisen könnte. Ein Unternehmen führt deshalb im Auftrag des AVV eine Umfrage unter Fahrgästen durch. Die Befragungen werden sich über ein Jahr hinziehen. Bei der Umfrage geht es um die Tickets, die die Menschen nutzen, ob sie zur Arbeit oder zur Schule fahren oder in ihrer Freizeit mit dem Bus unterwegs sind. Diese Daten seien, anders als die Daten zu den Verkehrsströmen, schlicht noch nicht vorhanden oder nicht aussagekräftig genug. Begonnen hat man mit der Studie Mitte 2021, ein abschließendes Ergebnis wollen die beteiligten Landkreise bis Ende 2024 auf dem Tisch haben. "Das Projekt befindet sich im Zeitplan", sagt Rapp. 

    Doch warum braucht es eine solch lange Zeit, um zu bestimmen, ob eine Aufnahme in den AVV sinnvoll ist? "Schwierigkeiten liegen vor allem in den unterschiedlichen Tarifstrukturen des Verkehrsverbundes und der zu integrierenden Verkehre", sagt Rapp. "Die Preistafeln, Preisstufen, Fahrscheinarten und der Tarifzonenzuschnitt unterscheiden sich." Bei einer Integration in den anderen Verkehrsverbund wolle man natürlich die bestehenden Tarife beibehalten, dennoch werde es wohl "zwangsläufig zu Preisänderungen" kommen. 

    Wie wirkt sich das 49-Euro-Ticket auf die Verbundunion aus?

    Senkt man die Preise, führt das natürlich dazu, dass die Verkehrsunternehmen weniger einnehmen. Die geringeren Erlöse müssen mitunter die Landkreise und kreisfreien Städte ausgleichen. "Dabei können erhebliche Beträge zusammenkommen", sagt Rapp. Eine finanzielle Belastung, die Landkreise nicht gern zusätzlich auf sich nehmen wollen. Eine Preiserhöhung wäre den Fahrgästen wohl ebenfalls schwer zu vermitteln. Viele empfinden den Öffentlichen Nahverkehr ohnehin schon als zu teuer. 

    Doch bald schon soll ja zumindest hier Abhilfe geschaffen werden: Zum 1. Mai soll das 49-Euro-Ticket kommen und eine Schneise in den deutschen Tarifdschungel schlagen. Ist damit auch die AVV-Tarifunion vom Tisch? Sachbearbeiter Bernd Rapp erwartet, dass das Ticket vor allem das Zeitkartensegment "erheblich verändern" wird. Die Erlöse, die die Verbünde bislang mit den Zeitkarten gemacht haben, werden dementsprechend schrumpfen. Doch was ist mit den Gelegenheitsfahrern, für die sich ein 49-Euro-Ticket nicht lohnt? Rapp sagt, man sehe das Ticket in dieser Hinsicht sogar als Chance, denn die Verbundintegration sei so "mit deutlich geringeren" Mitteln umzusetzen. Heißt: Gibt es bei beiden Systemen keinen Tarifdschungel mehr, so ist der Aufwand, beide Gebiete miteinander zu verweben, auch geringer. Der Wille ist also bei den Landkreisen noch immer da, eine Vereinheitlichung der Tarife zu schaffen, auch wenn ein Großteil der Pendler wohl gar nicht mehr darauf angewiesen sein wird. Für Rapp sind jedoch noch viele rechtliche und wirtschaftliche Fragen beim Deutschlandticket ungeklärt.

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