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Landkreis Dillingen: Kommt der Wolf wieder in den Landkreis Dillingen?

Landkreis Dillingen

Kommt der Wolf wieder in den Landkreis Dillingen?

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    „Der Wolf bei uns, das wäre eine Katastrophe.“Wann lässt sich der Wolf wieder im Landkreis Dillingen blicken? In den angrenzenden Regionen Augsburg, Donauwörth, Ries oder Günzburg wurde Meister Isegrim, wie der Wolf in der Fabel genannt wird, bereits gesichtet. Diese munteren Exemplare wurden in einem Wildpark fotografiert.
    „Der Wolf bei uns, das wäre eine Katastrophe.“Wann lässt sich der Wolf wieder im Landkreis Dillingen blicken? In den angrenzenden Regionen Augsburg, Donauwörth, Ries oder Günzburg wurde Meister Isegrim, wie der Wolf in der Fabel genannt wird, bereits gesichtet. Diese munteren Exemplare wurden in einem Wildpark fotografiert.

    Beim dreiseitigen Meldeformular des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) will man es ganz genau wissen. Wer das elektronische Papier der Augsburger Behörde ausfüllt und absendet, muss zunächst die gesichtete Tierart ankreuzen, den Bär, den Luchs oder den – gleich an erster Stelle stehenden – Wolf. Neben zahlreichen Angaben wie Datum, Ort, Uhrzeit sowie vielen Details zum Tier oder dem gerissenen Körper eines Beutetiers wird auch die Angabe von Name, Anschrift und Telefon erwartet. Dort könnten bald auch Daten aus dem Landkreis Dillingen stehen, wenn die Entwicklung bei dem Raubtier mit einem höchst durchwachsenen Ruf in der Gesellschaft so weitergeht.

    Wöchentlich neue Berichte über die Wiederentdeckung des Wolfs

    Seit seinem Wiedereinzug im Freistaat vor mehr als 15 Jahren werden in Bayern fast wöchentlich neue Berichte über seine Wiederentdeckung abgegeben. Zuletzt immer mehr aus Gebieten knapp an der Landkreisgrenze entlang. Ob in den Regionen Augsburg, Donau-Ries oder Günzburg, „Meister Isegrim“, dessen junge Exemplare pro Tag bis zu 70 Kilometer zurücklegen können, nähert sich der Gegend zwischen Syrgenstein und Buttenwiesen immer mehr oder hat uns schon längst unerkannt durchquert.

    „Der Wolf bei uns, das wäre eine Katastrophe“, zeigt sich der Kreisgeschäftsführer beim Bayerischen Bauernverband (BBV), Eugen Bayer, schon bei dem Gedanken daran entsetzt. Schon jetzt durchziehe die Furcht vor dem unwillkommenen Besucher die Landnutzer in freier Natur, die Aufregung sei groß. „Unsere Weidehalter haben Angst“, sagt Bayer. Innerhalb des Berufsstandes werde das leidige Thema schon seit Jahren immer wieder diskutiert. Auch das BBV-Generalsekretariat in München schlägt Alarm: „Der Wolf stellt eine riesige Gefahr für Weidetiere dar.“

    Für das Gebiet an Donau und Zusam signalisiert Kreisobmann Klaus Beyrer: „Wir stehen wegen des Wolfs Gewehr bei Fuß.“ Damit wollte der diskurserprobte Streiter für die Landwirte eher sinnbildlich auf die hohe Bereitschaft der Agrarbranche hinweisen. Sein Satz könnte aber auch wortwörtlich genommen werden, zumal schon BBV-Präsident Walter Heidl nach schweren Wolfsübergriffen im Allgäu die Bejagung forderte. Dem folgt Landwirt Beyrer, der den vierbeinigen Räuber schleunigst im Jagdrecht verankert sehen möchte.

    Was die Dillinger Jäger zur möglichen Rückkehr des Wolfs sagen

    Als Hauptgrund dafür nennt Heidl den Irrtum, wonach der Wolf äußerst scheu daherkomme und eher als harmlos einzustufen sei. Davon hält Richard Kraus als Zweiter Vorsitzender der Kreisjägervereinigung Dillingen wenig und weist die verbreitete Ansicht zurück, wonach seine Kollegen das Tier ablehnten: „Das stimmt einfach nicht, wir stehen vielmehr relativ neutral zu der Sache.“ Noch herrscht Kraus zufolge bei den Mitstreitern im Grünrock Ruhe vor. Sollten die Nachrichten vom zurückgekehrten Tier in unseren Landkreis überschwappen, dann könne das die Situation gründlich ändern. „Anzunehmen, dass wir hier verschont bleiben und quasi auf einer Insel der Glückseligen leben, halte ich für eine sehr blauäugige Betrachtung“, warnt der Jäger. „Aber ich hoffe, dass wenn er kommt, er dann gleich wieder verschwindet.“

    Für das glatte Gegenteil spricht sich Thomas Hefele, Zweiter Vorsitzender der Kreisgruppe beim Bund Naturschutz, aus. „Wir freuen uns über das Auftauchen eines Vertreters aus der Tierwelt, dem eine Schlüsselposition in unserem Ökosystem zukommt.“ Wenn er denn da sei, sei das gut so, schließlich gehöre der Wolf zu uns. Etwas nüchterner heißt es aus dem Landratsamt, als untere Naturschutzbehörde seien ihm im Rahmen von staatlichen Managementplänen und dem Aktionsplan Wolf des LfU bestimmte Aufgaben zugewiesen. So sei etwa ein Ansprechpartner bestellt worden, der momentan eine beobachtende Funktion wahrnehme und Meldungen über das vermeintliche Auftreten eines solchen Tiers entgegennehme (09071/51-201). Man stehe in engem Kontakt mit dem Landesamt. Diese Stelle würde auch eine Bewertung vornehmen, ob es sich um den Nachweis eines Wolfes handele. Dieser komplexe und teils langwierige Prozess führte immer wieder zu Kritik von Jägern oder Vieh-Haltern. Denn nur wenn das LfU Gebiete auf einer Bayernkarte als sogenannte Förderkulisse ausweist, können Mittel zur Entschädigung fließen. Etwa für Zaunbauten oder Herdenschutzhunde. Ob das den Grund dafür darstellt, dass viele Tier-Sichtungen oder Vorfälle erst gar nicht gemeldet werden? Georg Zettler vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Wertingen, weist jedenfalls auf die wenigen festgelegten Bezirke in Schwaben hin. Der Berater für Schaf- und Ziegenzucht sowie landwirtschaftliche Wildhaltung sieht eine „hohe Bedrohung für Tierhalter“, und: „Ein früher eher abstraktes Thema wird nun konkreter.“

    Dennoch könnten für die mehr als 90 Betriebe mit Schafhaltung Entschädigungen infrage kommen. Manche wie Jäger Richard Kraus und Landwirt Klaus Beyrer machen jedoch den „viel zu hoch angesetzten Schutzstatus von Wolf wie auch Biber“ für den Millionenaufwand an Vorsorge- und Reparaturkosten verantwortlich: „Das sind Steuergelder, wohlgemerkt.“ Doch Geld allein macht auch in diesem Bereich nicht glücklich. Werner Liebert, Hobbyschäfer im Wertinger Stadtteil Geratshofen, treibt große Angst um seine 75 Tiere um. Sie stehen noch bis zum April im Stall. Entschädigung sei ja gut, aber ihm tue jedes einzelne Vieh leid, das künftig in Gefahr schweben könne.

    Der Dillinger Polizei sind keine dokumentierten Fälle mit Wölfen bekannt

    Zumindest der Polizei in Dillingen zufolge sind im Landkreis bislang keine dokumentierten Fälle mit Wölfen bekannt geworden, worauf Sprecherin Katharina von Rönn verweist. Die Polizeihauptmeisterin stammt aus Niedersachsen, einem Bundesland mit drei Dutzend fest etablierten Wolfsrudeln. Eine Friseurmeisterin beim Frisiersalon Helmut Dunkl in Wertingen wurde – ebenfalls in dem großen Flächenland großgeworden – schon als Kindergartenkind auf die nötige Distanz zu dem dort lebenden Raubtier hingewiesen. Ihr Name: Christina Wolf.

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