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Landkreis Dillingen: Klima-Serie: Wieso sich Photovoltaikanlagen ab 2023 mehr lohnen

Landkreis Dillingen

Klima-Serie: Wieso sich Photovoltaikanlagen ab 2023 mehr lohnen

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    Photovoltaikanlagen auf dem Dach sollen sich durch die Änderungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) noch mehr lohnen.
    Photovoltaikanlagen auf dem Dach sollen sich durch die Änderungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) noch mehr lohnen. Foto: Jan Woitas, dpa (Symbolbild)

    Ab Januar 2023 tritt das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Kraft. Dieses steuert unter anderem den Ausbau von Photovoltaikanlagen. Was ändert sich durch die Neuerungen?
    ROBERT IMMLER: Das Ziel der Bundesregierung ist es, dass sich der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion innerhalb weniger Jahre fast verdoppelt. Das soll durch die Windkraft, aber auch durch Photovoltaik-Anlagen erreicht werden. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz, also das EEG, ändert sich ab Januar. Neben der EEG-Umlage ändern sich Regelungen, wie die Einspeisevergütung, die Einkommens- und Umsatzsteuerbefreiung.

    Was bedeutet das für Menschen, die über eine PV-Anlage nachdenken?
    ROBERT IMMLER: Bei der Einspeisevergütung wird der Einspeisesatz leicht angehoben. Dadurch werden die Anlagen nochmal besser gefördert. Noch wichtiger ist, dass sich steuerrechtlich etwas verändert hat: Wer eine PV-Anlage besitzt oder neu installiert, muss ab kommendem Jahr keine Einkommenssteuer mehr auf die Einspeisevergütung bezahlen. Das gilt bis zu einer Größe von 30 Kilowatt-Peak. Dadurch fällt die Steuererklärung leichter, aber es kann auch steuerliche Vorteile bringen. Und wenn eine Anlage ab 2023 auf einem privaten oder öffentlichen Gebäude gebaut wird, muss dafür keine Umsatzsteuer, die 19 Prozent beträgt, mehr gezahlt werden. Diese Umsatzsteuerbefreiung für den Bau und Kauf von PV-Anlagen bringt gerade bei kleineren Anlagen einen Vorteil. Auch der Abbau der Bürokratie ist erheblich. Bisher konnte man schon die Umsatzsteuer zurückholen, musste hierfür aber eine Umsatzsteuerklärung machen. Das fällt jetzt weg.

    Was ändert sich dadurch in der EEG-Umlage? 
    ROBERT IMMLER: Die Förderung erneuerbarer Energien wurde bisher auf die Stromverbraucher umgelegt. Anfang 2022 hat sich die EEG-Umlage schon halbiert, nun ist sie seit dem Sommer abgeschafft. Dadurch wird die Stromrechnung für die Verbraucher deutlich günstiger. Pro Kilowattstundeverbrauch sind das 6,5 Cent weniger. Das ist eine Minderung von etwa 20 Prozent. Das relativiert sich aber wieder durch die Strompreissteigerungen ausgelöst durch den Ukraine-Krieg.

    Gibt es auch Veränderungen für Menschen, die schon eine Photovoltaikanlage besitzen?
    ROBERT IMMLER: Für Besitzerinnen und Besitzer von PV-Anlagen ändert sich nicht viel. Sie müssen keine Einkommenssteuer mehr machen. Denn die Einnahmen sind gegenüber den Ausgaben beim Betrieb der PV-Anlage nicht relevant, und deswegen braucht man keine Einnahmen-Überschuss-Rechnung mehr zu machen.

    Wir stecken in einer Energie- und Wirtschaftskrise. Lohnt sich die Investition in eine PV-Anlage aktuell überhaupt?
    ROBERT IMMLER: Durch die Energiekrise erkundigen sich aktuell viele, was der Strom kostet, wenn sie ihn vom Anbieter beziehen oder selbst produzieren. Die Rechnung zeigt, dass sich selbst produzieren lohnt. Den Preis für die Installation einer PV-Anlage zahlt man einmal. Danach stellt man seinen Strom sehr günstig selbst her. Unter der Annahme von steigenden Strompreisen rechnet sich das. Die Entwicklung der Preise ist zwar unsicher, aber sie werden voraussichtlich deutlich höher als vor der Energiekrise bleiben.

    Wie findet man heraus, dass sich eine PV-Anlage auf dem eigenen Dach lohnt?
    ROBERT IMMLER: Im Solarpotenzialkataster unter solare-stadt.de kann jede und jeder sein Hausdach finden und nachschauen, ob das für eine PV-Anlage geeignet ist. So können auch zumindest erste grobe Schätzungen und ein Autarkie-Grad für eine Anlage herausgefunden werden. Das ist aber nur ein erster Eindruck, lieber sollten Experten das einschätzen. Wer es genauer wissen will, kann sich bei einer Energieberatung helfen lassen. Dafür sind die Verbraucherzentralen zu empfehlen, die größtenteils kostenlos sind. Danach sollte sich man bei einem Installateur informieren. Auch lohnt es sich, aktuell mehrere Angebote einzuholen. Denn durch die Energiekrise ist die Nachfrage und damit der Preis angestiegen. Da muss man überlegen, ob man aktuell nicht etwas mit dem Bau von Photovoltaikanlagen abwartet, Angebote in Ruhe vergleicht, bis der Hype sich abschwächt. Vielleicht senken sich die Kosten wieder, aber das ist reine Spekulation mit der aktuellen Inflation.

    Wenn man sich für eine Photovoltaikanlage entschieden hat, was braucht es für die Umsetzung?
    ROBERT IMMLER: Prinzipiell muss man sich überlegen, wie groß man die Anlage bauen möchte. Entweder man setzt auf so viel wie möglich oder so viel, wie mindestens benötigt. Im kleineren Ansatz spart man zwar Investitionskosten, ist aber weniger autark. Umgekehrt, wer das Geld hat und in eine PV-Anlage investiert, kann das Dach an geeigneten Stellen mit PV-Modulen belegen und über die lange Sicht den Strom auch für Elektromobilität und die Wärmeerzeugung nutzen. Aber man muss sich mit dem Thema tiefgehend befassen. Hilfe bieten die Verbraucherzentrale, das Solarkataster und auch die Vorträge der Sonnenkampagne des Landkreis Dillingens.

    Zur Person

    Robert Immler ist Energieberater beim Energie- & Umweltzentrum Allgäu, kurz Eza!, das den Landkreis Dillingen in Umweltfragen berät. Immler hält im Rahmen der Sonnenkampagne des Landkreises auch Vorträge zum Thema. 

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