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Landkreis Dillingen: Keine Kraft zum Einkaufen? So wird Senioren geholfen

Landkreis Dillingen

Keine Kraft zum Einkaufen? So wird Senioren geholfen

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    Cornelia Graf und Stefanie Lößner (von links) gehen ein Mal im Monat mit Senioren einkaufen. Dazu gehört nicht nur Hilfe im Supermarkt, sondern auch Abholen daheim, Hilfe beim Transport, mit dem Rollator und daheim beim Einräumen der Waren. Das Angebot der Malteser Dillingen ist umsonst.
    Cornelia Graf und Stefanie Lößner (von links) gehen ein Mal im Monat mit Senioren einkaufen. Dazu gehört nicht nur Hilfe im Supermarkt, sondern auch Abholen daheim, Hilfe beim Transport, mit dem Rollator und daheim beim Einräumen der Waren. Das Angebot der Malteser Dillingen ist umsonst.

    Der Bus hält am Parkplatz vor dem Supermarkt. Mühsam und vorsichtig arbeiten sich zwei Senioren aus dem Innenraum heraus. Betreuerinnen stützen sie. Dann geht es ab zum Einkaufen.

    Seit einem Jahr bieten die Dillinger Malteser „Einkaufen mit Senioren“ an. Ein Mal im Monat werden die älteren Damen und Herren daheim abgeholt und beim Einkaufen unterstützt. Der Bus fährt nicht nur einen Supermarkt an, das Angebot ist kostenlos und zum Schluss wird noch in ein Café eingekehrt. Danach werden alle mitsamt ihren Einkäufen wieder nach Hause gebracht. Und die Betreuerinnen, Cornelia Graf und Stefanie Lößner, helfen sogar noch beim Einräumen der Lebensmittel. Trotzdem kommt das Angebot nicht so gut an wie erhofft.

    Die Nachfrage ist gering

    Nur zwei Senioren sind heute mit dabei, wir nennen sie Toni und Anni. Beide sind alleinstehend, beide können nicht mehr Auto- oder Fahrradfahren, Angehörige haben sie nicht. Beide sind aus Dillingen. Doch die Malteser würden Menschen aus dem ganzen Landkreis mitnehmen, betont Stefanie Remmele. Sie leitet den Standort des Hilfsdienstes in Dillingen. Und kann die geringe Nachfrage nicht verstehen. Auf dem Land hätten vielleicht viele Familie und Nachbarn, die helfen. Aber in der Stadt?

    Anni nimmt das Angebot immer schon dankend an. Die 68-Jährige hat sich schon vor dem Einkaufen eine Einkaufsliste gemacht und ausgerechnet, ob das Geld reicht. 230 Euro stehen ihr von ihrer monatlichen Rente in Höhe von 800 Euro zur Verfügung. Erster Stopp ist der Geldautomat im Dillinger Westen. Dann geht es zum Discounter. Alles mit dem Bus. Jeder Schritt fällt den beiden Rentnern schwer. Nächster Halt ist ein Supermarkt. Von Anfang an fällt auf: Das Quartett achtet genau auf die Preise. Eine Semmel für 40 Cent ist Annie zu teuer. Der billige Lachs ist schon vergriffen, der andere kostet zu viel. Stattdessen gibt es Himbeerkaba für den Blutzucker und tiefgefrorene Frühlingsrollen mit Soße. Und jede Menge Kresse. „Die ess’ ich gerne auf Brot mit etwas Wurst“, sagt die Rentnerin. Sie sitzt mitten im Supermarkt auf ihrem Rollator, während Stefanie Lößner einen Artikel nach dem anderen von der Liste holt. Später geht es noch zu einem anderen Supermarkt, vielleicht ist es da günstiger.

    Die Nachbarin ist krank

    Toni braucht Trockenobst für die Verdauung im Sommer, liebt Wetzel-Oblaten und nimmt sich rote Rosen mit. Fröhlich schiebt er den Einkaufswagen an den Regalen vorbei und verteilt Komplimente an alle. Er genießt den Tag. „Es könnte so schön sein. Wenn die Schmerzen nicht wären.“ Die Arthrose bremst den über 80-Jährigen aus. „Wenn ich nur Fahrradfahren könnte.“ Die Tochter wohnt weit weg, die Nachbarin ist selbst krank; Toni nutzt den Dienst der Malteser für nahezu alle seine Einkäufe. „Sonst brauche ich ein Taxi.“ Viel liegt nicht in seinem Einkaufswagen.

    Ein paar Rettiche noch, das war’s. „So viel isst man ja alleine gar nicht“, sagt der Senior nachdenklich. Doch an der Kasse ist er schon wieder zu Scherzen aufgelegt und flirtet mit der Verkäuferin. Annie rollt auf ihrem Rollator sitzend an der Kasse vorbei, während Lößner zahlt und die Einkäufe in Taschen verräumt. Dann geht es zum Kaffeetrinken. Graf und Lößner sind sich sicher, das ist der Höhepunkt für die beiden Senioren. Nicht, weil Kaffee, Kuchen oder in Tonis Fall ein Weizen und Wiener Würstchen umsonst sind. Sondern weil die beiden die Unterhaltung genießen. Annie wirbt bei sich im Betreuten Wohnen immer wieder für die Einkaufsfahrten. Aber bislang war keiner dabei. „Vielleicht sind die anderen zu bequem“, vermutet sie.

    Immer wieder Pausen machen

    Die Seniorin tupft sich den Schweiß von der Stirn. Der Ausflug war anstrengend. Wenn sie nach den drei Stunden Einkaufen nach Hause kommt, sei der Tag gelaufen. Dennoch fährt sie jedes Mal mit. „Für einen Einkauf im Discounter um die Ecke brauche ich alleine mindestens eine Stunde. Ich muss ja immer wieder eine Pause machen“, sagt sie und atmet tief durch. Dienstellenleiterin Stefanie Remmele betont, dass jeder mitgenommen wird, der selbst nicht mehr Auto fahren kann – egal, in welchem Alter er ist. „Jeder, der Hilfe beim Einkaufen braucht, kann sich bei uns melden.“ Die nächste Tour findet am Dienstag, 17. September, statt. Anmeldungen nehmen die Malteser unter Telefon 09071/1274 entgegen.

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