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Landkreis Dillingen: In den Storchennestern im Raum Dillingen "läuft's wie am Schnürchen"

Landkreis Dillingen

In den Storchennestern im Raum Dillingen "läuft's wie am Schnürchen"

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    Die Jungstörche im Landkreis Dillingen sitzen hungrig in ihrem Nest und warten auf Futter.
    Die Jungstörche im Landkreis Dillingen sitzen hungrig in ihrem Nest und warten auf Futter. Foto: Karl Aumiller

    Die zwei Storchenküken sitzen in ihrem Nest auf der Wittislinger Kirche und wirken angesichts des Regens etwas bedröppelt. Die Livestream-Bilder, die auf YouTube zu sehen sind, zeigen, wie die Mutter versucht, ihre Jungen mit ihrem Gefieder zu schützen. Doch sie sind bereits so groß, dass sie Mühe hat, ihre Kinder zu bedecken. Wie viel die Küken seit ihrem Schlüpfen am 26. April bereits gewachsen sind, lässt sich im Vergleich mit den beiden Eiern am Rande des Nests vergleichen, aus denen nie etwas herausgekommen ist: Sie wirken winzig.

    Aktuell ist Hochsaison in den Storchennestern im Landkreis Dillingen. "Die Jungen sind jetzt überall da", sagt der schwäbische Storchenexperte Anton Burnhauser. "Und es läuft wie am Schnürchen." Insgesamt gibt es 35 Brutpaare. Sie sitzen unter anderem in Ziertheim, Lauingen, Bächingen, Wertingen, Bocksberg und Roggden. In Dillingen gibt es gleich drei Nester, in Buttenwiesen und Pfaffenhofen jeweils zwei. Besonders seien auch die beiden Brutkolonien im Landkreis: So nennt man eine Gemeinschaft von mindestens vier Brutpaaren pro geschlossener Ortschaft. Eine davon befindet sich in Höchstädt mit sechs Paaren, die andere in Gundelfingen mit heuer acht Paaren – 2023 seien es noch zwei weniger gewesen, so Burnhauser.

    Die Störche werden immer mehr – auch rund um Dillingen

    Eine Neuansiedlung habe es heuer in Weisingen gegeben. "Die Nestunterlage gibt es dort schon seit Urzeiten", weiß der Fachmann. Er vermutet jedoch, dass diese Störche keinen Nachwuchs haben, weil sie sich erst spät niedergelassen haben und es bei neuen Paaren häufig nicht gleich klappt mit der Brut. Dass sich die Vögel in Weisingen wieder angesiedelt haben, liege wohl daran, dass in der Nähe ein paar Weideflächen entstanden sind. "Störche brauchen Wiesen." Auf Äckern seien sie seltener unterwegs. 

    Aufgrund des aktuellen Wetters finden die großen Vögel derzeit viel Futter. "Die Regenwürmer sind an der Oberfläche", erklärt Burnhauser. Und während manch einer schimpft aufgrund der Annahme, die Vögel könnten in ihrer Anzahl überhandnehmen, habe er erst kürzlich einen Landwirt sagen hören: "Die Störche sind mir meine liebsten Freunde, weil sie die Feldmäuse wegfangen."

    Zwei Jungstörche sind es dieses Jahr im Nest auf dem Kirchturm in Wertingen.
    Zwei Jungstörche sind es dieses Jahr im Nest auf dem Kirchturm in Wertingen. Foto: Konrad Friedrich

    Dass sich der Weißstorch rasant vermehrt, sei eine Tatsache. Das liege Burnhauser zufolge daran, dass es in Deutschland kaum noch harte Winter gibt. Wenn sie aus der Region in wärmere Gegenden fliegen, dann meist in den Südwesten Richtung Spanien und Gibraltar. Vor einigen Jahren blieben in Schwaben bereits etwa 25 Prozent der Störche im Lande. Diese Zahl dürfte Burnhauser zufolge in etwa gleich geblieben sein und sich auf den Kreis Dillingen übertragen lassen.

    In Wittislingen sind es heuer zwei Küken, die in ihrem Nest heranwachsen – und das ziemlich schnell, wie Storchenfan Manfred Selzle, der vor einigen Jahren auf der Kirche eine Kamera installiert hat, beobachtet. Sechs Eier seien es in diesem Jahr gewesen. Die ersten beiden Küken schlüpften am selben Tag Ende April, zwei weitere folgten einige Tage später – und damit zu spät, wie er weiß. Denn zu diesem Zeitpunkt waren die älteren Küken schon gut gewachsen und fraßen den kleineren das Futter weg. Die jüngeren hatten keine Chance mehr, mitzuhalten, und überlebten das nicht. "Das war schon traurig mit anzusehen", sagt Selzle. Doch er weiß auch, dass dieses Verhalten ganz normal ist. Im Durchschnitt seien es zwei Küken, die durchkommen. Und so schlüpften auch aus den verbliebenen zwei Eiern keine Jungen mehr – ob sie überhaupt befruchtet waren, weiß Selzle nicht.

    Storchen-Neuansiedlung in Weisingen und größere Kolonie in Höchstädt

    Der Storchenfreund freut sich, dass sich die beiden verbliebenen Küken so gut entwickeln. Denn 2023 gab es in Wittislingen gar keine Jungen. Möglicher Grund: Es war ein anderes, wohl jüngeres Weibchen, dass mit dem bereits lange bekannten Männchen brütete. Das erkannte ein aufmerksamer Beobachter an der Kennzeichnung mit einem Ring, die der neuen Dame fehlte. Das Pärchen legte zwar Eier, doch diese seien wohl nicht befruchtet gewesen. 

    Den Vater erkennt Selzle an seinem markanten Gefieder auf der linken Seite stets wieder – immerhin beobachtet er den Weißstorch bereits seit 2008, als er mit den Aufzeichnungen begann. "Wenn er irgendwann nicht mehr ist, wird mir das wehtun", sagt Selzle. Während der Storchenfan den Livestream des Nests auf der Kirche in Wittislingen beobachtet, kommentiert er rührig: "Ja ja, man muss schon nach seinen Kindern schauen." Noch immer versucht Mama Storch, ihre Kleinen vor dem Regen zu schützen. Entwickeln sich die Jungen weiter so gut, werden sie wohl schon bald versuchen, aufzustehen. In der ersten Julihälfte werden dann die meisten Jungstörche ausfliegen, so Experte Burnhauser.

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