Das aktuelle Jahr hat es wettertechnisch in sich. Längere Regenphasen gipfelten Anfang Juni in einem Jahrhunderthochwasser, dafür brannte die Sonne zu anderen Zeiten wieder vom Himmel. Für die Obstbäume im Landkreis Dillingen, darunter Äpfel, Birnen und Quitten, scheint der Wechsel zwischen nass und trocken alles andere als schlecht zu sein. „Man kann es noch nicht genau sagen, aber voraussichtlich wird die Ernte in diesem Jahr relativ gut“, sagt Benedikt Herian vom Obst- und Gartenbauverein Unterliezheim. Vereine wie dieser spielen dann eine ganz besondere Rolle, denn sie helfen den Obstbaumbesitzerinnen und Besitzern, die Früchte weiterzuverarbeiten.
Die Mosterei in Unterliezheim ist am Freitag in Betrieb genommen worden
In Unterliezheim ging es am Freitag mit dem Saftpressen los. Und zwar „in allen Varianten“, erklärt Herian. Also sowohl pasteurisiert, um Bakterien loszuwerden, als auch „den rohen Saft zum Most ansetzen“. Auch sortenreine Säfte werden im Ort hergestellt. In der Mosterei beim Kloster herrscht schon am Vormittag Hochbetrieb.
Während im Hof die reifen Früchte in Anhängern und Autos warten, hört man schon aus einiger Entfernung die Maschinen, die die Äpfel und Birnen später zerkleinern werden. Die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins tragen zusammen mit den Besitzern des Obsts die Körbe zum Eingang, wo sie aufs erste Förderband kommen. Darauf werden sie von einem Schlauchsystem abgespült und direkt danach kleingehäckselt.
Eine Presse formt die Feststoffe der Früchte zu jeweils gleich großen Fladen. „Wenn das jemand braucht, holt er es mit ab“, erklärt Herian. Denn die trockene Frucht eigne sich hervorragend als Tierfutter oder auch für den Kompost. Der Saft wird allerdings nicht über ein Förderband nach draußen gebracht, sondern fließt durch Schläuche in eine Art Zapfanlage. Von dort aus geht es in den Pasteuriseur, der den Saft erhitzt, dadurch Keime abtötet und länger haltbar macht.
Der Fruchtsaft muss warm gehalten werden, damit keine Keime hineingeraten
In einem Tank direkt daneben wird der Saft für das Abfüllen warm, also auf mindestens 78 Grad, gehalten, erklärt Vereinsmitglied Georg Schieferle. Das sichert den Saft bis zur Abfüllung ab. Schieferle klemmt dafür die Plastikbeutel unter den Zapfhahn, bis sie voll sind und bringt sie daraufhin nach draußen zur Abholung. Soll aus dem Obst Most werden, wird der Schritt übersprungen. In Plastikbeuteln verpackt, wird der Saft am Ende wieder nach draußen gebracht.
Einer, der diesen Service in Anspruch nimmt, ist Hermann Ludley aus Höchstädt. 300 Kilogramm Äpfel hat er in den Kofferraum seines Autos geladen. Ein Teil sei aus seinem Garten, zusätzlich habe er zwei weitere Obstgärten angemietet. „Man muss sie jetzt mosten, sonst gehen sie kaputt“, erklärt Ludley. Etwas mehr als die Hälfte des Gewichts kann man an Saft erwarten. Für die Plastikbeutel hat er auch direkt Kartons im Auto, in denen sie sicher verstaut werden können. Daheim werde er dann den Most ansetzen.
Auch in Osterbuch wird gemostet
Benedikt Herian sagt: „Es gibt nichts Besseres, als den Direktsaft vom Obst aus dem eigenen Garten.“ Das sei regional und dadurch umweltfreundlich. „Außerdem sind darauf keine Spritzmittel“, merkt sein Vater Manfred, ebenfalls im Verein, an. „Am wichtigsten ist, dass die Ernte verwendet wird“, führt Herian Junior weiter aus, und nicht einfach übrigbleibt und vergammelt.
Birgit Mauermair vom Obst- und Gatenbauverein Osterbuch baut selbst Äpfel an. „Heuer ist mit Sicherheit ein ertragreiches Jahr, es gibt wieder viele Äpfel“, sagt auch sie. Ihr Verein betreibt das Osterbucher Mosthäusle, an dem Mitglieder ebenfalls ihr Obst abgeben und zu Saft weiterverarbeiten lassen können. Die Ertragsmenge falle ihrer Erfahrung nach immer im Wechsel unterschiedlich aus - von Jahr zu Jahr und sogar von Baum zu Baum. „Ich habe einen, der ist eigentlich immer fleißig“, sagt sie. In diesem Jahr werde er aber von einigen anderen übertrumpft. Das vergangene Jahr sei erntetechnisch mit rund 3000 Litern gepresstem Saft im Mosthäusle Osterbuch weit schlechter ausgefallen als etwa 2022 mit knapp 35.000 Litern. Mit ähnlich hohen Mengen rechnet Mauermair in diesem Jahr. Was auch ihr Verein merkt, sind die gestiegenen Energiekosten. Das wirke sich zwar auf die Preise aus, die das Mosthäusle verlangen muss, aber trotzdem ist sie zuversichtlich: „Jeder bekommt einen kostengünstigen Saft und weiß vor allem, was drin ist.“
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