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Landkreis Dillingen: Hohe Gas- und Heizölpreise: Experten geben Tipps zum Sparen

Landkreis Dillingen

Hohe Gas- und Heizölpreise: Experten geben Tipps zum Sparen

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    Wie kann man aktuell am besten Heizkosten Sparen? Experten geben Tipps.
    Wie kann man aktuell am besten Heizkosten Sparen? Experten geben Tipps. Foto: Harald Oppitz

    Die Heizöl- und Gaspreise steigen weiter an. Die Folgen des Ukraine-Krieges schlagen immer stärker auf viele Kundinnen und Kunden durch. Dazu kamen zehn bange Tage, als bis Donnerstagmorgen die Gaslieferungen durch die Nord Stream 1 ausblieben. Die Angst vor horrenden Rechnungen wächst. Das hat auch der Geschäftsführer Martin Sambale des Energie- und Umweltzentrums Allgäu (Eza) beobachtet. Er sagt: „Es gibt ein Problem wie am Anfang der Pandemie mit dem Klopapier.“

    Die Preise von Gas und Heizöl steigen auch weiter im Landkreis Dillingen

    Denn Menschen kauften aus Verunsicherung nun Heizöl und Pellets, um ihren Tank nun schon für den Winter aufzufüllen. Das treibe die Kosten in die Höhe, auch wenn sich die Preise für die Produzenten steigerten. Bei Gas sieht es anders aus. Durch die unsichere Versorgung mit russischem Gas seien die Kosten gestiegen. „Aber die Reserven in Deutschland sind da“, sagt Sambale. 

    Dass die Situation viele beunruhigt, merkt auch die Wertinger Spedition und Heizölfirma Killisperger. „Einfach, weil die Preise aktuell so hoch sind und die Leute trotzdem Heizöl kaufen“, sagt David Anzenhofer, Assistent der Geschäftsführung. Zum Vergleich: Ein Liter Heizöl kostet momentan etwa 1,30 Euro netto. Normalerweise liegt dieser Preis eher bei 60 bis 70 Cent, wobei sich das täglich ändere. Beispielhaft hochgerechnet für den ungefähren Verbrauch einer Familie für ein Jahr kommt man für 3000 Liter so aktuell auf circa 4800 Euro inklusive Lieferung und allen sonstigen Kosten, anstelle von 2400 Euro.

    Weiter Nachfrage trotz oder sogar wegen hohen Heizöl- und Gaspreisen

    Trotz dieser extrem gestiegenen Preise sei die Nachfrage in den vergangenen Wochen „sehr hoch“ gewesen. Angeheizt unter anderem durch die Gasdiskussion und die generelle Verunsicherung der Menschen. „Einige Firmen haben etwa alte Tanks reaktiviert und kaufen jetzt Heizöl, um vorzusorgen“, sagt Anzenhofer. Die Raffinerien seien darauf nicht vorbereitet gewesen. „Wir merken dort, dass das Angebot weniger wird“, sagt er. Das bedeutet konkret: Wenn das Unternehmen bei einer Raffinerie Heizöl bestellt, muss es das Öl in einem deutlich kleineren Zeitraum abholen als sonst. Statt drei bis vier Wochen bleibt ihnen aktuell nur eine. An sich sei aber noch genügend Ware da. 

    Wie sich die Heizöl-Preise in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln, sei aktuell nicht abzusehen. „Es ist reine Spekulation und abhängig von sehr vielen Faktoren.“ Tipps für Verbraucherinnen und Verbraucher, wann es sich am meisten lohnt, neues Heizöl zu kaufen, kann Anzenhofer deshalb keine geben. Generell gilt aber: Am besten so wenig heizen und Warmwasser verwenden wie möglich, um Heizöl einzusparen.

    Erdgas Schwaben erhöht zum ersten August die Gaskosten

    Beim Heizen sieht auch Christine Paul-Eger großes Potenzial. Sie ist Pressesprecherin bei Erdgas Schwaben, das nun zu Energie

    Die Sprecherin des Gasunternehmens sagt: „Die Lage auf dem Gasmarkt bleibt aber angespannt.“ Die Preiserhöhung bei Erdgas Schwaben beträgt zum 1. August beim Gas drei Cent/kWh, das entspricht bei einem Verbrauch von 18.000 kWh rund 535 Euro pro Jahr oder etwa 45 Euro pro Monat. Aufs Jahr gerechnet kommen bei 18.000 kWh Verbrauch ab August 2239 Euro zusammen, bisher waren es 1704 Euro. Weitere Preiserhöhungen seien aktuell nicht geplant.

    Wie kann man Gas und Heizöl sparen?

    Doch wie können Verbraucherinnen und Verbraucher Gas und Heizöl sparen? Dafür hat der Chef des Energie- und Umweltzentrums Martin Sambale und die Sprecherin bei Erdgas Schwaben Christine Paul-Eger einige Tipps parat. 

    Tipp eins: Die Zirkulationspumpe im Haus ausschalten. Damit warmes Wasser aus dem Hahn kommt, wird über die Pumpe am Tag das Wasser im Kreis gepumpt. „Wenn die Pumpe ausgeschaltet wird, dauert es zwar, bis das Wasser warm wird, aber es kann Energie eingespart werden“, sagt Sambale. Diese könne man so einstellen, dass diese zum Beispiel nur morgens für das Duschen und abends nach dem Feierabend laufe.

    Tipps gegen hohe Gas- und Heizölpreise: "Lieber Quer- als Kipplüften"

    Tipp zwei: Heizkörper sollten durch keine Gegenstände verdeckt werden. Sonst kann die Heizung die Wärme nicht ungehindert an den Raum abgeben.

    Tipp drei: Wenn es im Herbst wieder kälter wird, sollte danach geschaut werden, dass die Heizung entlüftet wird. Sonst stören die Luftblasen den Heizwasserkreislauf und die Wärmeübertragung funktioniert schlechter. 

    Tipp vier: „Lieber Quer- als Kipplüften“, rät der Eza-Chef Sambale. Also anstatt die Fenster über einen längeren Zeitraum zu kippen, die Heizung ausschalten und je nach Temperatur drei bis zehn Minuten mehrere Fenster öffnen. 

    So bleibt die Gas- und Heizöl-Rechnung niedriger

    Tipp fünf: Ein verbreiteter Irrtum ist es, dass es schneller warm wird, wenn man die Heizung hoch aufdreht. Doch die Skala am Regler bedeutet etwas anderes. Die Ziffer Drei steht für 20 Grad. „Wer die Heizung auf fünf stellt, heizt einen Raum in der gleichen Schnelligkeit, aber eben so lange, bis 28 Grad erreicht sind.“ Ein Grad Raumtemperatur spare sechs Prozent an Energie ein. 

    Tipp sechs: Gas sparen, indem man lieber duscht, und das kürzer und/oder kälter. „Ein Sparduschkopf und Durchflussbegrenzer reduzieren den Wasserverbrauch“, sagt Paul-Eger. Das kann bis zu 60 Prozent an Wasser ausmachen. 

    Tipp sieben: Auch Strom sparen reduziert indirekt den Gasverbrauch: Lieber LED-Leuchten und energieeffiziente Elektrogeräte nutzen. Und Kühlschränke und Tiefkühlgeräte regelmäßig abtauen, sagt Paul-Eger.

    Langfristige Alternativen sind Wärmepumpe, Fotovoltaik und Pelletheizung

    Abgesehen von den Spar-Tipps, lohnt es sich aber auch, über langfristige Alternativen Gedanken zu machen. „Die Wärmepumpe ist das Heizungssystem der Zukunft“, sagt Eza-Geschäftsführer Sambale. Mithilfe dieses Systems wird die Umweltwärme aus Erdreich, Grundwasser oder Luft genutzt. 

    Eine Pelletheizung, also eine Heizung, in deren Heizkessel meist Holzpellets vergast werden, könne eine Möglichkeit sein. Aber man könne nicht alle Öl- und Gasheizungen so umrüsten, sagt Sambale. Eine Fotovoltaikanlage mache auch Sinn. „Dafür bietet sich jedes Dach an, auf das etwas Sonne scheint“, so der Eza-Chef. Innerhalb weniger Jahre rechne sich die Anschaffung auch wirtschaftlich gesehen. 

    „Aber große schnelle Alternativen gibt es nicht“

    „Aber große schnelle Alternativen gibt es nicht“, stellt Sambale klar. Die Menschen müssten sich darüber nun Gedanken machen, wie es mit ihrem Haus weitergeht. Mehrere Möglichkeiten in Betracht ziehen. 

    Eine Hilfe dabei ist die Energieberatung des Landkreises Dillingen. Bürgerinnen und Bürger können dort einen kostenlosen Termin unter Telefon 09071/51387 ausmachen, um sich umfassend beraten zu lassen und Kontakte für das weitere Vorgehen erhalten. Sambales Rat: „Man sollte sich Gedanken über die Zukunft machen, aber nichts überstürzen.“

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