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Landkreis Dillingen: Hochwasser sorgt für Land unter im Landkreis Dillingen

Landkreis Dillingen

Hochwasser sorgt für Land unter im Landkreis Dillingen

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    Nahe an einem Jahrhundert-Hochwasser war die Zusam. In Wertingen stand das Wasser bis zu einem halben Meter in den Straßen.  Etwa 100 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Einige Bürgerinnen und Bürger wurden mit dem Boot gerettet.
    Nahe an einem Jahrhundert-Hochwasser war die Zusam. In Wertingen stand das Wasser bis zu einem halben Meter in den Straßen. Etwa 100 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Einige Bürgerinnen und Bürger wurden mit dem Boot gerettet. Foto: Otto Killensberger

    Der Auftakt an diesem angekündigten Katastrophen-Wochenende ist Oberglauheim im Landkreis Dillingen. Dort lässt der Starkregen in der Nacht zum Samstag den Mühlbach und den Nebelbach über die Ufer treten. Die Feuerwehren

    Das ist nur der Anfang, denn es soll weitaus schlimmer kommen. Im Dillinger Landratsamt tagt am Samstagmorgen der Führungsstab des Katastrophenschutzes um Landrat Markus Müller. Bis zu 30 Mitarbeitende sondieren dort die Lage und treffen die notwendigen Entscheidungen. Das städtische Lagezentrum ist bei der Dillinger Feuerwehr eingerichtet. Die Scheitelwelle an der Donau im Landkreis Dillingen werde erst am Sonntagnachmittag erwartet, teilt Landratsamtssprecher Peter Hurler mit. "Bis dahin sind kontinuierlich steigende Pegelstände prognostiziert", warnt er. 

    Am heftigsten wütete das Hochwasser am Samstag in Glött

    Als Problem stellt sich bei diesem Hochwasser nicht in erster Linie die Donau heraus. Denn da sprechen die Experten am Sonntagvormittag von einem Hochwasser, wie es statistisch alle 20 Jahre auftritt. "Wir vergleichen die Lage an der Donau mit dem Pfingsthochwasser 1999", stellt Hurler fest. Katastrophal wird die Lage allerdings durch die heftigen Niederschläge im Landkreis an den Nebenflüssen der Donau – dem Brunnenbach in Mörslingen sowie Glött und der Zusam in Wertingen und Buttenwiesen. In

    Dieses Anwesen in Glött wurde ebenfalls geflutet.
    Dieses Anwesen in Glött wurde ebenfalls geflutet. Foto: Berthold Veh
    Einen Millionenschaden hat das Hochwasser auch bei der Lebenshilfe in Wertingen angerichtet.
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    Nach wie vor angespannt ist die Hochwasserlage im Landkreis Dillingen. Dies ist auch auf den Fotos unserer Leser und Leserinnen zu sehen.

    Auch dort kämpfen Einsatzkräfte und Helfer gegen die Fluten. Johann Sailer ist fassunglos. "Solch ein Hochwasser habe ich noch nie erlebt", sagt der 75-Jährige, dessen Hof von der überlaufenden Glött geflutet wurde. Wenige Meter weiter am Ortsausgang in Richtung Waldkirch steht ein anderes Anwesen unter Wasser. "Das ist doch Wahnsinn", sagt Andreas Scheiber, der mit Sailer vor dem überfluteten Hof steht. Am dramatischsten ist die Situation aber im überfluteten Hildegardheim von Regens Wagner. Kommandant Maximilian Beier der Holzheimer Feuerwehr leitet den Einsatz, neben ihm steht der Kommandant der BSH-Werksfeuerwehr Olaf Dehlau. Zwei Dämme der Glött seien gebrochen, das

    Johann Sailer (rechts) und Andreas Scheiber haben solch ein Hochwasser wie in Glött noch nicht erlebt. Auch Sailers Hof wurde überschwemmt.
    Johann Sailer (rechts) und Andreas Scheiber haben solch ein Hochwasser wie in Glött noch nicht erlebt. Auch Sailers Hof wurde überschwemmt. Foto: Berthold Veh

    Landrat Markus Müller rief am Samstag den Katastrophenfall im Landkreis Dillingen aus

    Die Einsatzkräfte von Feuerwehren und THW ringen darum, dass die Kellerräume, in denen die Technik untergebracht ist, nicht überflutet werden. "Der Strom darf nicht ausfallen", sagt der Bereichsleiter Technik von Regens Wagner, Johannes Litzl. In diesem Fall müssten die etwa 110 Bewohner und Bewohnerinnen des Hildegardheims evakuiert werden. "Hoffentlich halten die Türen, sie stehen bereits 1,60 Meter unter Wasser", stellt Litzl fest. Kreisbrandrat Frank Schmidt verschafft sich in Glött einen Überblick über den Einsatz.

    Das Hildegardheim in Glött wurde von den Fluten der Glött überschwemmt.
    Das Hildegardheim in Glött wurde von den Fluten der Glött überschwemmt. Foto: Berthold Veh

    Glött sei regelrecht "abgesoffen", auch die Firma Heidel wird überschwemmt. Tausende Helfer und Helferinnen der Feuerwehren, des THW, der Polizei und der Behörden sind an diesem Wochenende im Einsatz. 

    Am Samstagabend ruft Landrat Markus Müller den Katastrophenfall für den Landkreis Dillingen aus, 70 Soldaten der Bundeswehr werden angefordert. Die Führungsgruppe Katastrophenschutz legt ein besonderes Augenmerk auf das Zusamtal. Experten erwarten dort ein extremes Hochwasser über einem HQ 100, das bei einem Abfluss von 75 Kubikmetern pro Sekunde beginnt. Am Sonntagvormittag wird an der Messstelle in Pfaffenhofen dieser Wert mit 87 Kubikmetern pro Sekunde deutlich gerissen. In Wertingen kommt es zu dramatischen Szenen. Menschen müssen im Bereich der Kanalstraße von der Wasserwacht mit Booten aus ihren Wohnungen geholt werden. Rettungshubschrauber sind im Einsatz, unter anderem bei der Hausener Mühle in der Gemeinde Villenbach. "Heute Nacht hatten wir nur einen leichten Anstieg des Pegels. Deshalb hatten wir in der Früh eigentlich Hoffnung", sagt Kreisbrandmeister Thomas Schuhwerk. Die Zuversicht habe allerdings nicht lange angehalten. Denn dann sei der Pegel der Zusam innerhalb weniger Minuten schlagartig um mehrere Zentimeter gestiegen. 

    Viele Straßen im Landkreis Dillingen sind gesperrt

    Ab dem Kreisverkehr an der Alten Zusam gibt es für Autos am Sonntagvormittag in Wertingen kein Durchkommen mehr. Einige Menschen haben sich laut Schuhwerk bei Stürzen Verletzungen zugezogen, eine Schwangere habe aus ihrer Wohnung gerettet werden müssen. Die Wertinger Schulen sind am Montag geschlossen, teilt das Landratsamt mit. An den Staustufen der Donau wird Wasser in den Riedstrom ausgeleitet. Das hat inzwischen zur Sperrung von Straßen zwischen den Städten Dillingen und Lauingen und dem Aschberggebiet geführt. Viele weitere Straßen im Landkreis Dillingen sind gegenwärtig gesperrt. 

    Dieses Anwesen in Glött wurde ebenfalls geflutet.
    Dieses Anwesen in Glött wurde ebenfalls geflutet. Foto: Berthold Veh

    Am Sonntagvormittag kristallisiert sich ein weiterer Brennpunkt in Peterswörth heraus. Dort tritt die Donau linksseitig zur Bebauung hin über die Ufer – zum Riedstrom wird weiter unterhalb nach rechts in Fließrichtung ausgeleitet. An der Donaustaustufe in Dillingen fließen am Sonntagnachmittag gegen 14 Uhr 1140 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ab, informiert Patrizia Ernst vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth. Beim Pfingsthochwasser im Mai 1999 waren es 1030 Kubikmeter gewesen. Demnach ist das Hochwasser der Donau ebenfalls größer als vor 25 Jahren. Der Höhepunkt der Welle werde zwischen 16 und 18 Uhr erwartet. 

    Landrat Markus Müller dankt an diesem Katastrophenwochenende der ganzen Blaulichtfamilie, der Bundeswehr und den privaten Helfern und Helferinnen. "Ohne deren Einsatz wären wir regelrecht untergegangen. Wir erleben eine große Solidarität im Landkreis Dillingen", sagt Müller. Nun hoffe er auf eine Entspannung der Situation., die noch nicht absehbar sei. 

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