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Landkreis Dillingen: Hochwasser im Kreis Dillingen: Fluten weg, doch Sorgen bleiben

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Hochwasser im Kreis Dillingen: Fluten weg, doch Sorgen bleiben

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    Das Hochwasser Anfang Juni hat dieses Wohnhaus in Wertingen stark in Mitleidenschaft gezogen: Es schimmelt und der Putz fällt von den Wänden.
    Das Hochwasser Anfang Juni hat dieses Wohnhaus in Wertingen stark in Mitleidenschaft gezogen: Es schimmelt und der Putz fällt von den Wänden. Foto: Laura Gastl (Archiv)

    Vom Hochwasser in Süddeutschland vor knapp fünf Monaten waren auch einige Regionen im Landkreis Dillingen stark betroffen. Keller sowie mitunter Räume im Erdgeschoss liefen voll mit Wasser und Schlamm, teilweise wurden Heizöltanks aufgeschwemmt, sodass sich unter das Wasser auch noch Öl mischte. Ganze Ortsteile mussten evakuiert werden. Für die Hausbewohner war in dem Moment nicht absehbar, wann sie zurück in ihr Haus konnten und in welchem Zustand sie es vorfinden würden. Einige Häuser waren nach Rückkehr nicht mehr bewohnbar oder erforderten eine aufwendige Sanierung. Hab und Gut, darunter vielleicht auch das ein oder andere Erinnerungsstück, mussten entsorgt werden. Die eigenen vier Wände waren plötzlich kein sicherer Ort mehr.

    Auch, wenn sich viele Betroffene von diesen Strapazen wieder erholt haben, gibt es andere, die noch immer emotional darunter leiden. Darüber informiert der Caritasverband für den Landkreis Dillingen. Diese Personen verbringen schlaflose Nächte, wenn in der Wettervorhersage vermehrte Regenfälle angekündigt werden oder Pegelstände von Flüssen in der Nähe steigen. Angst macht sich breit und die Gedanken kreisen rund um die Erlebnisse der Flutkatastrophe. Der Wunsch nach Kontrolle ist groß. Doch auch die gegenteilige Reaktion ist möglich – die Gedanken an die bedrohliche Situation werden komplett vermieden oder betreffende Personen zeigen Gleichgültigkeit hinsichtlich der vergangenen Geschehnisse. In anderen Fällen wiederum scheinen die Emotionen überzukochen, das Thema macht so richtig wütend.

    Caritas bietet Hilfe für von Sorgen geplagte Hochwasser-Betroffene

    „Dies sind mögliche Reaktionen auf Ereignisse, die sich unserer Kontrolle entziehen, unseren Handlungsspielraum ausgesprochen stark einschränken und in dem Moment eine akute Bedrohung für uns darstellen“, so Janet Wolke, Leiterin des sozialpsychiatrischen Dienstes (SpDi) der Caritas in Dillingen. „Wenn die beschriebenen Verhaltensweisen und Emotionen auch lange nach Abebben der eigentlich gefährlichen Situation noch im Alltag eine Rolle spielen, ist dies belastend und könnte ein Hinweis darauf sein, dass noch emotionale Themen vorhanden sind, die unser Augenmerk erfordern.“

    Der SpDi stellt sich als Anlaufstelle für Betroffene zur Verfügung und bietet Unterstützung in Form von Beratung, Begleitung oder auch Vermittlung weiterer Hilfen an. Termine mit den dort tätigen Beraterinnen und Beratern können telefonisch unter der Rufnummer 09071/70579-23 oder persönlich zu den regulären Öffnungszeiten bei den SpDi-Verwaltungsangestellten im Caritaszentrum (Am Reitweg 2, Dillingen) vereinbart werden. Auch eine digitale Kontaktaufnahme per Mail ist möglich über spdi@caritas-dillingen.de

    Unter anderem Wertingen war vom Juni-Hochwasser massiv betroffen

    „Die weitergehende Unterstützung von Menschen, die noch immer unter den seelischen Folgen des Hochwassers leiden, ist uns ein großes Anliegen, da wir bereits auch im Juni bei vielen Haushalten vor Ort waren und dort einen persönlichen Eindruck von den Ausmaßen erhielten“, sagt Janet Wolke. Um auch in sozialen Angelegenheiten weiter begleiten zu können, wurde in der Allgemeinen Sozialen Beratung (ASB) der Caritas Dillingen eigens eine befristete Stelle geschaffen. Kristina Kommer wird die Haushalte der betroffenen Gebiete in den nächsten Tagen nochmals aufsuchen, um sich nach weiteren Hilfebedarfen zu erkundigen sowie Beratung und Vermittlung anzubieten. Dabei wird sicher auch der SpDi sowie der Krisendienst Schwaben Erwähnung finden, die beide kurzfristig Unterstützung bei psychischer Belastung anbieten können.

    Caritas-Geschäftsführer Alexander Böse nutzte am Mittwoch die Gelegenheit, Kristina Kommer am Infoabend zum Hochwasserschutz in Wertingen vorzustellen. Die Zusamstadt gehört zu den Bereichen im Landkreis, die am schlimmsten von den Juni-Überschwemmungen betroffen waren. Auch hier wird Kommer die Straßenzüge ablaufen, die unter den Fluten gelitten haben. Sollte die Mitarbeiterin persönlich niemanden antreffen, werde sie Flyer hinterlassen, so Böse. Denn: „Das Wasser ist zwar weg, aber Sorgen, Nöte und Fragen sind geblieben.“ (lagad, AZ)

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