Journalisten bemühen für Größenvergleiche gern den Begriff des Fußballfeldes. Da werden Bauplätze auf einer Fläche von fünf Fußballfeldern ausgewiesen oder drei Fußballfelder Regenwald abgeholzt. Der Fußball bietet aber auch andere Vergleichsmöglichkeiten. Denn so wenig sich Mensch und Journalist Flächenangaben vorstellen können, so weit entfernt sind für den Normalbürger auch große Geldsummen. 161 Millionen Euro beträgt das Haushaltsvolumen des Landkreises Dillingen im Jahr 2024, also nur schlappe 19 Millionen Euro, also etwa die Sanierungskosten des Sailer-Gymnasiums, weniger als die Ablöse des französischen Mittelstürmers Kylian Mbappé, der 180 Millionen Euro "wert" ist. Etwas weniger als ein Mbappé steckt also im Dillinger Kreishaushalt. Zu Beginn des Jahres fehlten im Finanzplan immerhin noch rund 6,5 Millionen Euro. Das ist nun anders. "Priorisieren, konsolidieren, investieren" will Landrat Markus Müller. Wo hat der Landkreis die fehlende Summe aufgetrieben?
Dillinger Kreisfinanzen: Gesenkte Bezirksumlage "spart" dem Kreis rund zwei Millionen Euro
Zur nächsten Sitzung des Kreistags kann der Kämmerer den Kreisräten einen fast ausgeglichenen Kreishaushalt präsentieren. Die fehlenden 145.400 Euro sollen aus der Rücklage entnommen werden, so Kämmerer Sebastian Bundschuh. Viele Landkreise, so Markus Müller in der Kreisausschusssitzung, seien "chronisch unterfinanziert". Zwar habe die Verhandlung zum kommunalen Finanzausgleich rund zwei Millionen Euro ins Landkreissäckel gebracht, das sei aber dennoch ein "Tropfen auf den heißen Stein" angesichts der zahlreichen Aufgaben, die die Landkreise zu bewältigen hätten. Mehr Geld hat der Landkreis auch, weil der Bezirk weniger stark zulangt: Die Umlage wurde gesenkt und so muss der Kreis zwei Millionen Euro weniger an den Bezirk abgeben. Zudem will der Landkreis in diesem Jahr die Sondertilgung seiner Kredite aussetzen. So wäre wieder eine Million Euro mehr in der Kasse. Insgesamt wären aber auch 50,4 Millionen Euro an Schulden bis Ende des Jahres aufgelaufen.
Kann man die Sanierung des Wertinger Hallenbads noch weiter verschieben?
Mit kleineren Umplanungen werden zudem weitere Gelder frei. So wird der Sanierungsauftrag des Schülerheims in Lauingen an das Kommunalunternehmen des Landkreises (KDL) übertragen. So entstehen die Planungskosten für die Fassadensanierung des Schülerheims in Höhe von 50.000 Euro beim KDL und nicht beim Landkreis. Auch der Abriss des Grünen Baus am Dillinger Sailer-Gymnasiums und der Bau des Pausenhofs müssen warten. Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz appelliert an den Landrat, dieses Projekt nicht zu weit zurückzustellen. Immerhin habe das Sailer-Gymnasium laut Bauhofleiter Claus Elbert rund 2,5 Millionen Euro weniger gekostet als geplant.
Ein Thema ist auch das Wertinger Hallenbad. 300.000 Euro waren für dessen Sanierung 2024 vorgesehen. Da aber 2,7 Millionen Euro aus dem Haushalt des Jahres 2023 nicht ausgegeben wurden, können diese nun für die Hallenbadsanierung verwendet werden. Lauingens Bürgermeisterin will wissen, ob die Maßnahme, die insgesamt mit 12,8 Millionen Euro beziffert ist, nicht über mehrere Jahre gestreckt werden könne. Immerhin seien 2025 rund sieben Millionen für die Maßnahme geplant. Laut Elbert wäre es jedoch besser, die Sanierung in drei "Ausschreibungspaketen" über die Bühne zu bringen, nicht weiter zu strecken und damit eine gewisse "Kostensicherheit" zu bekommen. Immerhin habe sich die Lage im Bauwesen wieder etwas beruhigt. "Ob es besser wird, bezweifle ich", sagt Elbert.
Wertingens Bürgermeister Willy Lehmeier möchte festhalten, wie sich die Kosten für das Wertinger Hallenbad überhaupt auf den Landkreis auswirken werden. Laut Liegenschaftsverwalter Andreas Behringer blieben nach Abzug aller erwarteter Förderungen und der Anteile der Stadt Wertingen immerhin nur noch 3,2 Millionen Euro, die der Landkreis tragen müsste. Eher am Rande Thema sind bei dieser Sitzung die Kreisklinken. Kreisrat Christoph Mettel erinnert an die schwierige Lage des Landkreises. "Wir wissen alle, neben den Hochbaumaßnahmen geht es vor allem darum, die beiden Kreiskliniken zu finanzieren." Mettel fordert, so weit wie möglich in die Zukunft zu blicken und auch den Sparmaßnahmen Zeit zu geben, ihre Wirkung zu entfalten. "Das sind wir den Bürgerinnen und Bürgern und auch den Angestellten und ihren Familien schuldig."