Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Dillingen: Experte aus dem Landkreis erklärt: So gelingt der Obstbaumschnitt

Landkreis Dillingen

Experte aus dem Landkreis erklärt: So gelingt der Obstbaumschnitt

    • |
    Eine Teleskop-Astschere, wie sie Baumschulmeister Benedikt Herian nutzt, kann die Schnittarbeiten am Apfelbaum erleichtern.
    Eine Teleskop-Astschere, wie sie Baumschulmeister Benedikt Herian nutzt, kann die Schnittarbeiten am Apfelbaum erleichtern. Foto: Philipp Nazareth

    Mit dem Obstbaumschnitt ist es wie mit der Juristerei: Fragt man drei Baumpfleger, bekommt man vier Meinungen, wie das Gehölz idealerweise geschnitten werden soll. Das sagt zumindest Benedikt Herian. Und der muss es wissen: Herian ist Baumschulmeister und als Geschäftsführer des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege ein viel beschäftigter Vortragsredner und Kursleiter in der Region. Für Hobby-Gärtner hat er trotzdem einige Tipps, mit denen der

    Herian steht vor einem mittelgroßen Apfelbaum im Kreisobstlehrgarten in Höchstädt. In seiner Hand hat er eine Gartenschere, neben ihm auf dem Boden liegen eine Leiter, eine kleine Säge und eine Teleskop-Astschere. "Mehr Werkzeuge braucht man eigentlich nicht", sagt der gelernte Zierpflanzengärtner und wirft einen prüfenden Blick auf die Krone.

    Welche Äste man am Apfelbaum guten Gewissens entfernen kann

    Der Baumpfleger setzt mit seiner Schere an einem Wasserschoss an und entfernt den Trieb mit einem kräftigen Schnitt vom Ast.

    Wer am Apfelbaum Äste entfernt, sollte mit der Schere möglichst nahe am Stamm ansetzen. Bleibt ein Stummel übrig, kann dieser Einfalltor für Krankheiten sein.
    Wer am Apfelbaum Äste entfernt, sollte mit der Schere möglichst nahe am Stamm ansetzen. Bleibt ein Stummel übrig, kann dieser Einfalltor für Krankheiten sein. Foto: Philipp Nazareth

    Alle Äste, die in der Krone zu eng aneinander liegen oder nach innen wachsen, können Hobby-Gärtner laut Herian ebenfalls entfernen: "Eine zu dichte Krone begünstigt Pilzkrankheiten wie den Schorf. Sie fühlen sich im feuchtwarmen Milieu wohl." Baumbesitzer sollten deshalb für eine lichte Krone und gute Durchlüftung sorgen.

    Vorsicht ist laut dem Obstbaumexperten bei den einjährigen Trieben geboten

    Der Apfelbaum ist laut Herian der Klassiker unter den Obstgehölzen in der Region. Das Holz habe einen relativ guten Wundverschluss und verzeihe deshalb kleinere Fehler und größere Schnittmaßnahmen. Beim Obstbaumschnitt sollten sich Gartenfreunde ganz grundsätzlich fragen: Was erwarte ich mir von meinem Baum? Und wie passt das Gehölz in meinen Garten? Hängen Äste etwa zu tief und stören beim Rasenmähen, sollten Baumbesitzer keine Skrupel haben, und die Triebe entfernen. Auch bei Obstbäumen, die schon älter sind und für den Garten zu hoch werden, dürften Hobby-Gärtner laut Herian die Säge anlegen. "Zur Not muss der Kopf runter", wie der Baum-Experte sagt.

    Ideal sei, wenn am eigenen Apfelbaum drei bis vier starke Äste vom Stamm abgingen. Die sollten laut Herian in einem Winkel von etwa 45 Grad zum Stamm stehen. An den sogenannten Leitästen bilden sich jedes Jahr neue Triebe. Bei denen ist laut dem Baumschulmeister Vorsicht geboten: Schneidet man zu viele von den frischen, einjährigen Trieben weg, hat man in den darauffolgenden Jahren keine Äpfel. "Die einjährigen Triebe erkennt man an ihrem frischen Holz und den kleinen Blattknospen", so Herian.

    Äste möglichst dicht am Stamm abschneiden

    Er gibt noch zwei wichtige Tipps. Der erste: "Alles was entfernt wird, sollte man immer möglichst nahe am Stamm abschneiden." Es sollte kein Stummel stehen bleiben. Ein solcher wäre wieder ein Einfalltor für Krankheiten. Und: Beim Schneiden auf der Leiter sollten Gartenbesitzer am besten zu zweit sein. "Alleine auf der Leiter ist einfach zu gefährlich", sagt der Baum-Experte. Wer ganz auf eine Leiter verzichten wolle, für den sei unter Umständen ein kleinerer Spalierbaum eine gute Alternative.

    Nutzpflanzen mit "Biergarten-Effekt"

    Der ideale Zeitraum für den Winterschnitt liege übrigens zwischen Dezember und März. "Leichter Frost ist in Ordnung, es sollte aber nicht eiskalt sein", sagt Herian. "Am meisten Spaß macht es natürlich bei gutem Wetter." Spätestens wenn der Baum anfängt zu blühen, sollten Hobby-Gärtner aber nicht mehr schneiden.

    Obstbäume haben idealerweise eine lichte Krone, die gut durchlüftet wird. Liegen die Äste im Baum zu eng aneinander, können sich laut Benedikt Herian Pilze und Schorf leichter bilden.
    Obstbäume haben idealerweise eine lichte Krone, die gut durchlüftet wird. Liegen die Äste im Baum zu eng aneinander, können sich laut Benedikt Herian Pilze und Schorf leichter bilden. Foto: Philipp Nazareth

    In diesen Fällen sollte man laut dem Baumschulmeister auf das Schneiden verzichten

    Hat man den richtigen Zeitpunkt übersehen, könne man Wasserschosse auch im Sommer noch herausnehmen, wie Herian erklärt. Der Sommerschnitt würde auch das Nachwachsen der Triebe nicht so stark fördern wie im Winter. Vorsicht sei immer geboten, wenn Vögel im Baum nisteten. In diesem Fall tut man laut dem Experten gut daran, auf das Zuschneiden zu verzichten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden