Kein roter Teppich, keine große Feier war aufgrund von Corona für die 57 Kammersiegerinnen und Kammersieger der Handwerkskammer für Schwaben (HWK) möglich. Doch damit wollte sich HWK-Präsident Hans-Peter Rauch nicht zufriedengeben: „Unsere Kammersieger sind wirklich tolle Vorbilder und haben super Leistungen erbracht. Das muss gewürdigt werden und deshalb mache ich eine mehrtägige Tour durch ganz Schwaben, um die Siegerurkunden persönlich zu überreichen“, erklärt Rauch die Aktion. Im Praktischen Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks setzten sich 23 junge Damen und 34 Herren durch. Sie sind „die Besten“ in ihrem Gewerk.
Rauch gratulierte Juliane Sailer aus Binswangen. Sie ist Fotografin und hat ihre Ausbildung bei den Z-Studios in Wertingen gemacht. „Das ist voll mein Ding“, sagt die 25-Jährige, die vorher bereits Mediengestalterin gelernt, ein Jahr in diesem Beruf gearbeitet und dabei festgestellt hat, dass sie doch etwas anderes machen wollte. Da kam ihr das Praktikum bei Jonas Ziegler während ihrer Zeit an der Fachoberschule in den Sinn und ihr neuer Berufswunsch war klar. Dazu kam: „Ich wollte in ein Studio, das alles macht.“ Ihr Hauptbereich ist Werbefotografie und -film sowie Produktfotografie. Sie ist die dritte Kammersiegerin in der Firma, die erste, die Jonas Ziegler selbst ausgebildet hat. Er sagt: „Ich kann den Auszubildenden das Handwerkszeug beibringen. Alles Weitere muss sich jeder selbst erarbeiten und sich reinknien. Und das hat Juliane gemacht.“ Und Ziegler freut sich, dass der hervorragende Abschluss durch den HWK-Präsidenten gewürdigt wurde: „Das motiviert die jungen Leute zusätzlich.“
Bei der Christian Ulbricht GmbH in Lauingen geht's um Handarbeit
Auch in Lauingen war Hans-Peter Rauch, um dem Drechsler Marcel Bliefernich bei der Christian Ulbricht GmbH & Co. KG zu gratulieren. Über die Agentur für Arbeit wurde der heute 21-Jährige auf seinen Arbeitgeber aufmerksam und machte ein Praktikum; kurz vor seiner Abschlussprüfung, als er in die 10. Klasse an der Mittelschule Höchstädt ging. Und nach drei Jahren Ausbildung im Handwerksbetrieb, wo Nussknacker und Co. hergestellt werden, legte er nun den besten Abschluss als Drechsler ab. Was ihm an seinem Beruf gefällt? „Das ist viel Handarbeit.“
Bekommt der junge Mann, der heute in Haunsheim lebt, ein Vierkantholz in die Hand und dazu eine Zeichnung oder ein Muster, kann er das nachdrehen. Ein kleines Fernglas? Kein Problem! Ein Nussknacker? Das war sein Kammersiegerstück. Gunther Ulbricht freut sich über den Erfolg seines jungen Mitarbeiters und hofft, dass er lange in der traditionsreichen Firma bleibt, die ursprünglich aus dem Erzgebirge stammt. Dort hat sie eine weitere Niederlassung. Und im Sortiment sind die liebevoll in Handarbeit gefertigten weihnachtlichen und österlichen Figuren aus Holz, auch solche, die das ganze Jahr über die Wohnung schmücken.
Florian Tausch holt den Sieg unter den Informationselektronikern
Der Dritte im Landkreis: Bei Systemtechnik Bissinger in Gundelfingen beglückwünschte der HWK-Präsident Florian Tausch, Kammersieger der Informationselektroniker, Schwerpunkt Bürosystemtechnik. Nach der Realschule machte der Dillinger an der Fachoberschule Donauwörth sein Abitur. Ausschlaggebend bei seiner Berufswahl war für den heute 24-Jährigen: „Ich hab’ etwas gesucht, wo ich sowohl mit den Händen als auch mit dem Kopf arbeiten muss.“ Den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen war für ihn keine Option. Heute kennt er sich bestens mit Konferenzlösungen aus. Mit der Montage von Beamern, Monitoren, Leinwänden und Lautsprechern und was nötig ist, um bei Besprechungen alles vom Tablet aus zu steuern. Mario Heider, der für die technische Seite der Ausbildung zuständig ist, freut sich, dass die Firma Bissinger schon sehr viele gute junge Leute hatte, Kaufleute ebenso wie in den technischen Berufen, welche als Kammersieger abschlossen. Das Ziel ist, diese in der Firma zu halten.
Eine handwerkliche Ausbildung bietet ein sehr gutes berufliches Fundament und eine ausgezeichnete Lebensperspektive, betont auch HWK-Präsident Rauch.
Am Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks konnten Absolventen der Gesellen- und Abschlussprüfungen 2020 teilnehmen. Sie mussten die beste praktische Prüfungsarbeit in ihrem Ausbildungsberuf im Kammerbezirk abgelegt haben. Die Kammersieger können jetzt an weiteren Berufswettbewerben teilnehmen. Die nächsten Ebenen sind der Landeswettbewerb und der Bundeswettbewerb.(mit pm)
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