Acht Parteien waren bislang im Dillinger Kreistag vertreten, künftig werden es elf sein. Die AfD und die Junge Union haben aus dem Stand drei Sitze in dem 60-köpfigen Gremium erreicht, Die Linke einen Sitz. Die CSU hat zwar zwei Sitze verloren, wird aber von der JU verstärkt. Die Grünen gewinnen ebenfalls drei Sitze.
Die SPD verliert vier Sitze, die FDP hat einen Sitz weniger, die Zukunft verliert einen Sitz, ebenso die Freien Wähler und die Republikaner. Einzig die Bürgerliste bleibt bei drei Sitzen. Das neue Gremium, das am 8. Mai zur ersten Kreistagssitzung zusammenkommt, wird ein ganz anderes sein. Es gibt viele neue Gesichter (siehe Infokasten). Darunter sind zahlreiche Bürgermeister, etwa aus Dillingen, Lauingen, Höchstädt und Wertingen, dazu aus Haunsheim, Buttenwiesen, Bissingen, Aislingen, Finningen und Zöschingen. Und auch der Kreis-Obmann des Dillinger Bauernverbandes, Klaus Beyrer. „Wer so ein Amt hat, hat natürlich einen Bonus“, sagte CSU-Kreisvorsitzender Georg Winter am Mittwoch. Mit dem Ergebnis seiner Fraktion war er sehr zufrieden. Das Ziel, sich zu verjüngen, habe man durch die Junge Union erreicht. Die Freude über deren Einzug zu dritt, darunter zwei Frauen, sei groß. Auch die CSU selbst habe sich verjüngt.
Zwar verlor die Partei einen Sitz, doch zusammen mit der Jungen Union seien es in der Summe wieder zwei mehr. Die Fraktionen Zukunft und Bürgerliste seien eigenständig, betonte Winter auf Nachfrage, „aber natürlich gehören sie auch zum bürgerlichen Lager“. Mit der Jungen Union habe man keine weitere Konkurrenz schaffen, sondern junge Menschen für die Politik gewinnen wollen. „Das ist wie beim Fußball. Ohne Jugendmannschaft gibt es auch keinen Nachwuchs.“ Franz Bürger, der eigentlich gar nicht mehr antreten wollte, aber zu spät von der CSU-Liste wollte, hat den größten Sprung gemacht: von Platz 60 aus direkt in den Kreistag. „Franz Bürger ist ein Schlitzohr mit gutem Spürsinn“, analysierte Winter. Der Wertinger rang am Mittwoch hörbar mit sich, sagte aber zum Schluss: „Ich müsste mich schämen, wenn ich das Amt nicht antreten würde, wo mich so viele Menschen gewählt haben.“
Die Freien Wähler sind zufrieden, die Grünen jubeln
Bei den Freien Wählern sind unter anderem Jakob Kehrle (er rutschte von 24 vor bis 17) und Bissingens ehemaliger Bürgermeister Michael Holzinger (er kam von 23 bis auf 15 vor) nicht mehr dabei. Auch die auf Platz drei gesetzte Alexandra Leo und der von Platz 57 bis auf Platz 14 vorgerückte Friedrich Brändle schafften es nicht. Dennoch ist Fraktionsvorsitzender Bernd Nicklaser mit dem Ergebnis zufrieden. „Ja, wir haben einen Sitz eingebüßt, sind aber immer noch zweitstärkste Kraft. Das ist angesichts dessen, dass drei neue Listen eingezogen sind, ein gutes Ergebnis.“ Dieses bestätige seine Fraktion in ihrer Arbeit zusammen mit Landrat Leo Schrell. Auch andere etablierte Parteien hätten ebenfalls Sitze verloren.
„Ich freu mich total“, jubelte Heidi Terpoorten von den Grünen, künftig drittstärkste Kraft im Kreistag. Ihre Fraktion hat sich fast verdoppelt – und sie hat ein komplett neues Team um sich. Mit neuem Schwung wolle man die Themen im Landkreis angehen.
Die JU ist überwältigt, die SPD findet das Ergebnis "bitter"
Auch Manuel Knoll von der Jungen Union war die Freude am Telefon anzuhören. „Ich bin überwältigt, dass es auf Anhieb so geklappt hat. Dass wir bei so vielen Listen wahrgenommen wurden – und jetzt auch noch Fraktionsstärke haben, das ist ein tolles Ergebnis.“
Ganz anders die Stimmung bei der SPD, die vier Mandate verloren hat. „Das ist sehr bitter“, sagte Fraktionsvorsitzender Dietmar Bulling. Die Fraktion wird sich neu strukturieren müssen, zumal Sprecher Wolfgang Konle von Platz vier auf neun rutschte und damit nicht mehr dabei ist, ebenso wie Viktor Merenda. Dillingens Bürgermeisterkandidat Tobias Rief rutschte von Platz zwei gar auf Platz elf. „Der Landestrend der SPD setzte sich leider auch auf kommunaler Ebene fort“, bedauerte Bulling. Die Wahlbeteiligung lag bei 58,5 Prozent und damit ein Prozent höher als 2014.
Einer wurde völlig überrascht
Nachdem seine Partei vor sechs Jahren an den nötigen Unterschriften gescheitert war, war die Freude auch bei AfD-Kreisvorsitzendem Erich Seiler am Mittwoch groß. Jetzt ist die Partei nicht nur im Dillinger Stadtrat, sondern auch im Kreistag vertreten. Dort will sich seine Fraktion nun für den Erhalt des Wertinger Krankenhauses, eine schnellere Digitalisierung und einen gerechteren Hochwasserschutz einsetzen.
Völlig überrascht von dem Ergebnis wurde Wolfgang Zenetti. Er zieht als Vertreter der Linken in den Kreistag ein. „Keine Ahnung, wie das geklappt hat“, sagte er am Telefon und lachte. Kreisvorsitzender Manfred Seel hätte ihn gefragt, ob er mit auf die Liste ginge. „Ich habe zugesagt, wollte nur nicht an vorderste Front.“ Platz vier hat aber zum Einzug gereicht. „Das muss ich jetzt erst mal verdauen.“
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