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Landkreis Dillingen: Für Landrat Leo Schrell war es "die richtige Entscheidung"

Landkreis Dillingen

Für Landrat Leo Schrell war es "die richtige Entscheidung"

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    Leo Schrell hat sich entschieden. Er tritt bei der Landratswahl am 15. Mai nicht mehr an.
    Leo Schrell hat sich entschieden. Er tritt bei der Landratswahl am 15. Mai nicht mehr an. Foto: Landratsamt Dillingen

    Die Nachricht hat viele überrascht. Und sie ändert die politische Debatte in den kommenden Monaten, denn es wird im Kreis Dillingen am 15. Mai eine echte Landratswahl geben. Amtsinhaber Leo Schrell (Freie Wähler) kandidiert nicht für eine vierte Amtszeit. Nachdem der Landrat am Freitag seine Entscheidung öffentlich gemacht hatte, entbrannten viele Diskussionen.

    Dillinger Landrat Leo Schrell tritt nach 18 Jahren nicht mehr zur Wahl an

    Aber wie geht es dem Unterliezheimer am Tag danach? „Ich bin der festen Überzeugung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben“, betont Schrell am Samstag gegenüber unserer Redaktion. Seit 2004 lenkt der FW-Politiker den Landkreis Dillingen. Die Entscheidung vor 18 Jahren war ein Wahlkrimi. Der damalige CSU-Politiker Schrell wechselte vor dem Urnengang das Lager und setzte sich schließlich bereits im ersten Wahlgang mit 53,5 Prozent gegen den CSU-Landtagsabgeordneten Georg Winter, den ehemaligen Syrgensteiner Bernd Steiner (SPD) und den Republikaner Hermann Mack durch.

    Zweimal wurde der Landrat wiedergewählt, er fuhr klare Wahlsiege (83,7 und 84,7 Prozent) gegen Bettina Merkl-Zierer (Grüne) und Hermann Mack ein. Die erneute Wahl Schrells hätte als sicher gegolten, wenn er im Mai abermals angetreten wäre. Der unangefochtene Amtsinhaber gelangte allerdings zu der Ansicht, „dass es nach mehr als 38 Jahren in der Kommunalpolitik, davon mehr als 14 Jahren als hauptamtlicher Bürgermeister und 18 Jahren als Landrat, genug sein sollte“.

    Landrat in Dillingen möchte selbst über seinen Abschied bestimmen

    Schrell versichert, nicht amtsmüde zu sein. Aber er könne jetzt selbstbestimmt seinen Abschied bestimmen, sagt der 64-Jährige. Er habe in seiner Laufbahn einige Politiker erlebt, „die sich schwertun mit dem Loslassen und Angst davor haben, nicht mehr wichtig zu sein“. Und er habe sich selbst immer vorgenommen, dass er sich nicht über sein Amt definieren wolle, sondern über seine Person. Schrell sagt, er wolle ein wenig „das Klischee des machtbesessenen Politikers widerlegen, der nicht loslassen kann“.

    Und er freue sich darauf, nach dem 12. Juli, dem letzten Tag seiner Amtszeit, mehr über seine Zeit bestimmen zu können. Schrell will, wie er unserer Redaktion mitteilt, sich mehr um seine Familie kümmern, lesen, Sport treiben und auch mal Städtereisen unternehmen. Bis dahin werde er sich aber weiter „voll und ganz für die Entwicklung des Landkreises Dillingen einsetzen“.

    Politiker und Politikerinnen reagierten überrascht auf Entscheidung von Schrell

    Auch im sozialen Netzwerk Facebook wird über Schrells Entscheidung viel diskutiert. Viele Nutzer und Nutzerinnen bedauern die Entscheidung des Landrats, zollen ihm aber gleichzeitig Respekt. Aber wer könnte in die Fußstapfen des 64-Jährigen treten? Die Nachricht, dass Schrell nicht mehr antritt, hat Vertreter und Vertreterinnen der im Kreistag vertretenen Parteien offensichtlich überrascht. Namen von Kandidaten oder Kandidatinnen nannten die von uns befragten Politiker und Politiker jedenfalls nicht.

    Die Freien Wähler wollen im Laufe des Januars über die weitere Vorgehensweise beraten, ließen Kreisvorsitzender Markus Müller und FW-Kreistagsfraktionschef Bernd Nicklaser wissen. Die Grünen hätten unabhängig von Schrells Entscheidung bereits nachgedacht, ob sie einen Kandidaten oder eine Kandidatin für die Landratswahl aufstellen werden, teilte Kreissprecher Niklas Zöschinger mit.

    CSU-Kreisvorstand beschäftigt sich im Januar mit Dillinger Landratswahl

    Die größte Fraktion im Dillinger Kreistag wurde bei der Wahl im März 2020 erneut die CSU mit 32,0 Prozent. Zählt man die Listen von Zukunft (7,4 Prozent), Bürgerliste (4,5 Prozent) und Junge Union (5,0 Prozent) hinzu, kommen die Christsozialen auf 48,9 Prozent. Sie spielen somit bei der anstehenden Landratswahl eine entscheidende Rolle.

    Der CSU-Kreisvorstand habe bereits seit längerem den 20. Januar als Termin festgelegt, um sich mit dem Thema Landratswahl zu befassen. „Jetzt ist die Ausgangslage aber neu und ganz anders“, teilt Winter mit. Alle Parteien im Landkreis müssten sich nun auf die neue Lage einstellen. Vielleicht, so Winter, könnten sich ja auch mehrere Gruppierungen auf einen Kandidaten oder eine Kandidatin einigen.

    Wird der Dillinger Oberbürgermeisters Frank Kunz der neue Landrat?

    In der Vergangenheit wurde bei der CSU immer wieder der Name des Dillinger Oberbürgermeisters Frank Kunz mit dem Amt des Landrats in Verbindung gebracht. Aber auch die Namen des Gemeindetags-Kreisvorsitzenden Tobias Steinwinter und des JU-Bezirksvorsitzenden Manuel Knoll werden bei den Christsozialen genannt.

    Oberbürgermeister Kunz hat in früheren Jahren Ambitionen, dass er einmal Landrat werden möchte, gegenüber unserer Redaktion immer entschieden zurückgewiesen. Das Amt des Dillinger Rathauschefs sei das schönste, was er sich vorstellen könne, so oder ähnlich lauteten die Antworten. In diesem Jahr hatte Kunz bei einem Sommerinterview ebenfalls betont, dass für ihn das Amt des Dillinger Oberbürgermeisters eine Herzenssache sei.

    Er fühle sich bei seiner Aufgabe wohl und denke von morgens bis abends darüber nach, „wie wir unsere Stadt gut entwickeln können“. Kunz räumte allerdings ein, dass es ihn gefreut habe, dass ihm „offensichtlich einige“ das Amt des Dillinger Landrats zutrauen. Da war der Rathauschef aber nach Informationen unserer Zeitung fest davon ausgegangen, dass Schrell wieder antreten wird.

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