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Landkreis Dillingen: So reagieren Politiker auf die Entscheidung von Dillingens Landrat Leo Schrell

Landkreis Dillingen

So reagieren Politiker auf die Entscheidung von Dillingens Landrat Leo Schrell

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    Dillingens Landrat Leo Schrell tritt bei der Wahl im Mai 2022 nicht nochmal an.
    Dillingens Landrat Leo Schrell tritt bei der Wahl im Mai 2022 nicht nochmal an. Foto: Berthold Veh (Archivbild)

    Dillingens Landrat Leo Schrell hat am Freitag mitgeteilt, dass er auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Es wäre die vierte Amtszeit des 64-Jährigen gewesen. „Am 15. Mai werde ich mich nicht erneut um das Amt des Landrats in unserem Landkreis bewerben.“ Die Nachricht traf die Politiker anderer Parteien völlig überraschend - sogar den stellvertretenden Landrat Alfred Schneid.

    Auch Dietmar Bulling wurde am Freitag überrascht. „Wirklich? Das ist schade“, sagte der Lauinger spontan. Der Unterbezirksvorsitzende der SPD bedauerte den Schritt des Dillinger Landrates sehr. „Ich habe fest mit einer weiteren Amtszeit gerechnet und mir gewünscht, dass er weitermacht. Er hat wirklich tolle Arbeit gemacht.“ Die

    Der stellvertretende Landrat erfuhr die Nachricht von der Zeitung

    Auch der stellvertretende Landrat Alfred Schneid (CSU) war am Freitagnachmittag ahnungslos. „Echt? Ich bin sprachlos.“ Er sei sich sicher gewesen, dass der Landrat noch mal kandidiert. Sie hätten nie ein schlechtes Verhältnis gehabt. Ob die CSU einen eigenen Kandidaten aufstellen wird, dazu wollte Schneid nichts sagen.

    Kreisrat Manuel Knoll (JU) geht vorsichtig davon aus, dass es so kommt. „Ich will nicht vorgreifen. Aber die CSU wird im Januar darüber sprechen und ich vermute schon, dass man einen Kandidaten oder eine Kandidatin aufstellen will. Es geht ja schließlich um die Weichenstellung für die nächsten Jahre.“ Knoll war von der Entscheidung Schrells ebenfalls überrascht. „Ich hatte nie den Eindruck, dass er amtsmüde ist, sondern zu 90 Prozent sicher, dass er weitermacht.“

    Knoll glaubte, so wie ihm sei es vielen gegangen, die sich darauf eingestellt hatten, dass Leo Schrell zum vierten Mal kandidieren wird. „Jetzt aber wird die Wahl im Mai doch spannender als erwartet“, sagte Knoll. Wäre Schrell noch mal angetreten, hätte die Möglichkeit bestanden, bis zur Kommunalwahl das Amt zu bekleiden und dann abzutreten. Damit beide Termine künftig auf einen Tag fallen. „Das wäre für den Landkreis schon gut gewesen“, fand Knoll. Landrat, das sei in Bayern ein Amt, in dem man viel gestalten könne, sagte der JU-Bezirksvorsitzende aus Höchstädt. Anderseits berge das Amt viele Herausforderungen, schon allein aufgrund der Zahl der Mitarbeitenden. „Nein, das ist kein einfaches Amt.“

    Unabhängig von Schrells Entscheidung dachten die Grünen im Landkreis bereits darüber nach, ob sie einen eigenen Kandidaten oder eine eigene Kandidatin zur Landratswahl im Mai aufstellen wollen. Die Entscheidung soll noch im Januar fallen, kündigte Kreissprecher Niklas Zöschinger an. Prinzipiell stünde die Landratswahl für einen Neuanfang, den Bündnis90/die Grünen mit ein paar Hoffnungen verbinden, meinte Zöschinger. „Dazu gehören mehr Bürgerbeteiligung, der Abbau von Hierarchien, Klimaschutz auf allen Ebenen und Runde Tische, um mit allen Interessierten die beste Lösung zu finden.“

    Kommunal- und Landratswahl an einem gemeinsamen Termin?

    Die Freien Wähler selbst hätten ihren Landrat am liebsten wieder aufgestellt. Dieser habe erfolgreich den Landkreis federführend gestaltet und entwickelt. Bei den Vorberatungen sei sowohl eine volle Wahlperiode als auch das Zeitfenster bis zur nächsten Kommunalwahl im Gespräch gewesen, um Landrats- und Kreistagswahl terminlich wieder zusammen zu führen.

    Markus Müller, Kreisvorsitzender der Freien Wähler und Bernd Nicklaser, Vorsitzender der FW Kreistagsfraktion, teilten zudem mit, wie sehr sie die Entscheidung des Landrats bedauern. Doch dass er nach 32 Jahren hauptamtlicher Kommunalpolitik – 14 Jahre als Bürgermeister und 18 Jahre Landrat – auf eine weitere Kandidatur verzichtet, respektiere die Partei. Man werde in nächster Zeit Gespräche führen. Dazu fänden im Laufe des Januars ebenso Beratungen von Kreisvorstand und Kreistagsfraktion über die weitere Vorgehensweise statt.

    Leo Schrell ließ in seiner Pressemitteilung wissen: „Insbesondere im Amt des Landrats sind die persönlichen Freiheiten auf ein Minimum beschränkt." Ein klassischer Feierabend sei selten, der gesamte Tagesablauf, und das meist sieben Tage in der Woche, werde von der Aufgabenfülle vorgegeben. Als Landrat sei er in wesentlichen Teilen seiner Zeit fremdbestimmt. Trotzdem empfände er sein Amt nur sehr selten als belastend, sondern vielmehr ganz überwiegend als bereichernd.

    Der Dillinger Landrat sagt: "Der richtige Zeitpunkt ist gekommen"

    Nun könne er mit einem guten Gefühl sowie gesund und fit seinen Abschied selbst bestimmen. „Insofern ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um mich anderen Aufgaben und Herausforderungen zu stellen.“ Schrell hatte sich bei der Wahl im März 2016 mit 84,7 Prozent der Stimmen gegen Hermann Mack, den Herausforderer der rechtsgerichteten Republikaner, durchgesetzt. Die Amtszeit von Landrat Leo Schrell endet nun nach 18 Jahren mit Ablauf des 12. Juli 2022.

    SPD-Kreisrat Bulling kann das nachvollziehen. Allerdings wäre es, so der Lauinger, ein guter Kompromiss gewesen, bis zur nächsten Kommunalwahl weiterzumachen. Dann wären beide Wahlen wieder auf den gleichen Termin gefallen. Seine Partei wolle sich zeitnah zusammensetzen, um einen geeigneten Landratskandidaten oder eine geeignete Kandidatin zu finden. Die Bevölkerung sollte im besten Fall eine Wahl mit mehreren Kandidaten haben. „Wir erfahren als SPD gerade sehr viel Zuspruch und werden uns um eine qualifizierte Kandidatin oder einen Kandidaten bemühen“, erklärte Bulling. Doch er sagt auch: „Zu beneiden ist niemand, der das Amt antritt; es stehen viele Aufgaben an.“

    Und was hat der amtierende Landrat nach seiner Dienstzeit vor? „Künftig möchte ich über meine Zeit weitestgehend frei verfügen können, weniger Akten und mehr Bücher lesen, weniger Dienst- und mehr Städtereisen machen. Bis zum 12. Juli 2022 werde ich unverändert meine volle Kraft und Konzentration meinen Aufgaben als Landrat widmen.“ (mit pm)

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Große Überraschung

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