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Landkreis Dillingen: Christliches Wort: „Flüchtlinge sind unsere Schwestern und Brüder“

Landkreis Dillingen

Christliches Wort: „Flüchtlinge sind unsere Schwestern und Brüder“

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    Diakon Xaver Käser.
    Diakon Xaver Käser. Foto: Familie Käser (Archivbild)

    Liebe Leser und Leserinnen,
    es ist natürlich eine Sache der Wahrnehmung. Wenn ein Milliardär mit seiner Luxusjacht im Mittelmeer ertrinkt, beherrscht das tagelang die Schlagzeilen in ganz Europa. Dass heuer schon über 1000 Flüchtlinge mit ihren klapprigen Booten im Mittelmeer ertrunken sind, berührt dagegen kaum jemand. Der Dreifachmörder von Langweid – ein Deutscher – schaffte es gerade noch in den Bayernteil unserer Zeitung, mein Sohn in Hamburg hat nichts davon mitbekommen. Der Dreifachmörder von Solingen – weil er ein Flüchtling ist – erschüttert dagegen die ganze Republik und zwingt alle Politiker zu mehr oder weniger sinnvollen Stellungnahmen. In dieser Stimmungslage ist es nicht einfach, für die Flüchtlinge Fürsprecher zu sein, die hier bei uns im Landkreis gelandet sind.

    Die Unterstützergruppe „Asyl/Migration Dillingen“, bei der meine Frau und ich zu den Gründungsmitgliedern gehören, begeht heuer ihr zehnjähriges Bestehen. Es ist schon erstaunlich, wie schnell im Lauf dieser zehn Jahre die Willkommenskultur in unserer Gesellschaft in eine Abwehrhaltung umgeschlagen ist. Nur „Hosanna“ und „Kreuzige ihn“ liegen näher beieinander. Von Angela Merkels legendärem „Wir schaffen das“ ist nicht mehr viel übrig geblieben. Die große Schar derer, die vor zehn Jahren angefangen haben, sich um Flüchtlinge zu kümmern, schrumpft altersbedingt zusammen und von der Jugend kommt kaum jemand nach. Politiker und Parteien überschlagen sich in Vorschlägen, wie man Flüchtlinge von Europa fernhalten kann. Das beginnt schon damit, dass man nicht mehr von „Flucht“ sprechen darf, es heißt jetzt „illegale Migration“. Frontex prügelt die Flüchtlinge von den Grenzzäunen weg, und die Gefängnisse, die Frau Meloni in Albanien bauen lässt, sind mehr als menschenunwürdig. Aber das alles wird von vielen Politikern begrüßt und von vielen Ländern finanziell gefördert. Unser Freistaat sieht sich sogar in einer Vorreiterrolle, wenn es darum geht, Flüchtlinge abzuwehren und die, die da sind, zu schikanieren und möglichst wieder loszuwerden.

    Diakon Käser: „Zu viele Christen schweigen“

    Und was sagen wir Christen dazu? Zu viele Christen schweigen. Das finde ich nicht gut. Wir sollten unsere Stimme erheben. Die deutsche Bischofskonferenz hat sich ja schon einmal zu der Erklärung durchgerungen, dass die AfD für Christen nicht wählbar ist. Ich würde mir wünschen, dass zumindest die bayerische Bischofskonferenz der von einer christlichen Partei geführten Staatsregierung einmal deutlich sagt, dass die Art und Weise, wie sie in Bierzelten und auf Wahlkampfveranstaltungen über Flüchtlinge (pardon: „illegale Migranten“) redet und wie sie in der Praxis mit Flüchtlingen umgeht, nicht mit dem C im Parteinamen in Einklang zu bringen ist. Man könnte ja fast meinen, es handle sich bei Flüchtlingen um lästiges Ungeziefer. In Wirklichkeit sind das Menschen. Das sind Menschen, die gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen.

    Für Christen sind Flüchtlinge nicht nur Menschen, sie sind unsere Schwestern und Brüder. Vielleicht ist es für manche Fromme nicht nachvollziehbar, dass Gott auch Afghanen, Syrer, Iraker und Nigerianer liebt. Aber es ist halt nun mal so. Und neben der Liebe zu Gott hat Jesus uns als genauso wichtiges Gebot die Liebe zu unseren Mitmenschen ins Stammbuch geschrieben. Ergreifende Fürbitten für die Flüchtlinge zu formulieren ist schön und gut, aber genauso wichtig wäre es, sie tatkräftig zu unterstützen. Viele Beispiele gelungener Integration geben meiner Frau und mir die Motivation weiterzumachen.

    Dillinger Diakon warnt vor der Wiederholung eines Fehlers

    Vor knapp 100 Jahren hat der Staat schon einmal gegen bestimmte Menschen Stimmung gemacht. Damals haben unsere Kirchen auch größtenteils geschwiegen, gute Miene zum bösen Spiel gemacht und sich damit schwer versündigt. Wir sollten diesen Fehler nicht wiederholen.

    Ihr Xaver Käser, Diakon in Dillingen

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