Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Dillingen: Aufruf: Wir sammeln Erinnerungen ans Kriegsende vor 80 Jahren

Landkreis Dillingen

Aufruf: Wir sammeln Erinnerungen ans Kriegsende vor 80 Jahren

    • |
    • |
    Binnen weniger Tage hatte sich die US-Armee in Lauingen eine Behelfsbrücke über die Donau gebaut. Viele Bewohner mussten damals ihre Häuser räumen.
    Binnen weniger Tage hatte sich die US-Armee in Lauingen eine Behelfsbrücke über die Donau gebaut. Viele Bewohner mussten damals ihre Häuser räumen. Foto: DZ-Archiv

    Anfang Mai 1945, vor fast genau 80 Jahren, endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Sechs Jahre tobte der Krieg, den das Deutsche Reich losgebrochen hatte. Die genaue Zahl der Opfer ist bis heute unklar. Die Schätzungen liegen irgendwo zwischen unvorstellbaren 60 und 75 Millionen Menschen weltweit. Wir, die Redaktionen der Donau Zeitung und der Wertinger Zeitung, wollen den Jahrestag zum Anlass nehmen, den wenigen verbliebenen Zeitzeugen eine Stimme zu geben und Erinnerungen zu sammeln.

    Wie war der Einmarsch der Alliierten im heutigen Landkreis Dillingen? Was ist in den Wochen vor Kriegsende passiert? Was haben Familienangehörige aus dem Kriegsdienst berichtet? Wie waren die Monate nach der Kapitulation? Welche Entbehrungen musste die Bevölkerung ertragen? Wie war es, als die Männer nach der Kriegsgefangenschaft nach Hause kamen? Wie funktionierte die Aufnahme der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen? Und mit welchen Sorgen und Ängsten waren die Menschen konfrontiert?

    Erinnerungen aus dem Landkreis Dillingen für die Nachwelt festhalten

    Es gibt viele Fragen, die sich die jüngeren Generationen stellen, um mehr über diese Zeit zu erfahren. Und hoffentlich kommen noch mehr Antworten. Wir wollen die Erinnerungen der Zeitzeugen festhalten. Das müssen nicht ausschließlich diejenigen sein, die das Kriegsende persönlich erlebt haben: Auch Briefe von Soldaten, Feldpost also, können interessante Einblicke bieten und haben oft die Jahrzehnte überdauert. Wer Erinnerungen teilen will, kann den Redaktionen eine E-Mail oder auch einen Brief schicken. Wer will, erhält auch Besuch von der Redaktion: Mitarbeiter der Donau Zeitung und der Wertinger Zeitung kommen vorbei und halten persönliche Eindrücke und Erinnerungen fest. Vielleicht hat der eine oder andere auch noch Bilder aus der Zeit. Alle Berichte werden festgehalten und sollen nach Möglichkeit veröffentlicht werden. Denn Geschichtsbücher und Dokumentationen im Fernsehen sind gut, doch nichts bietet einen besseren Einblick in die Vergangenheit der eigenen Heimat wie die Berichte derer, die dabei waren.

    Wie wichtig die Aufzeichnungen von Zeitzeugen sind, weiß Bezirksheimatpfleger Christoph Lang. „Die Aussagen tragen zum Beispiel dazu bei, Opfern eine Stimme zu geben.“ Sie bieten subjektive Eindrücke und können mahnen, wenn die Erinnerungen an den Krieg verblassen. Diese persönliche Perspektive, die freilich hinterfragt werden müsse, sei ein Teil der Geschichte: Und Geschichte sei nur eine Interpretation dessen, was passiert ist.

    Am frühen Vormittag des 22. April 1945 erreichten Vorauskommandos amerikanischer Kampftruppen die Stadt Dillingen.
    Am frühen Vormittag des 22. April 1945 erreichten Vorauskommandos amerikanischer Kampftruppen die Stadt Dillingen. Foto: AZ-Archiv

    Zur Geschichte gehört etwa die Bombardierung Lauingens in der Nacht auf den 13. Oktober 1941 durch britische Flugzeuge. In mehreren Angriffswellen warfen die Bomber hunderte Brand- und Sprengbomben über dem Stadtgebiet ab. Vier Menschen starben. Die Region war aber auch Nebenschauplatz einiger der schlimmsten Verbrechen der Geschichte: Bereits 1940 rückten graue Busse in Lauingen an, die viele Patientinnen der Elisabethenstiftung abholten und deportierten. Die Ordensschwestern hatten einige zunächst verstecken können. Später wurden in Lauingen Außenlager des Konzentrationslagers Dachau eingerichtet, in denen hunderte Menschen Zwangsarbeit verrichten mussten.

    Zum Kriegsende hin rückten schließlich die Brücken über die Donau in den Fokus der strategischen Überlegungen. Für die US-Army waren sie essenziell, um den Vormarsch voranzubringen. Wehrmacht und SS wiederum setzten alles daran, diesen Vormarsch aufzuhalten. Am 22. April 1945 konnten amerikanische Truppen die Brücke in Dillingen sichern, die deutschen Truppen leisteten keinen Widerstand. Die Wehrmacht versuchte in den Tagen darauf noch mit einem Sprengkommando und durch den Abwurf von Schwimmbomben, die Brücke doch noch zu zerstören. Gelungen ist das nicht.

    Weniger Glück hatte man in Lauingen: Angesichts des amerikanischen Vormarschs jagten deutsche Soldaten am 22. April die Brücke dort in die Luft. Die Explosion war so stark, dass einige Dächer der Gebäude in Flussnähe abgedeckt und beschädigt wurden. Sie wurden später teilweise mit Blechen bedeckt, die ursprünglich für die Düsenjäger-Produktion gedacht waren. Diese notdürftigen Reparaturen waren teilweise bis in die 1980er-Jahre zu sehen.

    • Kontakt: Wer Erinnerungen von sich oder seinen Angehörigen teilen möchte, meldet sich bei der Redaktion der Donau Zeitung und der Wertinger Zeitung. Das ist möglich per E-Mail an redaktion@donau-zeitung.de oder an redaktion@wertinger-zeitung.de. Stichwort: Kriegsende. Briefe an beide Redaktionen gehen per Post an Donau Zeitung, Große Allee 47, 89407 Dillingen an der Donau. Auch ein Anruf ist möglich unter 09071/7949-10. Ansprechpartner in der Redaktion ist Jonathan Mayer. Wichtig wäre, dass jeder Einsendung, ob Brief oder E-Mail, auch Kontaktdaten mit Namen und Telefonnummer beigefügt sind.
    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden