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Landkreis Dillingen: Wie Feuerwehren um die Retter von morgen kämpfen

Landkreis Dillingen

Wie Feuerwehren um die Retter von morgen kämpfen

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    Kommandant Maximilian Beier von der Freiwilligen Feuerwehr in Weisingen setzt auf eine ganz besondere Stellenanzeige, um neue Mitglieder zu finden.
    Kommandant Maximilian Beier von der Freiwilligen Feuerwehr in Weisingen setzt auf eine ganz besondere Stellenanzeige, um neue Mitglieder zu finden. Foto: Karl Aumiller

    Es ist eine Stellenanzeige, die man so eher selten sieht: Gesucht werden Feuerwehrmänner und Frauen "zur Verstärkung unseres Teams im Bereich Brand- und Katastrophenschutz". Mindestalter: 18 Jahre. Einsatzzeiten: 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Die Anzeige hat die Freiwillige Feuerwehr in Weisingen geschaltet. Im Amtsblatt, aber auch in den sozialen Netzwerken. Fehlen der Dorffeuerwehr die Mitglieder?

    Anruf beim Kommandanten. Nein, in Weisingen ist man noch vergleichsweise gut ausgestattet, sagt Maximilian Beier. Aber man habe sich einmal etwas Neues überlegen wollen, um die Leute für die Feuerwehr zu begeistern. "Man muss mit der Zeit gehen. Mit dem alten Spruch: 'Stell dir vor, du drückst und alle drücken sich', da lockt man heutzutage niemanden mehr von der Couch weg", sagt Beier. 60 Männer und Frauen seien in der Weisinger Wehr aktiv. Im vergangenen Jahr habe man sogar acht Erwachsene für das Ehrenamt begeistern können. "Im Sommer wollen wir die Kampagne weiter fortführen und auf die Jugendlichen zugehen", sagt Beier. Dann sei Klinkenputzen angesagt. Man müsse am Ball bleiben, so ist Beiers Eindruck. "Es ist immer mehr so, dass die Feuerwehr in den Hintergrund gerät, wenn Dörfer immer mehr nur noch zu Schlafstätten werden."

    Vereine im Landkreis Dillingen suchen vor allem erwachsene Feuerwehrler

    Die Suche speziell nach erwachsenen Neumitgliedern hat einen Grund: Erwachsene könne man schneller schulen. Und: Wer sich im Erwachsenenalter für die Feuerwehr entscheidet, der macht es in der Regel aus Überzeugung. Dass es im vergangenen Jahr bei der Weisinger Wehr sogar acht Neuzugänge gab, hat aus Beiers Sicht zwei Gründe: "Einerseits die Pandemie, da war vielen wohl langweilig und das schlechte Gewissen hat dann wohl dazu geführt, dass manche zur Feuerwehr gegangen sind." Und der zweite Grund? Zwei Großbrände in einer Nacht, die den Aschberg in Atem hielten. "Viele haben sich danach bei uns bedankt, das hat bei den Mitgliederzahlen auch einen kleinen Schwung gegeben." 

    Etwas anders sieht es im westlichen Landkreis aus. Volker Stegmayer ist Zweiter Kommandant der Feuerwehr in Syrgenstein und sagt: "Es gibt Zeiten, wo es schwierig ist, einsatzfähig zu sein." Die Zahl der Aktiven könne sich schnell ändern, etwa wenn jemand umziehe oder in eine andere Stadt zum Studieren oder zum Arbeiten müsse. Wenn die Aktiven fehlen, gibt es ein Problem: "Die Fahrzeuge brauchen eine bestimmte Anzahl an Leuten." Wenn die nicht ausreicht, bleibt der Einsatzwagen also im Extremfall stehen.

    In Syrgenstein gibt es viele Angebote aber wenig Interessenten

    Im Jahr 2019 wurde der Zusammenschluss der drei Ortsfeuerwehren beschlossen. Das Nachwuchsproblem hat das nicht gelöst. "Kinderferienprogramm, Tag der Feuerwehren, Kinderfeuerwehr", zählt Stegmayer die Bemühungen auf, die man im Bachtal regelmäßig unternehme, um neue Mitglieder zu werben. Die Resonanz sei jedoch nicht allzu groß. "Es gibt zu viele andere Angebote: Sportvereine, Schule, und natürlich ist der PC oft wichtiger", sagt Stegmayer. Natürlich sei es gut, wenn sich Kinder und Jugendliche trotz aller anderer Verlockungen für den Feuerwehrdienst entscheiden. Doch bis ein Jugendlicher einsatzfähig ist, dauert das. Bis alle Schulungen und Prüfungen durchgemacht sind, mitunter mehrere Jahre. Und ob dann die Ausbildungsstelle auch in der Nähe ist und der Arbeitgeber mitmacht, ist die andere Frage. 

    Um Jugendliche zu motivieren, braucht es gute Jugendwarte. Das ist zumindest Rudolf Esers Eindruck. Er ist Erster Kommandant der Wertinger Feuerwehr. "Man braucht einen Draht zu den Jugendlichen und muss auch auf einer Ebene mit ihren sprechen können." Das sei keine leichte Aufgabe. Für die Jugendarbeit ist zudem ein langer Atem nötig. Wer mit 14 starte, müsse erst einmal zwei Jahre lang durch die Grundausbildung kommen, dürfe dann zwar in Einsätzen mitgehen, jedoch nicht an vorderster Front. "Mit 18 geht's dann aber erst los: Autoführerschein, Freundin, Lehre." 

    Nach den Überflutungen kamen mehr Neumitglieder in Wertingen

    Viele Ablenkungen also, dabei sei man dann als Feuerwehrmann oder -frau erst bereit für den Atemschutzlehrgang. Den schafften dann aber auch nicht alle. "Manche 18-Jährige haben keine Ausdauer, um zehn Minuten Fahrrad zu fahren!" Ist der Lehrgang dann geschafft, brauchten die jungen Leute noch Erfahrung: "Mit 20, 21 kann man die dann sozusagen auch mal 'allein laufen lassen'", fasst Eser zusammen. Wenn sich Erwachsene für den Feuerwehrdienst entscheiden, habe das für die Wehren viele Vorteile: "Einem 30-Jährigen brauch ich nicht erklären, wie man eine Säge hält oder wie man ein Warndreieck aufstellt", sagt Eser. 

    Ähnlich wie in Weisingen hat Eser auch mehr Neuzugänge nach einem Ereignis verzeichnet, das im Gedächtnis haften blieb: die Überschwemmungen im Juni 2021. Damals stand auch Wertingen in Teilen unter Wasser. Danach hätten sich auf den Rundbrief zur Mitgliederwerbung, der jedes Jahr verschickt würde, viele Interessenten gemeldet. Darüber hinaus müsse man als Feuerwehr inzwischen auch viel in den richtigen sozialen Medien aktiv werden. "Die Jungen erreicht man über Facebook nicht mehr. Das ist was für Opas." Instagram, Tiktok, da seien die jungen Menschen zu finden und dort könne man vielleicht welche überzeugen. Für Eser ist eines wichtig zu betonen: "Feuerwehrarbeit ist kein Hexenwerk, es muss nicht jeder ins brennende Haus reingehen." Es sei Teamarbeit, bei der jeder gleich wichtig ist. Und nicht nur das: "Für mich ist es einfach das schönste Hobby, das es gibt."

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