Landkreis Dillingen: Als Dillingen beim Sommermärchen 2006 zur großen Fan-Meile wurde

Ein neues Sommermärchen erhoffen sich viele Fans von der Fußball-Europameisterschaft, die an diesem Freitag mit dem Eröffnungsspiel der deutschen Elf in München gegen Schottland beginnt. Die Begeisterung hatte damals bei der Fußball-WM 2006 in Deutschland auf die Menschen übergegriffen. Auf einmal wurden überall Nationalflaggen gehisst und Deutschland-Fähnchen an Autos befestigt. Höhepunkt war vor 18 Jahren der dramatische Viertelfinal-Sieg der deutschen Nationalelf gegen Argentinien im Elfmeterschießen. Auch in Dillingen herrschte nach dem Schlusspfiff der Ausnahmezustand, die Königstraße wurde zur großen Fanmeile. 

Nach dem Elfer-Krimi gab es in der Kreisstadt einen schier endlos scheinenden Autokorso. "Ich dachte immer, dass Dillingen eine (ruhige) Behörden- und Beamtenstadt ist", wunderte sich ein Beobachter über ekstatisch jubelnde Menschen. Hupende Autofahrer erzeugten bei der Feier des Halbfinaleinzugs einen ohrenbetäubenden Lärm, Fans schwenkten Fahnen und lagen sich in der Königstraße freudetrunken in den Armen. Einer von ihnen war der Donaualtheimer Manuel Otto, der mit seinem roten A4 beim Autokorso mitfuhr. "Wir haben das Spiel zu Hause im Garten auf eine Großbild-Leinwand übertragen, und danach ging es zum Feiern in die Stadt", erinnert sich Otto. 

"Wenn man weiter kommt, macht die Sache immer Spaß"

Die Stimmung sei überwältigend gewesen. "Wenn man weiter kommt, macht die Sache immer Spaß", weiß der Donaualtheimer. Manuel Otto ist sich sicher, dass die Elf von Julian Nagelsmann bei dieser EM "mindestens vier Spiele" bestreiten wird. Dies würde bedeuten, dass die Nationalmannschaft zumindest das Achtelfinale schafft. "Da kommt es dann natürlich auf den Gegner an", sagt der Fußballfan. Die Stimmung steige jedenfalls mit dem Erfolg. 

Die Kreisstadt wäre jedenfalls für die Feier des EM-Titels gerüstet: Wie schon bei den vergangenen Welt- und Europameisterschaften bietet der Dillinger Kulturring auch dieses Mal Public-Viewing-Übertragungen im Stadtsaal an. Das Eröffnungsspiel Deutschland – Schottland am Freitag, 14. Juni, 21 Uhr, wird dort ebenso übertragen wie die beiden anderen Gruppenspiele. Am Mittwoch, 19. Juni, um 18 Uhr tritt Deutschland in der Vorrunde gegen Ungarn an, am Sonntag, 23. Juni, um 21 Uhr folgt das Spiel der "Nagelsmänner" gegen die Schweiz. Einlass im Stadtsaal ist jeweils 30 Minuten vor Spielbeginn. Getränke und Snacks können dort gekauft werden, der Eintritt ist frei. Oberbürgermeister Frank Kunz hofft, dass es für die deutsche Elf im Turnier weiter bis ins Finale geht. "Ich würde ja auch gerne den EM-Titel feiern", sagt der Rathauschef. Das Sommerferien 2006 seit etwas Besonderes gewesen. "Die Menschen gingen auf einmal mit ihren Fahnen auf die Straßen und zogen sich Deutschland-Trikots an", erinnert sich der Rathauschef. Für die EM erhoff sich Kunz "ein schönes Fußballfest, bei dem friedlich gefeiert wird".

Die Stadt Wertingen hatte ebenfalls Pläne für Public Viewing in der Schublade, teilt Verena Beese von der

Stadtverwaltung auf Anfrage mit. Auch wegen des Hochwassers wird es dieses Mal aber kein gemeinschaftliches Fernsehen im Schlossgraben geben. "Viele Menschen in Wertingen brauchen nach den Überschwemmungen finanzielle Hilfe", sagt Beese. Die Stadt habe sich entschlossen, das Geld, das durch den Verzicht auf Public Viewing gespart werden kann, lieber zu spenden. 

Wertinger Wirt hofft auf Finale Deutschland – Italien

Grigorios Konstantinidis, der Chef der Pizzeria Calabria in Wertingen, hofft, dass auch bei dieser Heim-Europameisterschaft der Funke auf die Fans überspringt. Seit 30 Jahren biete er Public Viewing an, denn Freudenfeiern beim Fußball belebten auch das Geschäft. Auch dieses Mal werde er alle EM-Spiele im Innenraum und im Außenbereich der Gaststätte übertragen, kündigt Konstantinidis an. Er sei selbst Fußballfan. Konstantinidis hat beim TSV Wertingen gekickt und ist großer Anhänger von PAOK Saloniki. Was das sportliche Abschneiden der "Nagelsmänner" betrifft, hat der Wertinger ein gutes Gefühl. "Ich hoffe, dass Deutschland und Italien ins Finale kommen, dann soll der Bessere gewinnen", sagt Konstantinidis. Der Wertinger Wirt ist grundsätzlich zuversichtlich. "Die EM", sagt Konstantinidis, "wird wieder ein Sommermärchen."

Der Medlinger Rainer Birkhahn ist wie Helmut Friedrich aus Emersacker (siehe Sport vor Ort) einer von 16.000 Volunteers bei der EM. Er wird bei den Spielen in München Fragen der Fans beantworten. "Beim Eröffnungsspiel gegen Schottland bin ich leider vor dem Stadion und nicht drinnen", bedauert Birkhahn, der am Ende seiner Schicht in der Nacht zum Samstag seinen 61. Geburtstag feiert. Der deutschen Elf traut der frühere Vorsitzende des FC Medlingen das Halbfinale zu, den Titel aber nicht unbedingt, denn da brauche es auch viel Glück. Für heute ist Birkhahn aber durchweg optimistisch. Deutschland, so der Volunteer gewinne gegen Schottland mit 3:1.