Für den CSU-Kreisverband sollte dieser Abend ein guter werden. Doch die Nominierungsversammlung von Christoph Mettel zum Landratskandidaten findet am Freitag unter den Eindrücken des russischen Angriffs auf die Ukraine statt. Es ist das Gesprächsthema in vielen Unterhaltungen. Und auch während der Versammlung klammert keiner der Redner den Krieg aus. Kreisvorsitzender Georg Winter nennt es in seiner Eröffnungsrede ein "Ereignis, das wir seit 75 Jahren nicht mehr in Europa hatten". Und: "Das ukrainische Volk braucht jetzt unsere Solidarität." Die Dillinger CSU gibt sich selbstbewusst, dass sie mit ihrem Kandidaten, der im Lauf des Abends offiziell gewählt werden sollte, die Wahl im Mai gewinnen wird. Ein Gastredner leitet aus dem Krieg in der Ukraine sogar die erste Aufgabe für Mettel ab, wenn er erst einmal zum Landrat gewählt ist.
Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz ruft in seiner Ansprache in Erinnerung, dass Kiew nicht einmal 1500 Kilometer entfernt sei - näher als manch andere Hauptstadt in Europa. Die Ereignisse führten vor Augen, dass unser Frieden nicht gottgegeben sei. Bezirkstagspräsident Martin Sailer erinnert später an die enge Beziehung seines Landkreises, Augsburg, zur Bukowina. Von einem Bekannten dort habe er die schlichte Nachricht erhalten: "It is war." - "Es ist Krieg."
Mettel geht auf die drängenden Probleme im Landkreis Dillingen ein
Die erste Aufgabe des möglichen Landrats Christoph Mettel stehe damit schon fest: die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine. Allein am Wochenende, sagt Sailer, werde der Landkreis Augsburg 1000 Menschen erwarten und aufnehmen.
Mettel selbst kennt den Krieg. Vor seiner Zeit als Bürgermeister von Haunsheim war er Kampfpilot bei der Bundeswehr. "Ich selbst habe leider Krieg und Verzweiflung hautnah miterlebt", sagt er in seiner Rede. Deswegen werde er sich um eine friedliche Zusammenarbeit mit allen im Landkreis bemühen. Mettel geht auf die drängenden Probleme der Region ein: Die ärztliche Versorgung, die Zukunft der Krankenhäuser und die Sicherung der Pflege würden bei ihm zur Chefsache ernannt - wofür er sogleich Applaus von den CSU-Kreisvertretern erntet. Konkret wolle er jedes Jahr einen Krankenhausgipfel einberufen und ein Pflegegespräch mit dem Gesundheitsminister führen. Näher führt er dies nicht aus.
Auch der Haushalt sei ein wichtiges Thema, sagt Mettel, der neben seinem Bürgermeisteramt bereits Mitglied des Dillinger Kreistags ist und in mehreren Ausschüssen sitzt. Die Defizite der beiden Krankenhäuser schränkten den finanziellen Spielraum ein. Diese müssten reduziert werden. Was er mit dem eingesparten Geld anstellen wolle, stellt der Landratskandidat auch gleich klar: Die Landkreisschulen hätten bei ihm Priorität. Und: "Einen finanziellen Blindflug wird es mit mir nicht geben." Fünf Schwerpunkte nennt er für seine Arbeit: die medizinische Versorgung, den Bildungs- und Wirtschaftsstandort Dillingen, eine verantwortungsvolle Landwirtschaft, den öffentlichen Nahverkehr sowie Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
98 von 105 Stimmberechtigten stimmen für Christoph Mettel
Die Versammlung am Freitagabend ist für die CSU der Auftakt in den Wahlkampf um den Posten des Landrats. Mettel betont, dass dieser fair ablaufen solle. Mit Leo Schrell verbinde ihn ein gutes Verhältnis. "Aber wie es in einem früheren Bundestagswahlkampf formuliert worden ist: Ich will nicht alles anders machen, aber alles mit neuem Schwung versehen und mit sehr viel persönlichem Einsatz im Team voranbringen." Das erfordere neue, innovative Wege und die Suche nach neuen Lösungen. Dass er das Zeug zum Landrat hat, attestieren ihm alle Redner: Frank Kunz sagt, er wolle "mit unserem künftigen Landrat Christoph Mettel" in entscheidenden Fragen zusammenarbeiten. Lauingens Bürgermeisterin Katja Müller, die die Wahlleitung übernimmt, hebt Mettels "unwahrscheinliches Wissen" hervor, das er sich stets selbst aneigne. Und Martin Sailer sagt: "Heute beginnt der Weg ins Landratsamt Dillingen."
Dass Mettel an diesem Abend von den CSU-Kreisvertretern gewählt wird, war von Anfang an klar. Von den 103 Stimmberechtigten stimmen bei zwei ungültigen Wahlzetteln 98 für ihn als Landratskandidat. Ein "überragendes Ergebnis", wie CSU-Fraktionschef im Kreisrat, Johann Popp, abschließend sagt. Einen Gegenkandidaten gab es nicht.