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Landkreis: Das ist Frühling pur!

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Das ist Frühling pur!

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    Manche nennen die gelbe Schlüsselblume auch „Himmelsschlüssel“. Ihr wunderbarer Duft spiegelt für Maria Burlefinger den „Frühling pur“ wider.
    Manche nennen die gelbe Schlüsselblume auch „Himmelsschlüssel“. Ihr wunderbarer Duft spiegelt für Maria Burlefinger den „Frühling pur“ wider.

    Schaut die Frühlings-Hungerblümchen! Maria Burlefinger lenkt den Blick der Gruppe auf ein Meer winziger weiß blühender Blümchen auf dem Damm entlang der Donau bei Gremheim. Wenige Meter weiter bückt sich die 53-jährige Kräuterpädagogin erneut, pflückt eine verwechselnd ähnliche kleine Blume ab und hält sie hoch: ein Garten-Schaumkraut. Im Gegensatz zum Hungerblümchen schmecke es super. Karin Krell staunt und will’s wissen. Sie zupft ein paar der kleinen Blättchen ab und steckt sie in den Mund. „Tatsächlich, schmeckt wie Kresse!“ Davon wachsen in ihrem Garten ganz viele. Bisher hat die Binswangerin die Blümchen als reines „Unkraut“ definiert, sie aus Blumenbeeten entfernt und weggeworfen. „Jetzt werden sie auf einmal wertvoll, ich schau sie ab sofort mit anderen Augen an.“

    Augen öffnen, das will Maria Burlefinger gerne. Sie erzählt von einer ähnlichen Erfahrung, die sie persönlich mit dem Giersch einst erlebt hatte. Immer wieder und weiter hatten sich die schwäbischen „Schertele“ im Garten vermehrt mit ihren verzweigten Wurzeln. Heute pflückt sie regelmäßig die jungen hellgrünen Blätter des Giersch und verwendet sie – beispielsweise alternativ zur Petersilie –, um frisches Grün in Salat, Semmelknödel und Suppen zu bringen. Wie er schmeckt? – Gleich mehrere der Wandergruppe beißen in ein Blatt und stimmen überein: „Wie gelbe Rüben!“

    Alle Sinne erwachen an diesem sonnigen Nachmittag im Donauried. Die Augen erblicken leuchtend rote, blaue und gelbe Blumen und ganz viel Grün. Beim Riechen an den jungen Blättern der Taubnessel tauchen Kindheitserinnerungen auf: Wie man einst aus den weißen Blüten den Nektar lutschte. Den Bärlauchwald dominiert dann ein ganz bestimmter Geruch. Kurz am Blatt gerieben, und schon breitet sich der unverkennbare Knoblauchgeruch aus. Ganz schnell riechen einzelne Finger und die ganzen Hände danach. Als Erkennungsmerkmal hat der Geruch damit ausgedient. „Augen auf und Blatt für Blatt pflücken.“ Maria Burlefinger rät eindrücklich zur Achtsamkeit, klärt über Verwechslungsmöglichkeiten mit Ahornstab, Maiglöckchen und der tödlich giftigen Herbstzeitlose auf.

    Mit diesem Bewusstsein machen sich Frauen, Kinder und Männer sogleich ans Sammeln der würzigen Bärlauch-Blätter, tauschen nebenbei Rezepte der leckersten Pestos aus. Blutdrucksenkend, durchblutungs- und verdauungsfördernd zählt derweil Volksheilkundlerin Burlefinger die Vorteile des Bärlauchs auf. Und sie räumt mit einer falschen Überlieferung auf: „Der Bärlauch wird nie giftig, selbst wenn er blüht, dann kann man die Blüten sogar mitessen“, sagt sie.

    Weiße und gelbe Buschwindröschen säumen den Weg ebenso wie Blausternchen, das rot-blaue Lungenkraut und eben verblühte Märzenbecher. Während Erstere in der Vase sofort schlapp machen, sind andere Pflanzen rar und stehen teilweise unter Naturschutz. „Manches muss man einfach draußen in der Natur bewundern.“ So wie die zart-gelben Schlüsselblumen. Manche nennen sie „Himmelsschlüssel“ – und die Pflanzenexpertin erzählt, wie sie einem die Sinne öffnen können. Wer sich auf den feuchten Waldboden kniet und mit der Nase an den Blüten angelangt ist, nimmt sofort einen süßen Duft wahr, der an Vanille erinnert. „Ein wunderbarer Duft“, schwärmt Maria Burlefinger, „das ist Frühling pur!“

    Ein Frühling, zu dem vorbeiflatternde Zitronenfalter ebenso gehören wie die ganz wichtigen jungen Brennesselblätter am Wegesrand. „Sie entschlacken, bringen den Stoffwechsel in Gang, haben viel Eisen und Mineralstoffe und schmecken“, zählt Burlefinger nur einige ihrer Vorzüge auf. Sie empfiehlt sie als Tee oder gekocht im Gemüse und gibt einen wertvollen Tipp zum Pflücken: „Wenn man die Blätter von unten angreift, brennen sie nicht.“ Gleichzeitig seien sie durch das Brennen eindeutig erkennbar.

    Im Gegensatz beispielsweise zum Wiesenkerbel.Weil der sehr leicht zu verwechseln ist, lässt Burlefinger ihn bewusst aus, macht dafür an diesem Tag noch auf die leicht bläuliche Knoblauchrauke und aufs Scharbockskraut aufmerksam. Ersteren, weil er zwar nach Knoblauch schmeckt, man selbst aber nicht danach riecht. Und letzteres, weil’s sehr viel Vitamin C enthält und den Smoothie aufpeppt.

    Das alles und noch viel mehr findet sich in den Hartholzauen im Donauried. „Es ist der artenreichste und gleichzeitig am stärksten bedrohte Lebensraum in Europa“, erzählt Maria Burlefinger am Ende des zweistündigen Spaziergangs durch diese „sehr exklusive Gegend“. Ihre Liebe zur Natur und ihr Wissen über Heilkräuter – beides hat die 53-Jährige vermittelt.

    Heimische Kräuter werden im kommenden Jahr immer wieder bei uns im Fokus stehen. Wir begleiten Maria Burlefinger in allen vier Jahreszeiten und auch zwischendurch. So wird’s das nächste Mal um die Heilpflanze des Jahres 2017 gehen, das Gänseblümchen.

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