Groß war der Zulauf, als Lidl am Donnerstag voriger Woche den neuen Einkaufsmarkt in der Otto-Brenner-Straße 7 im Dillinger Norden eröffnet hat. Der alte Standort ist seitdem geschlossen. Dass Lidl den Markt am Kasernplatz entgegen einer schriftlichen Absichtserklärung der Stadt gegenüber nicht weiterbetrieben hat, sorgte bei Oberbürgermeister Frank Kunz und dem Dillinger Stadtrat für eine „maßlose Enttäuschung“. Und auch in sozialen Netzwerken im Internet ist die Verärgerung groß, denn für Bürger und Bürgerinnen unterhalb des Dillinger Stadtbergs gibt es gegenwärtig keinen nahe gelegenen Einkaufsmarkt mehr.
„Die Schließung der Lidl-Filiale war natürlich ein Schock“, heißt es in einem Beitrag einer Facebook-Nutzerin. Als ihre Eltern in das Gebiet unterhalb des Stadtbergs gezogen sind, seien sie glücklich gewesen, dass sie zu Fuß einen Lebensmittelladen erreichen konnten. Jetzt habe ihr ihre Mutter erzählt, dass ihr jüngst beim Einkaufen am Stadtberg Kartoffeln entgegengerollt kamen. Ein „altes Frauchen“ um die 90 mit Rollator habe sie verloren. „Die Frau war ganz verzweifelt und sagte, dass es so schlimm sei, dass es unten (am Kasernplatz) keine Einkaufsmöglichkeit mehr gibt“, heißt es in dem Beitrag, der einige Likes bekommen hat.
Die Stadt Dillingen hielt Lidl Wortbruch vor
Nach den vielen Protesten – die Stadt Dillingen sprach von Wortbruch – reagierte Lidl. Der Konzern teilte der Stadt mit, dass ein anderer Lebensmittelhändler die unmittelbare Nachfolge am Kasernplatz antreten und so die Versorgung der Menschen in diesem Gebiet weiter sichern werde. Auf die mehrfache Nachfrage erklärte die Lidl-Pressestelle unserer Redaktion: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zur Nachnutzung des Standorts am Kasernplatz 11 noch keine Angaben machen können.“
Auf Facebook tauchten zuletzt Hinweise auf, dass der Marken-Discounter Netto die einstige Lidl-Filiale am Kasernplatz übernehmen werde. Auf eine entsprechende Anfrage teilt die Leiterin der Netto-Unternehmenskommunikation Christina Stylianou mit, dass der Marken-Discounter kontinuierlich auf der Suche nach neuen Standorten sei, um das bundesweite Filialnetz auszubauen. „Am Standort Dillingen sind erste Gespräche mit der Eigentümerseite aufgenommen worden, die sich allerdings erst im Anfangsstadium befinden“, informiert Stylianou. Sie bitte um Verständnis, „dass wir aufgrund des frühzeitigen Planungsstatus derzeit keine Informationen darüber hinaus kommunizieren können“.
Oberbürgermeister Frank Kunz hat in der Sache eine klare Position. „Nachdem Lidl sein Wort gebrochen hat, die Filiale am Kasernplatz weiterzubetreiben, sehen wir den Konzern in der nicht abzustreitenden Pflicht, die Lebensmittelversorgung der Menschen im Süden der Stadt weiter zu sichern“, sagt der Rathauschef. Lidl habe zugesichert, hierfür Verantwortung zu übernehmen und dafür zu sorgen, dass ein anderer Lebensmittelhändler eine schnelle Nachfolge antritt. „An diesem Versprechen muss man das Unternehmen nun messen“, sagt Kunz.
OB Kunz: Eigentümer führt „sehr aussichtsreiche Gespräche“ mit Nachfolgemietern
Seit Bekanntwerden der überraschenden Lidl-Entscheidung sei die Stadt „in enger und vertrauensvoller Abstimmung“ mit dem Eigentümer der Immobilie am Kasernplatz. Stadtrat und Oberbürgermeister hätten dem Eigentümer gegenüber die Dringlichkeit verdeutlicht, „dass eine möglichst schnelle Nachbesetzung im Sinne der Bürgerschaft oberste Priorität hat“. Der Eigentümer habe, wie Kunz informiert, mitgeteilt, dass momentan „sehr aussichtsreiche Gespräche mit Nachfolgemietern geführt werden“.
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