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Kommentar: Hauseinsturz in Lauingen: Denkmalschutz gegen städtische Entwicklung

Kommentar

Hauseinsturz in Lauingen: Denkmalschutz gegen städtische Entwicklung

Jonathan Mayer
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    Mit einer Wärmebildkamera suchte die Lauinger Feuerwehr die Ruinen nach verschütteten Personen ab. Gefunden hat sie glücklicherweise niemanden. Das Haus, das in der Zenettistraße eingestürzt ist, war schon länger nicht mehr bewohnt.
    Mit einer Wärmebildkamera suchte die Lauinger Feuerwehr die Ruinen nach verschütteten Personen ab. Gefunden hat sie glücklicherweise niemanden. Das Haus, das in der Zenettistraße eingestürzt ist, war schon länger nicht mehr bewohnt. Foto: Jonathan Mayer

    Für die Anwohner der Zenettistraße in Lauingen war jener Mittwoch vor zwei Wochen ein Schock: Mit einem lauten Scheppern ging der Dachstuhl des alten Stadels, der dort als Anbau eines Bauernhauses vor vielen Jahren errichtet wurde, zu Boden. Seitdem gleicht das Grundstück einem Trümmerfeld, das Stück für Stück aufgeräumt wird. Doch sind noch nicht alle Schäden beseitigt, da bahnt sich der nächste Ärger an: An den Folgen des Einsturzes entbrennt wieder einmal die Diskussion um den Denkmalschutz. Dabei stellt sich eine wichtige Frage. Was ist wichtiger: Der Erhalt historischer Bauten oder eine nachhaltige Entwicklung der Ortskerne?

    Zweifelsohne ist es wichtig, Zeugnisse vergangener Zeiten, zu denen auch das Haus in der Zenettistraße gehört, das in der Denkmalliste als „ehemaliges Ackerbürgerhaus“ eingetragen ist, zu erhalten. Sie dienen als Erinnerung daran, wie die Lauinger Altstadt früher einmal ausgesehen hat, sie stiften Identität.

    Sanieren oder Wegreißen?

    Doch am Beispiel der Herzogstadt zeigt sich, dass der Denkmalschutz ein ums andere Mal im krassen Kontrast zu dem steht, was Städte heutzutage wollen. Lauingen – so das erklärte Ziel – soll sich zur „Wohn- und Wohlfühlstadt“ entwickeln. In den Ortskern soll wieder mehr Leben einkehren. Und dafür braucht es nicht zuletzt modernen Wohnraum, der ebendort, wo heute noch das Ackerbürgerhaus steht, entstehen könnte.

    Die rund 200 Baudenkmäler in der Stadt, von denen viele sanierungsbedürftig sind, machen die Aufgabe nicht gerade leichter. Und Gebäude wie das Ackerbürgerhaus zeigen auch sehr eindeutig, dass nicht jedes Bauwerk um jeden Preis erhalten werden sollte. Seit Jahren steht es leer, dicke Holzpfosten stützen die Wand zur Zenettistraße ab, um zu verhindern, dass es einstürzt. Es steht ohne jeglichen Nutzen und in miserablem Zustand da. Wenn man den Nachbarn glauben darf, brechen schon jetzt immer wieder Putz und Dachplatten ab. Klar ist also: In dem Zustand nutzt das Haus niemandem – nicht dem Eigentümer, nicht den Denkmalschützern und nicht der Gesellschaft. Wenn der direkte Nachbar dann auch noch in ständiger Angst leben muss, ist es Zeit, etwas zu ändern.

    Sanieren oder wegreißen sind die beiden Optionen. Aus Sicht des Eigentümers Bahadir Fidan ist Ersteres jedoch nicht realistisch. Ein Neuanfang in Form eines Abrisses täte also nicht nur dem Grundstück gut, sondern dem ganzen Bereich der Innenstadt.

    Lesen Sie dazu auch den Artikel: Nach dem Hauseinsturz in Lauingen fürchtet ein Nachbar um sein Leben

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