Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten

Kliniksterben: "Wir kämpfen für beide Kliniken im Landkreis Dillingen"

Landkreis Dillingen

"Wir kämpfen für beide Kliniken im Landkreis Dillingen"

    • |
    Im Juni wurden auch die Kreiskrankenhäuser in Dillingen und Wertingen (Foto) rot beleuchtet. Unter dem Titel „Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Not“ machten Kliniken in Deutschland auf ihre verheerende wirtschaftliche Situation aufmerksam.
    Im Juni wurden auch die Kreiskrankenhäuser in Dillingen und Wertingen (Foto) rot beleuchtet. Unter dem Titel „Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Not“ machten Kliniken in Deutschland auf ihre verheerende wirtschaftliche Situation aufmerksam. Foto: Karl Aumiller (Archivbild)

    Zumindest eine tröstliche Botschaft hatte Referent Dr. Klaus Schulenburg vom Bayerischen Landkreistag in die Sitzung des Dillinger Krankenhaus-Ausschusses mitgebracht. "Sie sind nicht allein mit ihren Sorgen", sagte der der Referent für das Krankenhauswesen angesichts eines drohenden Defizits von 14 Millionen Euro in den Kreiskliniken Dillingen-Wertingen in diesem Jahr. Nach dem Motto geteiltes Leid ist halbes Leid bettete Schulenburg die prekäre finanzielle Situation in der Region in einen Gesamtzusammenhang ein. In vielen Landkreisen sei die Lage ebenso angespannt, wenn nicht gar schwieriger.

    Die von SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach geplante Krankenhausreform kritisierte der Redner bei der Sitzung im Dillinger Landratsamt an einer Stelle mit dem Wort "Schwachsinn". Der Bund müsse kurzfristig die Liquiditätsengpässe vieler Kliniken schließen. Schulenburg hegte nach dem jüngsten Urteil des Bundesverfassungsgerichts und der daraus entstehenden 60-Milliarden-Euro-Lücke im Bund allerdings große Zweifel, dass dies geschehen wird. "Sie müssen mit dem Schlimmsten rechnen, dass vom Bund kein Geld kommt", sagte Schulenburg. Das befürchtet auch der Geschäftsführer Dr. Martin Köbler vom Büro Peritinos, das für den Landkreis Dillingen ein Medizinkonzept erstellt hat. Dies soll ab dem 1. Januar 2024 greifen und die entscheidende Wende bringen. 

    Die Betriebskostendefizite in den bayerischen Kliniken steigen laut einer Umfrage von 165 Millionen Euro im Jahr 2021 auf etwa 330 Millionen Euro in diesem Jahr, informierte Schulenburg. Hinzu kommen rund 218 Millionen für die Liquiditätssicherung. Für die Kliniken kommt gerade vieles zusammen: weniger Fälle nach der Coronapandemie, Inflation, steigende Energie- und Personalkosten, Pfleger- und Ärztemangel. Bei der Krankenhausreform sollen nach den Vorschlägen der Regierungskommission für die Leistungsvergütung die Kliniken in drei verschiedene Levels eingeteilt werden. Level I n haben demnach die Krankenhäuser der Grundversorgung (das Sonderlevel I i würden Kliniken bekommen, die auch pflegerische Leistungen anbieten), Level II die Schwerpunktkliniken. Und auf das Level III kommen Unikliniken, die eine Maximalversorgung anbieten können. 

    Dillingen: Schulenburg fordert die Schließung der Liquiditätsengpässe

    Schulenburg machte die verschiedenen Interessenlagen von Bund, Land und Kommunen deutlich. Dem Bund gehe es um stabile Krankenkassenbeiträge und eine Strukturbereinigung hin zu weniger Krankenhäusern mit einer hochwertigen qualitativen Versorgung. Für die Krankenhausplanung in Bayern sei der Freistaat zuständig, betonte Schulenburg. Solange aber die Reform nicht durch sei und die Leistungsgruppen nicht definiert seien, werde das nicht geschehen. Und das Land

    "Sie müssen die Leistungen herunterfahren"

    Um die prekäre Finanzlage zu überstehen, nannte Schulenburg drastische Mittel. "Sie müssen die Leistungen herunterfahren bis zur Schließung von Abteilungen." Der Referent empfahl Landkreisen, bei der Krankenhausversorgung zusammenzuarbeiten. Der Sicherstellungsauftrag der Landkreise für die Krankenhausversorgung müsse überdacht werden. Die Vorgabe ein Landkreis – ein Krankenhaus werde nicht mehr haltbar sein, meinte Schulenburg. 

    Landrat Markus Müller betonte, der Landkreis Dillingen stehe zu seinen beiden Krankenhäusern in Dillingen und Wertingen. Es brauche für diese Daseinsvorsorge eine "vernünftige Vorhaltepauschale" für medizinische Leistungen. Mit dem Betrieb einer Geburtshilfe oder einer Notaufnahme etwa lassen sich in der Regel keine Gewinne erwirtschaften. In der Ausschuss-Sitzung wurde auch über die Umsetzung des Medizinkonzepts diskutiert, das der Dillinger Kreistag und der Aufsichtsrat für die Kreiskliniken Dillingen-Wertingen gGmbH zum 1. Januar 2024 beschlossen haben. Doppelvorhaltungen in den Kliniken sollen vermieden werden. Die Akut- und Notfallversorgung sowie die Chirurgie werden im Dillinger Kreiskrankenhaus konzentriert, die Wertinger Kreisklinik wird zu einem Zentrum für Altersmedizin ausgebaut. Dort wird nachts nicht mehr operiert, alle orthopädischen Eingriffe finden dagegen künftig in Wertingen statt. Die Notaufnahme in Wertingen wird nach dem Konzept nur noch tagsüber geöffnet sein, nachts sollen die Patienten und Patientinnen vom Roten Kreuz gleich nach Dillingen gebracht werden. 

    Dr. Klaus Schulenburg ist Referent für Krankenhauswesen beim Bayerischen Landkreistag.
    Dr. Klaus Schulenburg ist Referent für Krankenhauswesen beim Bayerischen Landkreistag. Foto: Berthold Veh

    Kreisrat Franz Bürger (CSU) stellte fest, dass hoch qualifizierte Intensiv-Schwestern nicht mehr in der neuen Geriatrie in Wertingen arbeiten und das Haus verlassen. Man verliere auch Mediziner und brauche dann "überaus teure Honorarärzte". Vizelandrat Alfred Schneid (

    Kreisklinken-Geschäftsführerin Sonja Greschner wies ebenso wie Landrat Markus Müller darauf hin, dass es das Ziel sei, beide Krankenhäuser zu erhalten. "Wir kämpfen um beiden Kliniken im Kreis Dillingen", sagte Greschner. Und Müller betonte: "Wir wollen eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung in der Region langfristig sichern." Dabei sollen auch die in die Wege geleiteten Kooperationen mit den umliegenden Kliniken und Praxen helfen. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden