Die Klimakrise ist die größte Herausforderung unserer Zeit. Nie stand mehr auf dem Spiel, nie drängte die Zeit mehr. Ihre Folgen sind auf dem ganzen Planeten zu spüren: in der Antarktis, durch die Buschbrände in Australien oder auf den Gletschern der Alpen. Aber auch in unserer Heimat, dem Landkreis Dillingen. Immer dienstags berichten wir über verschiedene Facetten, die mit der Krise einhergehen. Den Anfang macht Gerhard Bächer aus Dillingen, der sein Haus fast autark gemacht hat.
Klima-Serie im Landkreis Dillingen: fast autarkes Haus in Dillingen
Steht man vor dem Haus von Gerhard Bächer in der Dillinger Reutesiedlung, sieht es auf den ersten Blick wie ein ganz gewöhnliches Einfamilienhaus aus: ein kleiner Vorgarten, ein paar Stufen zur Wohnungstür, rechts ist eine Garage angebaut. Bis auf diesen etwa brusthohen blaugrauen Metallkasten, der unauffällig rechts in einer Ecke des Vorgartens steht, wirkt alles genauso, wie man es von Millionen anderer Reihenhäuser in Deutschland kennt. Aber genau dieser blaugraue Kasten macht das Haus von Familie Bächer zu etwas Besonderem.
Nimmt man sich etwas Zeit und wartet einige Minuten, hört dann genau hin, wird man feststellen, dass in bestimmten Abständen ein leises Lüftergeräusch zu hören ist. Immer wenn das der Fall ist, weiß man: Bei Familie Bächer wird gerade das Wasser für die Heizung oder die Dusche warm gemacht.
Familie Bächer in Dillingen erzeugt Energie mit einer Wärmpepumpe
Der Kasten ist der einzig von außen sichtbare Hinweis darauf, dass in Familie Bächers Haus eine Wärmepumpe ihre Arbeit verrichtet. Über diesen Metallkasten wird die Außenluft angesaugt, über einen Wärmetauscher geleitet, in dem dann die benötigte Energie übertragen wird. Danach wird die Luft wieder an die Umgebung abgegeben. Das System funktioniert sogar bei Minusgraden und gilt im Vergleich zu Gas- oder Ölheizungen als besonders umweltfreundlich. Erst recht, wenn die Energie, die so ein System benötigt – und Wärmepumpen benötigen viel Energie – auch nachhaltig erzeugt wird.
Bei Gerhard Bächer ist das der Fall, der ehemalige Betriebswirt erzeugt einen Großteil der für den Betrieb seiner Wärmepumpe benötigten Energie selbst. Das sieht man, wenn man bei Bächer im Garten steht: Auf der nach Südwesten weisenden Dachschräge sind mehrere Quadratmeter Fotovoltaik montiert. „Wenn die Sonne scheint, sind wir unabhängig“, sagt er schmunzelnd. Und nicht nur das: Bächer erzeugt sogar so viel Energie, dass er die nicht von ihm benötigte Menge ins Stromnetz einspeisen kann. Dann macht er Sonnenlicht zu Geld.
Vor zwei Jahren ist der Dillinger auf erneuerbare Energien umgestiegen
Bächer ist der Umweltschutz und Nachhaltigkeit schon seit vielen Jahren ein Anliegen. Denn dort, wo jetzt seine 25 Solarmodule das Licht der Sonne in elektrischen Strom umwandeln, waren vorher über zwei Jahrzehnte Solarthermie-Module installiert, mittels derer er sein warmes Wasser erzeugt hat. Natürlich hat das nicht ausgereicht, viele Jahre lang hatte auch er seine Ölheizung im Keller stehen. Er wollte aber etwas haben, was „zukunftsorientiert ist“, erläutert Bächer, „und uns unabhängig macht von dieser ganzen Diskussion rund um die Energie.“
Vor zwei Jahren ist er deshalb auf erneuerbare Energien umgestiegen. Die alte Ölbrenneranlage flog raus, der Verdichter und der Wärmetauscher kamen hinein. Positiver Nebeneffekt: Er hat jetzt einen Raum im Keller zusätzlich zur Verfügung, einen Öltank braucht er ja nun nicht mehr. Seit Dezember 2020 beheizt Familie Bächer so ihr Haus – immerhin rund 240 Quadratmeter Wohnfläche. Gefroren haben sie bisher nicht.
So lief die Anschaffung von Wärmepumpe und Fotovoltaik in Dillingen
Ganz problemlos ging die Installation der Anlage allerdings nicht vonstatten. Die Fotovoltaik-Anlage und die Wärmepumpe hat er gleichzeitig bestellt, und eigentlich sollte beides im Sommer 2020 installiert sein, aber: „Die PV-Anlage ist mit einer relativ geringen Verspätung im August 2020 montiert worden und die Wärmepumpe erst im Dezember. Also mitten im Winter. Die konnten einfach nicht liefern“, so Bächer rückblickend.
Dieses Problem ist nicht selten: „Aufgrund der momentanen Liefersituation für technische Bauteile und die Auftragsauslastung der Innungsbetriebe kann es hier schon zu Wartezeiten von zwölf bis 14 Wochen kommen, bevor so ein Projekt umgesetzt werden kann“, bestätigt Friedrich-Josef Heidel, Obermeister der Innung Nordschwaben. „Es ist auch möglich, die Wärmepumpe unabhängig von der Montage der PV-Anlage zunächst einmal mit dem Versorgungsstromnetz zu betreiben und erst später die PV-Anlage zu montieren. Das Gleiche gilt, wenn aufgrund von Lieferschwierigkeiten die Wärmepumpe erst später geliefert werden kann“, ergänzt er.
Ein Problem: Wärmepumpe und Fotovoltaik machen verschiedene Firmen
Gerhard Bächer hatte bei seiner Installation aber noch mit einem weiteren Ärgernis zu kämpfen: „Es gibt für die Wärmepumpe den Heizungsbauer, und für Fotovoltaik gibt’s eine andere Firma. Technisch müssen die beiden Segmente aber zusammenarbeiten. Und das ist eines der großen Probleme.“ Er würde sich wünschen, dass diese beiden Gewerke mehr „zusammenwachsen“ würden, um Reibungsverluste, Verzögerungen und unnötige Kosten bei Planung und Installation zu vermeiden. Laut Friedrich-Josef Heidel haben die Betriebe aber hier mittlerweile die Zeichen der Zeit erkannt.
„Immer mehr der SHK-Innungsbetriebe führen sowohl klassische Arbeiten im Heizungs-Sanitär-Bereich aus wie auch Elektro-Arbeiten“, erläutert der Obermeister. Man weiß jetzt, dass es unumgänglich ist, diese Arbeiten bei der Umstellung auf alternative Energien mit anzubieten. „Aber auch die Zusammenarbeit und Koordination der Arbeiten mit Elektro-Betrieben wird angewandt“, so Heidel.
Erneuerbare Energien: Familie in Dillingen hat weitere Ideen
Bei Gerhard Bächer ist noch lange nicht Schluss beim Umstieg auf erneuerbare Energien. Um in Zukunft noch mehr von seinem Strom auch selbst verbrauchen zu können, wird er seinen Energiespeicher ausbauen. Eine Batterie steht bereits in seinem Keller, die nächste soll demnächst folgen. Idealerweise reicht die Kapazität dann aus, seine Wärmepumpe auch dann möglichst lange mit Solar-Strom betreiben zu können, wenn die Sonne nicht scheint. Denn Stand jetzt muss er zu solchen Zeiten noch Strom aus dem Netz entnehmen.
Bächer ist jedenfalls zufrieden mit seiner ganz privaten Energiewende: „Die Erfahrungen sind grundsätzlich sehr positiv“, resümiert er. Wovon auch eine seiner Enkelinnen etwas haben dürfte, denn die wird einmal in dieses Haus einziehen. Energetisch zukunftssicher ist es ja jetzt.
Auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, können sich an unserer Klimakrise-Serie im Landkreis Dillingen beteiligen. Was wollten Sie in Bezug auf den Landkreis Dillingen immer schon über die Klimakrise und ihre Folgen wissen? Welche spannenden Projekte zum Umweltschutz kennen Sie? Schicken Sie uns Ihre Fragen und Anregungen! Am besten per Mail an redaktion@donau-zeitung.de oder per Brief. Die Adresse lautet: Donau Zeitung, Große Allee 47, 89407 Dillingen. Geben Sie in Mails und Briefen das Stichwort Klimakrise an und nennen Sie uns Ihren Namen und eine Telefonnummer, unter der wir Sie erreichen können.