In den fast 1000 katholischen Pfarrgemeinden der Diözese Augsburg sind im März die neuen Pfarrgemeinderäte gewählt worden. Und im Kreis Dillingen liegen jetzt die Ergebnisse aus allen 68 Pfarreien (von 72), in denen abgestimmt wurde, vor. Spitzenreiter bei der Wahlbeteiligung ist Oberglauheim. 101 von 161 Wahlberechtigten der Pfarrgemeinde St. Oswald, die zur Pfarreiengemeinschaft Höchstädt gehört, haben ihre Stimme abgegeben, das sind 62,7 Prozent. Dass dies an der Beliebtheit des Höchstädter Stadtpfarrers liegen könnte, weist Daniel Ertl zurück. „Das liegt meines Erachtens an der allgemeinen Briefwahl, die wir jetzt schon zum zweiten Mal durchgeführt haben“, teilt Stadtpfarrer Ertl auf Anfrage unserer Redaktion mit.
Alle „Schäfchen“ der fünf Pfarreien der Pfarreiengemeinschaft Höchstädt (Mariä Himmelfahrt Höchstädt, Sonderheim, Deisenhofen, Oberglauheim, Schwennenbach) hatten im Vorfeld Briefwahlunterlagen zugestellt bekommen. Dies schlägt sich in einer hohen Wahlbeteiligung nieder. In Sonderheim wählten 59,1 Prozent der Stimmberechtigten den Pfarrgemeinderat, in Schwennenbach 52,2 Prozent, und in Deisenhofen lag die Wahlbeteiligung bei 50,1 Prozent. Damit landeten die Pfarrgemeinden der Pfarreiengemeinschaft Höchstädt in Sachen Wahlbeteiligung auch innerhalb der gesamten Diözese mit ihren 972 Pfarreien ganz weit vorne – Oberglauheim auf Rang vier, Sonderheim auf Platz elf, Schwennenbach auf Platz 22 und Deisenhofen auf Platz 24.
Die Briefwahl war ein Segen für den Landkreis Dillingen
„In Städten ist die Mobilisierung immer schwieriger als in den Dörfern“, erläutert Ertl. Aber auch hier machte es sich deutlich bemerkbar, dass die Höchstädter Stadtpfarrei Mariä Himmelfahrt wie einige andere Pfarrgemeinden in der Region ausschließlich auf die Briefwahl setzte und auf das Abstimmen vor Ort in Wahllokalen verzichtete. Denn die Höchstädter Pfarrgemeinde verzeichnete wiederum mit einer Wahlbeteiligung von 27,3 Prozent unter den Städten im Landkreis Dillingen den mit Abstand besten Wert. Es folgen St. Martin in Wertingen mit 7,2 Prozent, St. Peter in Dillingen mit 7,0 Prozent, St. Martin in Gundelfingen mit 4,7 Prozent und St. Martin in Lauingen – als Schlusslicht im Landkreis – mit 4,2 Prozent.
Die Wahlbeteiligung im ganzen Dekanat Dillingen liegt bei 14,1 Prozent, vor vier Jahren waren es 17,7 Prozent. Neben der Pfarreiengemeinschaft Höchstädt gab es die allgemeine Briefwahl in Aislingen (Wahlbeteiligung 36,5 Prozent), Bliensbach (12,4 Prozent), Eppisburg (40,2 Prozent), Lutzingen (46,5 Prozent), Mörslingen (39,8 Prozent), Veitriedhausen (59,7 Prozent), Unterliezheim (55,9 Prozent) und Wengen (44,4 Prozent). Hier beteiligten sich meist deutlich mehr Katholiken und Katholikinnen an der Wahl. Ohne Briefwahl kam nur der Wertinger Stadtteil Hirschbach über die 40-Prozent-Marke (45,3), Oberliezheim blieb knapp darunter (39,8).
Es sind viel mehr Frauen
Der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Augsburg weist darauf hin, dass der Frauenanteil in den Pfarrgemeinderäten erneut leicht gestiegen sei. Über 73 Prozent der künftigen Pfarrgemeinderatsmitglieder sind demnach Frauen. Vor vier Jahren lag der Frauenanteil noch leicht unter 70 Prozent. Diözesanratsvorsitzende Hildegard Schütz analysiert die Zusammensetzung der Pfarrgemeinderäte: „Hier zeichnet sich mit bis zu 46 Prozent neuen Pfarrgemeinderats-Mitgliedern eine Art Generationenwechsel ab.“ Vor allem die Altersgruppe der 48- bis 55-Jährigen habe in den Gremien deutlich zugelegt. „Ich bin froh, dass viele Pfarreien erkannt haben, dass sie ihre Kirche vor Ort aktiv mitgestalten können“, sagt Schütz. Auf der weiter gestiegenen Anzahl der Frauen im Pfarrgemeinderat zieht die Diözesanratsvorsitzende folgenden Schluss: „Dieser positive Trend sollte auch die Männer in unseren Pfarreien ermuntern, sich vermehrt einzubringen.“
Die neuen Pfarrgemeinderäte, die in einem Zeitraum von sechs Wochen nach der Wahl in konstituierenden Sitzungen erstmals zusammentreten, fungieren in den nächsten vier Jahren in Fragen der Seelsorge als Beratungsgremium für ihre Ortspfarrer. Die Mitglieder sollen sich zudem in gesellschaftlich bedeutsamen Fragen als engagierte Christen zu Wort melden. Der Leiter des katholischen Dekanats Dillingen, Johannes Schaufler, stellt die Bedeutung des Pfarrgemeinderats heraus. „Ich höre als Pfarrer auf dieses Gremium, der Pfarrgemeinderat hat vor Ort die Fäden in der Hand“, sagt der Seelsorger.
Der Pfarrgemeinderat ist eine wichtige Stütze
Wenn es in den Pfarreien etwas zu organisieren gebe, sei immer der Pfarrgemeinderat gefragt, betont der Gundelfinger Stadtpfarrer. Der Dekan nennt aktuell die beiden Ulrichsjubiläen (Bischofsweihe vor 1100 Jahren, Tod vor 1050 Jahren), die 2023 und 2024 in der ganzen Diözese dezentral gefeiert werden sollen. Hier entsende jeder Pfarrgemeinderat eine Vertreterin oder einen Vertreter in den Dekanatsrat, der die Veranstaltungen plane. „Ich bin froh, einen Pfarrgemeinderat zu haben“, sagt Schaufler. Das seien Menschen mit Bodenhaftung. Und sie hätten, wie der Dekan erläutert, eine bedeutende Aufgabe – „die Theologie herunterzubrechen auf den Alltag der Menschen, die glauben“.
Zurück nach Oberglauheim. Dort wurde Simone Spengler-Mesch bei der Pfarrgemeinderatswahl Stimmenkönigin. „Ich finde, dass sich in einem kleinen Dorf jeder miteinbringen sollte, egal ob in der Feuerwehr oder im Pfarrgemeinderat. Die Aktionen sind gut für ein gemeinsames Miteinander und vor allem für Kinder schöne Traditionen“, betont die 42-jährige Florist-Meisterin. Die frühere Dillingerin würde es bedauern, wenn etwa ein Laternenumzug zu St. Martin nicht mehr stattfinden würde. Simone Spengler-Mesch sagt: „Wir haben viele Feiertage christlichen Ursprungs – und die gehören zu unserer Kultur.“