Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten

Jahresrückblick 2024: Mehr als 200 Einsatzkräfte suchen in Unterglauheim 15-Jährigen

Jahresrückblick 2024

Mehr als 200 Einsatzkräfte suchen in Unterglauheim 15-Jährigen

    • |
    • |
    „Alles ist gut“, sagt Daniel Sporer. Der 15-Jährige ist am Freitagabend im Kofferraum des Autos seiner Mutter eingeschlafen. Am Ende einer dramatischen Suchaktion wurde er dort gefunden.
    „Alles ist gut“, sagt Daniel Sporer. Der 15-Jährige ist am Freitagabend im Kofferraum des Autos seiner Mutter eingeschlafen. Am Ende einer dramatischen Suchaktion wurde er dort gefunden. Foto: Berthold Veh

    Die Stimmungslage bei Familie Sporer in Unterglauheim hat an diesem Samstagabend im Oktober viele Facetten. „Wir sind überglücklich, ziemlich fertig und den Einsatzkräften und anderen freiwilligen Helfern unendlich dankbar“, sagt Cornelia Sporer. Die dramatische Suche nach ihrem jüngsten Sohn Daniel hat in der Nacht zum 12. Oktober nicht nur das Dorf, sondern den ganzen Landkreis Dillingen in Atem gehalten. Der 15-Jährige, der Down-Syndrom hat, war am Freitagnachmittag plötzlich verschwunden. „Wir waren gegen 16 Uhr zum Autowaschen hinausgegangen, und auf einmal fehlte Daniel, obwohl er erst eine Seite geputzt hatte“, sagt Vater Gerhard Sporer.

    Anfangs habe er sich gar nichts gedacht, und selbst das Auto seiner Frau fertiggewaschen. Als sich der 15-Jährige aber eine Stunde später immer noch nicht bemerkbar macht, beginnen Cornelia und Gerhard Sporer, den Jungen zu suchen. Ohne Ergebnis. „Auf einmal bekamen wir Angst, dass etwas passiert sein könnte“, sagt die Unterglauheimerin. Um 18.50 Uhr verständigt sie die Polizeiinspektion Dillingen. Tochter Nicole stellt einen Aufruf in die Blitzergruppe des Landkreises Dillingen, dass Daniel vermisst wird. Gegen 19.30 Uhr trifft die Polizei ein. Danach beginnt eine groß angelegte Suche nach dem 15-Jährigen.

    „Es war ein Hoffen und Bangen, dass wir ihn finden“

    Wie der Kommandant der Unterglauheimer Feuerwehr, Johannes Scherer, informiert, waren an der Suche mehr als 200 Einsatzkräfte beteiligt. Unter anderem von den Feuerwehren Unterglauheim, Blindheim, Wolpertstetten, Oberglauheim, Schwennenbach, Gremheim, Oberliezheim und Unterliezheim. Und auch die Wertinger Feuerwehr rückte mit einer Drohne zur Personensuche an. Außerdem, so Kommandant Scherer weiter, waren mehrere Streifen der Polizei, das THW, das Rote Kreuz, ein Hubschrauber, Rotkreuz-Staffeln mit Personensuchhunden, die Kreisbrandinspektion und der Kriseninterventionsdienst im Einsatz. „Auch Freunde der Familie und weitere Freiwillige suchten nach dem Jugendlichen“, informiert der Einsatzleiter. Die Stimmungslage sei nicht ganz einfach gewesen. „Es war ein Hoffen und Bangen, dass wir ihn finden“, sagt der Kommandant.

    Auch der namensgleiche Dritte Bürgermeister Johannes Scherer ist mit zwei Söhnen bei der Suche dabei. „Wir haben jeden Stein und Grashalm umgedreht“, sagt der 55-Jährige. Jäger etwa hätten jeden Hochsitz kontrolliert. Was den Dritten Blindheimer Bürgermeister positiv stimmt: „Es haben alle zusammengehalten. Wenn es gilt, sind die Menschen da.“ Er selbst habe aus gesundheitlichen Gründen gegen 2.30 Uhr abbrechen müssen. „Alle sagten sich, hoffentlich finden wir ihn“, teilt der 55-Jährige mit.

    Mehr als 200 Einsatzkräfte suchten in der Nacht zum Samstag nach dem vermissten Daniel Sporer. Im Sportheim wurde die Suche abgestimmt.
    Mehr als 200 Einsatzkräfte suchten in der Nacht zum Samstag nach dem vermissten Daniel Sporer. Im Sportheim wurde die Suche abgestimmt. Foto: FFW Unterglauheim

    Kommandant Johannes Scherer ist gegen 3.45 Uhr noch mit Ehrenamtlichen bei der Suche, als die Information durchdringt, dass Daniel Sporer wohlbehalten gefunden wurde. „Da fiel dann eine Riesenanspannung von uns ab“, sagt Scherer am Morgen danach. Alle seien froh über den glücklichen Ausgang der Suche. „Dafür ist man dann gerne im Einsatz“, betont der Kommandant. Auch bei der Polizeiinspektion Dillingen ist die Erleichterung groß. „Wir sind heilfroh, dass wir den Jugendlichen wieder gefunden haben“, sagt ein Polizeibeamter auf Anfrage. Warum sich der Junge im Kofferraum des Autos seiner Mutter versteckt habe, sei unklar.

    Für Familie Sporer ist die Situation in dieser Nacht nur schwer zu ertragen. „Es war die Hölle“, sagt Cornelia Sporer. „Man sitzt zu Hause und wartet auf eine Nachricht.“ Ein Hund hatte nach einer Duftprobe in Richtung Schwennenbach tendiert. Zwischen dem Höchstädter Stadtteil und Oberliezheim sei der ganze Wald abgesucht worden, sagt Gerhard Sporer. Er habe vermutet, dass sein Sohn möglicherweise zu seinem Schwager in Richtung Kömertshof gelaufen sei. Daniel habe den Wunsch geäußert, dass er dort hinwill.

    Ein Polizeibeamter bemerkt, dass die Autoscheibe beschlagen ist

    Als die Nachricht ausbleibt, dass Daniel gefunden wurde, werden die Sorgen von Mama Cornelia Sporer immer größer. Es sei immer kälter geworden, draußen habe es nur noch zwei Grad plus gehabt. Gegen 3.45 Uhr sei dann eine Polizeistreife angerückt, um nochmals das Haus der Familie zu durchsuchen. „In der Garage bemerkte schließlich ein Polizeibeamter, dass die Scheibe des Autos feucht war“, berichtet Gerhard Sporer. Dann habe er den Kofferraum geöffnet. „Da lag Daniel drin und schlief“, berichtet der Vater überglücklich. Die Familie wundert sich im Nachhinein selbst, dass niemand auf die Idee gekommen ist, den Kofferraum zu überprüfen. Das Auto habe im Hof gestanden, und später auch beim Sportheim, wo die Einsatzkräfte für die Suche eingeteilt wurden.

    Die fünfköpfige Familie Sporer ist, wie sie unserer Redaktion mehrfach sagt, den vielen Einsatzkräften und anderen Helfern „unendlich dankbar“. In diesem Fall seien die sozialen Medien hilfreich gewesen, auch wenn es nach etwa zwei Stunden eine Falschmeldung gegeben habe, dass Daniel gefunden worden sei. „Wir haben eine Welle des Mitgefühls und der Hilfe erfahren“, sagt Cornelia Sporer. Zweiter Bürgermeister Jochen Goder sei soeben vorbeigekommen und habe sich ebenfalls gefreut, „dass alles gut ausgegangen ist“. Einen Einsatz in dieser Dimension habe Unterglauheim wohl noch nicht erlebt, vermutet Gerhard Sporer. „Und dann schläft Daniel im Kofferraum des Autos“, stellt der Papa ungläubig fest.

    Die Familie werde jedenfalls den 12. Oktober rot im Kalender anstreichen. „Das ist wie ein vorgezogenes Weihnachten, dass wir Daniel wieder heil haben“, sagt Papa Sporer. Er verdrückt ein paar Tränen des Glücks. Daniel selbst scheint nicht so recht zu wissen, was der ganze Trubel im Haus bedeutet. Er werde nicht mehr in den Kofferraum des Autos steigen, bestätigt der Jugendliche auf eine entsprechende Mahnung des Vaters. Daniel stellt mit einem Lächeln fest: „Alles ist gut.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden