Ins Rennen mit dem Tag der offenen Tür bei Grünbeck oder dem Spiel ohne Grenzen in Donaualtheim geht am Sonntag auch der Tag der offenen Tür des Imkervereins in Holzheim. Dort gibt es viele Informationen rund um den Stich von Bienen, Wespen und Co.
Hoch oben über dem Landkreis Dillingen hat der Verein in Holzheim ein traumhaftes Domizil. Doch selbst dort ist es nicht kühler. Es ist halb zwei, sogar der grasgrüne Rasen scheint vor dem sattblauen Himmel zu flimmern. Die Fohlen vorne am Parkplatz liegen im Schatten und heben bei keinem Auto den Kopf.
Erst Bienenstand, dann Badesee
Rosmarie und Xaver Heimbach sind trotz der Hitze gekommen. „Wir sind vom Ort, da gehört das dazu.“ Das Paar hat sich das Mittagessen schmecken lassen, jetzt ruft der Badesee. Hinter einer gewaltigen Theke steht Ulrike Wiedemann im kühlen Wagen. 27 Torten, Muffins, Schnitten und Kuchen verkauft sie. Bei der Hitze sind vor allem die Sorten mit Obst gefragt. „Der Himbeerkuchen ist schon weg, jetzt gehen Kirsch- und Mandarinenkuchen am besten.“ Das „Spanferkel mit Honigkruste und Salat“ ist da schon aus, ein paar wenige Würstchen schmoren noch auf dem Grill.
Ein Friedberger lobt die Holzheimer
Drinnen im Vereinsheim zollt Markus Bubmann aus Friedberg (Kreis Aichach-Friedberg) dem Imkerverein großen Respekt für die tolle Einrichtung. „Es ist wunderschön hier. Respekt.“ Dr. Bubmann ist Hals-Nasen-Ohren-Arzt und begeisterter Imker. Vor rund 20 Zuhörern referiert er über das Thema „Was tun bei Bienenstichen“. Doch der Stich als solcher sei es ebenfalls wert, erklärt zu werden. Er sei so spannend und komplex. Der Arzt erklärt, dass viel Angst vor Insektenstichen herrscht, doch meist seien diese unbedenklich. Er weist auf Unterschiede zwischen Bienen, Wespen und Hornissen hin. So würden Bienen nur zur Verteidigung stechen, etwa, wenn ihr Volk bedroht sei. In anderen Insekten bleibt der Stachel nicht stecken, nur in Säugetieren. Danach gibt die Biene Pheromone ab, um die anderen Bienen zu warnen. Die Pheromone bestehen aus Birnenäther und Bananenöl. „Kauen Sie mal eine Banane und gehen Sie vor das Flugloch – das machen Sie nur einmal“, sagt der Referent und das Publikum lacht.
Hornissen-Männchen können nur drohen. Reicht oft aus
Die Wespe dagegen sticht gezielt zu, etwa um Beute zu machen. Und die Insekten-Männchen können gar nicht stechen. Doch bei einem Hornissenmännchen würden oft schon die Drohgebärden alleine reichen, um den Feind in die Flucht zu schlagen. Die Zuschauer lernen ebenfalls, dass ein Bienenstachel etwa 2,5 Millimeter lang ist, und der einer Hornisse maximal 3,7 Millimeter. Eine Biene schaffe es nicht, durch die menschliche Haut in den Blutkanal oder die Kapillaren zu stechen.
Das tut man nach einem Bienenstich
„Wenn Sie von einer Biene gestochen werden, schauen Sie nicht erst auf Google, was Sie jetzt machen sollen; Sie brauchen auch keine Pinzette. Ziehen Sie den Stachel einfach so schnell wie möglich heraus“, appelliert der Mediziner. Denn mit jeder Sekunde gibt der Stachel weiter Gift ab. Daher der Tipp des Experten: Raus mit dem Stachel und gut ist. Wer mehr tun will: Ein Blatt Spitzwegerich, zerrieben oder zerkaut und draufgelegt, helfe bei einem Stich nachweislich, auch die aufgeschnittene Zwiebel funktioniert. Nur wenn jemand nach einem Stich an Übelkeit, Erbrechen oder Atemnot leide, sei sofort ein Arzt aufzusuchen. „Gehen Sie immer zu zweit. Nicht, dass der Patient unterwegs kollabiert“, sagt Bubmann mit ernstem Gesicht. Wer auf Insektenstiche allergisch reagiert, müsse behandelt werden. Denn in so einem Fall könne der Stich lebensbedrohliche Folgen haben. Aber nur dann.
Warum gelten Hornissenstiche als so gefährlich?
Bubmann selbst ist mal – „mein Fehler“, sagt er – von 30, 40 Bienen gestochen worden. Es sei unangenehm gewesen, mehr nicht. 20 bis 40 Bienenstiche pro Kilogramm Körpergewicht seien nötig, um einem Menschen wirklich gefährlich zu werden. „Bei mir wären das 1400 Bienenstiche.“ Doch die größere Überraschung verrät der Imker danach: Ein Bienenstich ist giftiger als ein Wespen- oder ein Hornissenstich. Um einem Hornissenstich zu erliegen, bräuchte es mindestens 10000 Stiche.“ Sprüche darüber, wie gefährlich Hornissenstiche sind, würden darauf beruhen, dass sie sehr schmerzhaft sind. „Ich wünsche Ihnen, dass Sie, sollte es soweit sein, den Stich genießen können“, schließt Bubmann seien Vortrag. Die Zuschauer applaudieren.
Hinter dem Vereinsheim verkauft Fedor Andruschenko Bienenköniginnen. Zwischen 25 und 45 Euro kostet eine. Für die reinrassigen Bienen aus dem Gebirge gibt es sogar Zuchtnachweise.
Daneben im Schatten steht Christian Brenner vom Holzheimer Imkerverein. Rund 200 Leute seien beim Tag der offenen Tür gewesen. „Es sind viele Feste, dazu das Wetter – man muss zufrieden sein.“ Aber schade sei es schon, dass nach der langen Vorbereitung auf den Tag hin nun ausgerechnet so ein Badewetter herrscht.
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