Seine Beschwerde hat für jeden Menge Aufruhr gesorgt. An der Schule war es das Thema, die betroffenen Eltern haben sich gemeldet und auch im Rathaus hat Xaver Kerle mit seinem Anliegen für große Wellen gesorgt. Und jetzt entscheidet der Ausschuss für Bildung und Kultus am Bayerischen Landtag darüber, ob Kerle recht hat oder nicht.
Wie berichtet, hat der Lutzinger bemängelt, dass zwei Klassenzimmer für Grundschüler und Grundschülerinnen in Höchstädt zu klein sind. Nicht pauschal, sondern: "Wäre kein Corona, dann wären die Zimmer okay. Aber in der Corona-Pandemie ist es gesundheitlich für die Kinder nicht zumutbar", sagt Xaver Kerle. Stimmt das? Am Donnerstag, 3. Februar, wird darüber im Landtag diskutiert. Xaver Kerle hatte eine entsprechende Petition eingereicht.
Der Lutzinger kämpft auch für das Klima und die Natur
Eigentlich verbindet man mit dem Namen Xaver Kerle einen Mann, der seit Jahrzehnten für den Artenschutz kämpft. Dabei scheut sich der Lutzinger vor keiner unangenehmen Diskussion. Dieses Mal kämpft er aber nicht um ein besseres Klima oder mehr Naturschutz. Er fordert für das Kind seiner Lebensgefährtin und dessen Mitschülerinnen und Mitschüler, die in die Grundschule in Höchstädt in die Schule gehen, einen anderen „Lernort, der für die Kinder das geringste, gesundheitlichste Risiko während der Coronazeit darstellt“.
So steht es in einem Schreiben, das Kerle unter anderem bereits im September 2021 an Bürgermeister Gerrit Maneth verschickt hat. Kerle beschwert sich, dass die Buben und Mädchen der Klassen 1a und 1b in Räumen des ehemaligen Theaterkellers unterrichtet werden. Die seien im Hinblick auf die Schülerzahl zu klein, ein Abstand zwischen den Kindern könne nicht gewährleistet werden. Es folgte ein reger Schriftverkehr zwischen Kerle, Bürgermeister und Schulverbandsvorsitzenden Maneth, es gab persönliche Gespräche mit Schulleiter Helmut Herreiner, und auch Landrat Leo Schrell hat einen Brief von dem Lutzinger bekommen. Der 76-Jährige ging sogar einen Schritt weiter: Am 10. November schickte er sein Anliegen an die Adresse des Gesundheitsministers Klaus Holetschek. Gleichzeitig reichte Xaver Kerle eine Petition an den Bayerischen Landtag ein, die nun diesen Donnerstag behandelt wird.
Er plädiert, dass es kurzfristig keine Schulpflicht gibt
Dabei, so betont es der Lutzinger auch diese Woche auf Nachfrage: "Geht es mir ja nicht generell um die Klassenzimmer. Unserem Kind gefällt es da unten eigentlich auch. Ich verstehe, warum die Zimmer da sind. Aber es ist eben Corona." Dabei, so Kerle weiter, wollte er nie Schulleitung oder Lehrkräfte kritisieren. "Mir geht es um die Sache, ich will keine Differenzen mit den Menschen. Aber das wird manchmal so aufgenommen", sagt er.
Denn sein Anliegen hat für ganz schön Wirbel gesorgt. Auch bei den Eltern, die sich öffentlich komplett von Kerles Meinung distanzierten. Ihn störe der Widerspruch, dass Erwachsene sich an alle Hygieneregeln halten müssen, Kinder rungeimpft eng an eng sitzen müsse. Kinder sollten seiner Meinung nach kurzfristig von der Schulpflicht entlassen werden, die Eltern sollten es entscheiden - vorausgesetzt, dass das Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt würde. Das würde Schulen auch entlasten, denkt er.
Maskenpflicht und Testpflicht an der Schule in Höchstädt
Eine Mama, die sich nach dem ersten Bericht vor wenigen Wochen gemeldet hat, war Melanie Heilbrunn. Sie schrieb: „Es wurde seit Beginn der ersten Corona-Welle so viel von unseren Kindern verlangt und sie mussten auf so vieles verzichten. Momentan dürfen die Kinder Gott sei Dank die Schule besuchen. Mit Maskenpflicht und festen Test-Tagen und einem meiner Meinung nach guten Hygienekonzept. Können wir dann nicht auch unsere Kinder ein bisschen Kinder sein lassen? Muss oder kann ein Kind zu seinen Freundinnen und Freunden 1,5 Meter Abstand halten? Ist das gesund für ein Kind?“
Auch Christiane Merz, stellvertretende Schulleiterin der Grund- und Mittelschule in Höchstädt, erklärt am Dienstag gegenüber unserer Zeitung: "Die Klassenzimmer sind immer noch gleich, wir erfüllen alle rechtlichen Bedingungen." Zudem sei die Abstandsregelung eben zugunsten des Präsenzunterrichts fallen gelassen worden - nicht von der Höchstädter Einrichtung allein etwa, sondern bayernweit. "Und wir als Schule können auch sagen, dass Präsenzunterricht für alle Beteiligten - Kinder und Eltern - ganz, ganz wichtig ist. Solange es gesundheitlich natürlich möglich ist", so Merz. Zudem würden aktuell überraschend wenig Grundschüler und Grundschüler bei den regelmäßigen Testungen in der Schule positiv auf das Coronavirus getestet werden.
Ein Brief an Markus Söder oder Karl Lauterbach
Xaver Kerle wartet nun die Entscheidung des Landtages ab, die im Anschluss am Donnerstagvormittag auch im Internet über Youtube anzuschauen ist. Der Lutzinger vermutet, dass seine Petition abgelehnt wird, sprich sich an der aktuellen Situation nichts ändern müsse. "Damit würde ein Präzedenzfall geschaffen werden, dass wird man nicht wollen", so Kerle. Wenn es zur Ablehnung komme, erst dann wolle er sich überlegen, ob er weitere Schritte einleiten wolle. Vielleicht wolle er Markus Söder nochmal schreiben. Oder Karl Lauterbach, "aber der ist jetzt Minister, da wird es schwieriger", sagt Xaver Kerle.