Bei der Diskussion um den geplanten Steg zum Höchstädter Schloss hat der kritisierte Landtagsabgeordnete Georg Winter jetzt nachgelegt. Der CSU-Politiker ließ unserer Redaktion eine Grafik zukommen, die das Gesamtkonzept für eine barrierefreie Erschließung des Höchstädter Schlosses zeigt. Winter sagt: „Für die Modellkommune Höchstädt bei ‚Bayern barrierefrei 2023’ waren und sind barrierefreie Parkmöglichkeiten im Zentrum und barrierefreie Zugänge zu öffentlichen Einrichtungen und Gebäuden des täglichen Bedarfs große Herausforderungen.“ Das Skizze des Staatlichen Bauamts zeige, dass die Steigungen auf den Wegen von der Bewertungsstelle zum Höch-städter Schloss künftig unter sechs Prozent liegen werden. So können die Wege auch von Rollstuhlfahrern genutzt werden.
Nur für Besucher der Bewertungsstelle bequem?
Der Donauwörther Architekt Karl Uhl, der 15 Jahre lang für die Sanierung des Höchstädter Schlosses zuständig war, hatte Winter vorgehalten, seine Lösung gegen alle Widerstände durchgedrückt zu haben. (Den Bericht lesen Sie hier.) Diese eine Million Euro teure Lösung mit dem Steg sei einzig und allein für die nicht behinderten Besucher der Bewertungsstelle bequem, aber sonst für niemanden. Uhl wetterte: „Das ist eindeutig eine Veruntreuung von Staatsmitteln.“
Winter wiederum wies dies entschieden zurück, bezeichnete Uhls Alternativvorschlag als „einfältig“, weil er nicht das Gesamtkonzept der barrierefreien Erschließung auch von mehr als 60 Parkplätzen bei der Bewertungsstelle, die auch Schlossbesuchern zur Verfügung stehen, im Auge habe. Die Erschließung über einen Schlossgarten-Rundweg, der ebenfalls Geld koste, würde laut Winter massiv in das Grün eingreifen. Es gäbe keine barrierefreie Verbindung zwischen dem neuen Parkplatz und dem Schloss – und zum Landkreisinternat am Traubenberg mit seinen 24 Übernachtungsplätzen. „Es geht doch um die Frage, ob ich etwas Sinnvolles entwickeln will oder nicht“, sagt Winter. Die Genehmigung aus München sei davon abhängig gewesen, dass der Kostenrahmen trotz des zwischenzeitlich konjunkturell starken Preisanstieges eingehalten werden muss.
Ein Ziel sei es gewesen, dass es künftig zwischen den öffentlichen Gebäuden Schloss (mit seinen Seminarräumen), Bewertungsstelle und Landkreis-Internat durchgängige, kurzläufige Verbindungen gibt. „Das wurde nur möglich, weil die Stadt Höchstädt mit einem Grundstückstausch dafür die Basis geschaffen hat“, sagt Winter. Die Maßnahmen seien mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt worden. Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, könnten demnächst alle öffentlichen Einrichtungen – das Schloss, die Bewertungsstelle, das Landkreisinternat und das Schlossinformationsgebäude – barrierefrei erreichen.
Ursprünglich hatte der Bayerische Landtag 17,9 Millionen Euro für die Verlagerung der Bewertungsstelle des Finanzamts München nach Höchstädt sowie den Um- oder Neubau des einstigen Schwesternwohnheims zu einer Fortbildungs-Unterkunft für die Dillinger Lehrerakademie genehmigt. Die Bewertungsstelle steht, nach der Kritik an der Verlagerung wurden aber 6,8 Millionen Euro, die für die Herberge eingeplant waren, auf Eis gelegt. Das heruntergekommene ehemalige Schwesternwohnheim wurde inzwischen abgerissen. Winter sagt, er verfolge weiter das Ziel, dass das Höchstädter Schloss auch für die Fortbildung genutzt wird. Denn die Nutzung als Museum und Kultur-Veranstaltungsort sei zu wenig. Im Schloss gebe es drei große Seminarräume. Und das Landkreis-Internat am Traubenberg verfüge über 24 Plätze. Der Landkreis werde Räume in der Unterkunft zur Verfügung stellen, „wenn wir sie für Seminarteilnehmer brauchen“.
Ein Dank an den Landtagsabgeordneten
Bürgermeister Gerrit Maneth und seinen Stadträten war es am Montag bei der Sitzung ein wichtiges Anliegen, sich auch zu diesem Thema zu äußern. Das komplette Gremium bedanke sich bei Georg Winter für sein Engagement und eine zeitnahe Umsetzung. Ausdrücklich begrüße die Stadt die Planungen und Baumaßnahmen rund um das Schlossumfeld. Laut Maneth habe es bislang durchaus immer wieder mal Parkplatzprobleme bei Veranstaltungen gegeben, die künftige Erweiterung sei deshalb ideal – auch für Stadtführungen. „Wir sind immer bestrebt, barrierefreie Parkmöglichkeiten im Zentrum und barrierefreie Zugange zu öffentlichen Einrichtungen und Gebäuden zu generieren“, so der Bürgermeister.
Er hob besonders hervor, dass mit den Maßnahmen künftig alle öffentlichen Einrichtungen von der Ortsmitte einschließlich der dort befindlichen Bushaltestellen frei erreichbar seien. „Und die Stadt Höchstädt muss keine Kosten tragen.“
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