Der Bau war umstritten, die Diskussionen waren teils heftig. Doch seit 2019 ist der Steg von der Bewertungsstelle zum Höchstädter Schloss fertiggestellt. Einer, der immer wieder gegen diesen Bau wetterte, war Karl Uhl. Als Architekt des Staatlichen Bauamts Augsburg hat er sich 15 Jahre lang um die Sanierung des Höchstädter Schlosses gekümmert. Für den Kreisheimatpfleger aus dem Landkreis Donau-Ries ist das Bauwerk „ein Irrweg“. Bis heute. Nun ist der Übergang versperrt. Und das sorgt für Irritationen bei Bürgerinnen und Bürger aus Höchstädt.
Von November bis März Steg zum Schloss gesperrt
Rückblick: Uhl sprach beim Bau damals von einer „Veruntreuung von Staatsmitteln“ und hat dabei den Landtagsabgeordneten Georg Winter kritisiert. Denn der Architekt im Ruhestand behauptete, dass der Höchstädter CSU-Politiker hinter der Planung stecke. Winter erklärte, wie berichtet, dass der Steg ein Schritt zur barrierefreien Erschließung des Höchstädter Schlosses sei. Rollstuhlfahrer sollen von der Herzogin-Anna-Straße ohne fremde Hilfe zum Schloss gelangen.
Der Bau der rund 60 Parkplätze im Umfeld der Bewertungsstelle, die abends und an Wochenenden auch von Schlossbesuchern genutzt werden können, und die Gestaltung der Wege und des Stegs kostete etwa eine Million Euro. Und nun hängt seit einigen Wochen ein Schild mit roter Aufschrift "Brücke von November bis März gesperrt" am Geländer. Zusätzlich soll eine Kette den Übergang versperren. Warum?
Das Finanzamt München ist für Brücke in Höchstädt verantwortlich
Höchstädts Bürgermeister Gerrit Maneth kennt das Thema, er wurde über die Sperrung ebenfalls informiert. Seine Reaktion auf Nachfrage unserer Redaktion: "Wir werden der Sache nachgehen und prüfen, was wir tun können." Konkret: Die Sperrung sei nicht seitens der Stadt, sondern von Verantwortlichen der Bewertungsstelle des Münchner Finanzamtes vorgenommen worden. Weil, so vermutet es der Bürgermeister, damit in den Wintermonaten die Verkehrssicherungspflicht gewährleistet sei. Aber: "Es gibt eine Vereinbarung mit der Stadt, dass wir an den Wochenenden und Feiertagen an denen Veranstaltungen im Schloss sind, den Parkplatz der Bewertungsstelle benutzen dürfen. Dann ist der Steg ideal, gerade für Menschen, die nicht den Berg hochlaufen wollen oder können", sagt Maneth. Deshalb wolle er nun den Kontakt suchen und gemeinsam mit der staatlichen Einrichtung eine Lösung finden, "dass der Steg natürlich auch im Winter begehbar gemacht werden kann".
Schild an der Brücke sei "irreführend" gewesen
Auf Nachfrage beim Finanzamt München mit der Bearbeitungsstelle Höchstädt am Traubenberg heißt es offiziell: "Die Fußgängerbrücke zwischen der Bearbeitungsstelle Höchstädt und dem Schloss Höchstädt gehört zu den Außenanlagen des Schlosses. Da das Schloss Höchstädt von Oktober bis März geschlossen ist und daher kein Besucherverkehr stattfindet, obliegt die Verkehrssicherungspflicht und somit der Winterdienst laut Vereinbarung mit der Bayerischen Schlösserverwaltung dem Finanzamt München, Bearbeitungsstelle Höchstädt."
Da über die Feiertage "nicht zu jederzeit ein umfassender Winterdienst gewährleistet werden konnte", wurden Schilder mit dem Hinweis auf einen eingeschränkten Winterdienst aufgestellt und die Brücke abgehängt, heißt es weiter. Eine pauschale Sperrung von November bis März sei nicht vorgesehen gewesen, die "Beschriftung dahingehend war irreführend". Mittlerweile sei die Abhängung entfernt worden. Sollte sich die Witterungslage (beispielsweise Eis oder Schnee) wieder verschlechtern, behalte sich die Bearbeitungsstelle eine erneute, temporäre Sperrung aus Sicherheitsgründen vor.