Markus Söder musste selbst etwas schmunzeln. Mit mehreren Politikern aus dem Landkreis Dillingen hatte er sich am Montag im Höchstädter Schloss getroffen und erst mal nicht-öffentlich diskutiert. Dann ließ Landtagsabgeordneter Georg Winter die Pressevertreterinnen und -Vertreter in den Saal - und es waren natürlich weit mehr als sonst. "Wir wissen ja, warum wir hier sind", sagte Bayerns Ministerpräsident und lachte. Rechts von ihm saß Christoph Mettel, der Landratskandidat der CSU. Am 15. Mai wird gewählt.
Im Mittelpunkt der anschließenden Pressekonferenz standen der Kandidat und zwei Themen: die Hausärzteversorgung und die beiden Krankenhäuser Dillingen und Wertingen. Und enge Kooperationen innerhalb Nordschwabens. Mettel sagte, erste Gespräche darüber habe er bereits mit Schwabens Bezirkstagspräsident Martin Sailer, der links von Söder Platz genommen hatte, und den beiden Landräten Hans Reichhart (Günzburg) und Stefan Rößle (Donau-Ries) geführt. Von dort seien wichtige Impulse gekommen, ebenso von Bezirksrat Johann Popp und Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz. Die beiden saßen im Gegensatz zu den angesprochenen Landräten ebenfalls mit am Tisch.
Söder befürwortete diese Idee ausdrücklich. In der heutigen Zeit sei Vernetzung wichtig und sinnvoll. Das Allgäu sei da weiter. "In Nordschwaben ist da noch Luft nach oben. Dillingen könnte das guttun", sagt der Ministerpräsident. Sei doch der Landkreis der mit besonderem Handlungsbedarf. "Um ihn zu unterstützen, dafür sind wir heute gerne hier." Er betonte, dass der ländliche Raum in Bayern eine zentrale Rolle habe. Ihn zu stärken, bleibe wichtig. Dazu gehörten Schulen und die gesundheitliche Daseinsvorsorge.
Ideen für eine bessere hausärztliche Versorgung
Mettel sprach die schlechte Hausarztversorgung im Landkreis Dillingen an. Wenn Hausarztpraxen plötzlich leer stehen - wie im Bachtal im vergangenen Jahr - sei die Situation für den Nachwuchs noch unattraktiver. Die Statistik der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB) bilde nicht die Realität ab. Der CSU-Landratskandidat forderte mehr Studienplätze für angehende Hausärztinnen und Hausärzte und eine enge Kooperation der Uniklinik Augsburg mit dem Dillinger Lehrkrankenhaus. Die Studienplätze sollen kommen, meinte der Ministerpräsident. Zudem sei die Nachfrage nach dem Landärzte-Programm ungebrochen hoch.
Man müsse mit der KVB über die Zuteilungsquote für die medizinische Versorgung im ländlichen Raum reden; sie sei zu statisch. Parallel dazu aber könnten anderen Organisationsstrukturen helfen: Gemeinschaftspraxen, medizinische Versorgungszentren (MVZ) oder kommunale Ärztehäuser. "Die Zukunft der Medizin ist weiblich", konstatierte der Ministerpräsident. Danach müsse man sich richten.
Die Kliniken müssen auffangen, was die Praxen nicht mehr schaffen
Mettel weiter: "Was fehlende oder überlastete Praxen nicht auffangen können, das müssen unsere Krankenhäuser dann abfedern." In den beiden Kliniken Dillingen und Wertingen seien große Investitionen notwendig. Damit die gestemmt werden können, bat der Haunsheimer Bürgermeister um maximale Förderung. Söder erklärte, in der Pandemie hätten die Krankenhäuser eine zentrale Rolle gespielt. "Die wollen wir stärken." Der Freistaat sei für die räumliche Infrastruktur zuständig. Er versprach, dass die Notaufnahmen die maximale Förderung erhalten sollen. Das Problem sei aber weniger die Ausstattung als der Dauerbetrieb, die Abrechnungsthematik. Darüber wolle er mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach reden. Deutschlandweit befänden sich kommunale Häuser in der Schieflage. Weitere Ukraine-Flüchtlinge würden die Häuser zusätzlich belasten. Da müsse der Bund eine Lösung finden.
Eine Idee für den Krankenhaus-Standort Wertingen
Für das Wertinger Krankenhaus hat der CSU-Kandidat aus Haunsheim eine eigene Idee: Dort sollte zur neuen geplanten Pflegeschule ein Wohnheim gebaut werden. In kommunaler Trägerschaft des Landkreises. Dieses würde die Attraktivität des Standortes deutlich erhöhen. Im Landkreis Günzburg gibt es bereits ähnliche Ideen. Sogenannte Dienstwohnungen werden vom Freistaat gefördert. Damit sei das Projekt auch für den Landkreis finanzierbar, erklärte Mettel. Söder hielt die Idee für klug und wollte sie Gesundheitsminister Klaus Holetschek übermitteln.
Damit es in Dillingen auch weiterhin eine Geburtshilfe gibt, müsse der Freistaat aber weiterhin eine Million Euro jährlich zuschießen, forderte Mettel. Söder sagte direkt zu, dass das Geld weiterhin fließt. Das sei ein wichtiges Signal für junge Familien.
Eine Million für das Höchstädter Schloss
Gute Nachrichten zeichnen sich auch für das Höchstädter Schloss, von Söder liebevoll "Schorsch-Winter-Tempel" genannt, ab. Das Gebäude schreie förmlich danach, bespielt zu werden, befand Bezirkstagspräsident Sailer. Statt bislang 600 Quadratmeter sei der Bezirk bereit, insgesamt 2000 Quadratmeter dauerhaft zu nutzen. Das sei fast die Hälfte der nutzbaren Fläche. Wechselnde oder länger dauernde Ausstellungen, Lesungen und andere kulturelle Veranstaltungen sollen die Räume dann mit Leben füllen. Auch Seminarräume für Externe seien denkbar. "Das Höchstädter Schloss ist der kulturelle Mittelpunkt in Nordschwaben", sagte Sailer. Die Vernetzung mit dem Landkreis und der Stadt Höchstädt als Juniorpartner könne gut gelingen. Der Bezirk sei bereit, sich finanziell stärker einzubringen, sei es für Personal oder Umbaumaßnahmen. Rund eine halbe Million Euro stünden im Raum. Der Bezirkstag habe das auch schon beschlossen, es fehle nur die Zustimmung vom Freistaat. Rund eine Million will der dazu geben, sagte Söder. "Im Grunde werden doch alle Wünsche erfüllt." Dafür bedankte sich auch der stellvertretende Landrat Alfred Schneid im Namen des Landkreises.
Söder erklärte seinen Spitznamen für das Höchstädter Schloss: "Ohne Georg Winter wären wir heute nicht hier. Was er aus diesem Schloss gemacht hat, war eine echte Lebensleistung." Der angesprochene Gastgeber drückte dem Ministerpräsidenten Karten für den Premiumwanderweg an der Donau in die Hand. "Kann oder muss ich hin", fragte der gut gelaunte Ehrengast. Dann posierte er auch noch wahlkampftauglich mit dem ganzen Tross vor dem Schloss.