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Höchstädt: Höchstädt geht bei der Energieversorgung einen grünen Weg

Höchstädt

Höchstädt geht bei der Energieversorgung einen grünen Weg

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    Im Neubaugebiet Unterfeld in Höchstädt entsteht ein sogenanntes „kaltes Nahwärmenetz“. Das ist im Landkreis Dillingen bisher einmalig. Die Bauherren sind zum Anschluss verpflichtet, erhalten aber im ersten Bauabschnitt einmalig und freiwillig einen Zuschuss der Stadt in Höhe von 2500 Euro.
    Im Neubaugebiet Unterfeld in Höchstädt entsteht ein sogenanntes „kaltes Nahwärmenetz“. Das ist im Landkreis Dillingen bisher einmalig. Die Bauherren sind zum Anschluss verpflichtet, erhalten aber im ersten Bauabschnitt einmalig und freiwillig einen Zuschuss der Stadt in Höhe von 2500 Euro. Foto: Simone Bronnhuber

    Zwei kleine Gebäude, ein paar Leitungen und rot-weiße Absperrungen sind zu sehen. Auch die Wege sind schon geteert. Und mittendrin ist ein großes Plakat aufgebaut auf dem zu lesen ist: „Unterfeld Höchstädt“. So heißt das Neubaugebiet, das am Stadtrand in Richtung Deisenhofen entsteht. Was noch fehlt? Die Häuslebauer – und die stehen in den Startlöchern. Zumindest, so sagt es Bürgermeister Gerrit Maneth am Montag bei der Stadtratssitzung, sind 19 Plätze verkauft. Die künftigen Bauherren werden im Unterfeld sich aber nicht nur ihren Traum vom Eigenheim erfüllen. Sie werden Teil einer der „hocheffizientesten Heizsysteme, die es in dieser Form im Landkreis Dillingen noch nicht gibt“, wie Maneth sagt. Heißt konkret: Wer im Unterfeld Höchstädt baut, dessen Grundstück wird an ein kaltes Nahwärmenetz angeschlossen. Verpflichtend, wie das Gremium am Montag beschließt. Maneth weiter: „Dieses Konzept ist ökologisch und wirtschaftlich führend. Wir gehen damit neue Wege, die innovativ, nachhaltig und für den Klimaschutz wichtig sind.“

    Warum die kalte Nahwärme in Höchstädt umstritten war

    Dass dieses Heizsystem im Baugebiet Unterfeld umgesetzt werden soll, hat das Höchstädter Gremium bereits beschlossen. Die ersten Maßnahmen, die die Lechwerke vor Ort durchführen, sind schon durchgeführt worden, wie die Experten Ulrich Haselbeck und Hans Peter Scherer bei der Sitzung erklären. Funktionsgebäude steht, Entnahme- und Schluckbrunnen sind gebohrt, erste Leitungen sind verlegt und wasserrechtliche Genehmigungen liegen vor. Damit alle neuen Stadträte auf dem gleichen Sachstand sind und weil wichtige Satzungen beschlossen werden, ist das innovative System am Montag wieder auf der Tagesordnung.

    Und auch deshalb, das ist vor allem Hans Mesch (Freie Wähler) bei der Sitzung sehr wichtig: „Zunächst war dieses System umstritten. Mittlerweile ist es das Vorzeigeprojekt in der Region. Das müssen wir aktiv bewerben und rüberbringen, dass es eine tolle und zukunftsorientierte Heizart ist“, so Mesch, der sich selbst als „Geburtshelfer“ des Systems für Höchstädt bezeichnet. Er habe den Stein nach einem Kontakt mit der zuständigen LEW-Mitarbeiterin geknüpft und an die Stadt vermittelt. „Und darauf bin ich schon ein wenig stolz“, sagt er bei der Sitzung.

    Welche Vorteile die grüne Energie für Höchstädt hat

    Denn, so erklärten es auch die Experten: Die Vorteile im Vergleich zu anderen Systemen seien nicht zu toppen. Haselbeck und Scherer zählen unter anderem auf: keine Schallbelästigung, geringe Betriebskosten, enorme CO2-Einsparung, wertvoller Klimaschutz, hoher KfW-Standard, sehr gute Förderungsmöglichkeiten, kein Kamin nötig, und: „Die kalte Nahwärme ist eine Kombination aus regenerativer Umweltenergie und Wärmepumpe. Effizienter geht es aktuell nicht“, sagt Ulrich Haselbeck. Hinzu komme, dass dieses System als einziges auch kühlen könne. Überschüssige Wärme könne gespeichert und später wiederverwendet werden.

    Alles Gründe, warum der Höchstädter Stadtrat bereits im Dezember 2019 die Auftragsvergabe an LEW beschlossen hat. Fünf Jahre, so ergänzt es Bürgermeister Gerrit Maneth, stehen die Experten der Stadt zur Seite. Denn: „Wir als Stadt sind der Betreiber. Dieser Umstand, so sieht es auch Wolfgang Konle (SPD), sei „fantastisch. Ich bin restlos begeistert“, sagt er. So könnten die Bauherren sichergehen, dass sie eine Preisgarantie bekommen würden und „wir wollen ja als Stadt nur kostendeckend arbeiten.“

    Dem stimmt Bürgermeister Maneth nickend zu und er erklärt, dass gemeinsam mit der Verwaltung deshalb viel gerechnet und kalkuliert wurde. Herausgekommen ist eine Gebührensatzung für die öffentliche Wärmeversorgung, die unter anderem festlegt, dass eine jährliche Grundgebühr pro Anschluss in Höhe von 156 Euro erhoben werde. Die Verbrauchsgebühr beträgt 24 Cent pro Kubikmeter entnommenem Sole-Wasser-Gemisch. Maneth: „Wir werden die Gebühren natürlich immer wieder überprüfen, aber die Grundstückseigentümer können damit langfristig planen. Wir decken damit einzig unsere Fixkosten als Betreiber ab.“

    Und die Stadt, so Maneth weiter, hat sich noch ein zusätzliches „Zuckerl“ ausgedacht. Denn für viele Bauherren sei das System der kalten Nahwärme neu – trotz bereits zwei stattfindender Bürgerinformationsveranstaltungen. Um einerseits die Zahl der Abnehmer im ersten Bauabschnitt zu erhöhen und um den Anschluss an das klimaschonende Heizsystem zu honorieren, gibt es einen Zuschuss für die Bauherren. „Freiwillig, als einen Anerkennungsbeitrag“, so Maneth.

    Häuslebauer erhalten in Höchstädt einen Zuschuss

    Mehrheitlich beschließt das Gremium so am Montag, dass alle Häuslebauer, sprich pro verkaufte Parzelle, einen einmaligen, städtischen Zuschuss in Höhe von 2500 Euro erhalten. Wie damit bei den nächsten Bauabschnitten umgegangen werde, solle dann erneut besprochen werden. Rainer Wanek (Pro Höchstädt) plädiert für eine Gleichbehandlung im kompletten Neubaugebiet und sagt: „Wir müssen auch Bestandsumbauten unterstützen und nicht nur Neubau, sondern auch Altbau fördern.“

    Wer über das kalte Nahwärmenetz heizt, bekommt laut LEW-Experte Scherer außerdem staatliche Förderungen. Die neue „Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)“ sei seit Anfang des Jahres beschlossen und gelte ab 1. Juli. Wichtig: „Ich empfehle allen Bauherren sich dabei rechtliche Unterstützung zu nehmen, damit kein Geld verloren geht“, sagt Scherer. Entsprechende Informationen, so auch der Wunsch von Hans Mesch, sollen kommuniziert werden. Und noch mehr, wie Rathauschef Maneth ergänzt: „Was bei uns entsteht, ist einmalig im Landkreis Dillingen und wir bringen Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Höchstädt weiter voran.“

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