Und plötzlich ist er da, der letzte Tag. Was vor einigen Monaten noch weit weg war, ist nun Fakt. Der Donnerstag, 29. Februar, ist dieses Jahr für viele Menschen besonders, gibt es ihn doch nur alle vier Jahre. Für Gerrit Maneth hat der Schaltjahrestag eine große Bedeutung, es ist ein Wendepunkt in seinem Leben. Es ist sein letzter Tag als Erster Bürgermeister der Stadt Höchstädt. Nach sechs Jahren endet seine Amtszeit. Ab Freitag, 1. März, sitzt Stephan Karg am Schreibtisch im ersten Stock des Höchstädter Rathauses und lenkt die Geschicke der Donaustadt und ihrer Stadtteilen.
Der jetzige Stellvertreter hat die Wahl gegen Gerrit Maneth im Dezember mit klarer Mehrheit gewonnen und löst den Amtsinhaber nach einer Periode ab. "Ich habe mit der Deutlichkeit nicht gerechnet. Es war für mich eine große Überraschung, das kann ich offen und ehrlich sagen", gesteht Maneth. Auch für seine Familie, Freunde und Unterstützer der Freien Wähler. Dabei, das betont der Höchstädter immer wieder, sei es gar nicht das Wahlergebnis an sich, das ihn schmerze. Sondern die Tatsache, dass er sein Amt abgeben muss. "Für mich war es ein absoluter Traumjob. Den verliere ich jetzt. Das macht mich traurig. Es ist ein Privileg, Bürgermeister zu sein." Und jetzt?
Mit Sailer-Schülern nach München
Gerrit Maneth sitzt an diesem Vormittag vor wenigen Tagen in seinem Büro, erst klingelt sein Handy, dann das Tischtelefon. Die Geschäftsstellenleiterin Christine Rauch hat kurze Zeit später eine Frage zum letzten Stadtratsprotokoll und Marina Eberle vom Vorzimmer braucht ihren Noch-Chef kurz wegen einer Terminabsprache. Abschiedsstimmung? Keine Spur. Dabei hätte Gerrit Maneth an diesem Tag sogar eigentlich frei. "Aber ich glaube, einen Bürgermeister muss man nicht nach Resturlaub und Überstunden fragen", sagt er lachend und erzählt, dass er auch 29. Februar, am letzten Amtstag, gut beschäftigt ist. Vormittags findet eine Verwaltungsratssitzung statt, am Nachmittag begleitet er die Sailer-Schülergruppe, die "Wasserwisser" der Firma Grünbeck, zu einer Preisverleihung nach München. "Die Arbeit geht nicht aus, eigentlich nie", so der 50-Jährige.
Für die Freien Wähler im Amt
Je näher das Ende gekommen sei, desto schneller sei die Zeit verflogen. "Weil eben so viel Arbeit da ist", sagt der FW-Bürgermeister. In seiner Amtszeit habe er viel bewegt, angeschoben und erreicht. Auf die Uhr hat er dabei nie geschaut. Und ja, auch das sagt er im Gespräch deutlich: "Ich würde die meisten Entscheidungen genau so wieder treffen." Dass das die Wähler und Wählerinnen anders eingeordnet haben, sei nun so, aber: "Ich habe immer alles für Höchstädt und die Stadtteile gegeben und werde mich auch weiterhin für meine Heimat einsetzen. Wie und wo, weiß ich aktuell nicht", sagt der Familienvater. Auch deshalb noch nicht, weil Ehefrau Birgit eine lange Aufgabenliste für ihn hat. Schmunzelnd erzählt Maneth: "Garten, Haus und Auto... Ja, vieles ist liegengeblieben, die Zeit nehme ich mir jetzt."
Drogeriemarkt, B16 und andere Projekte in Höchstädt
Denn aktuell, auch das gibt der 50-Jährige offen zu, weiß er nicht, wie es beruflich für ihn weitergeht. Er schreibt Bewerbungen, es finden Gespräche statt, aber konkrete Zusagen und damit Arbeitspläne hat er an seinem letzten Tag als Bürgermeister nicht. "Es ist nicht so einfach, wie viele das dachten - und auch ich", so Maneth. Er werde oft darauf angesprochen und gehe offen damit um." Eins ist sicher: Es wird ein anderes Leben geben. Ich freue mich auf die neuen Herausforderungen.“ Er werde seinen Job als Rathauschef vermissen, keine Frage. Gerne hätte er auch noch in seiner Amtszeit den neuen Drogeriemarkt am Mühlenkreisel eröffnet. Auch das Dauerthema B16 hätte er gerne weiter vorangetrieben, wie er sagt. Trotzdem freue er sich auch auf weniger Aufmerksamkeit. Er formuliert es so: "Der Druck in der Öffentlichkeit ist nicht zu unterschätzen."
Nach den sechs Jahren Amtszeit endet auch nicht das politische Interesse. Ganz im Gegenteil. Gerrit Maneth wird weiter als Kreisrat fungieren und auch seine Tochter Carina ist vor wenigen Wochen in den Vorstand der neuen Gruppierung "Junge Freie Wähler" gewählt worden. "Ich halte es für gut, dass sie sich politisch interessiert und werde sie unterstützen, wenn ich kann und sie es möchte", sagt Maneth. Auch seiner Tochter gehe es - wie ihm - nicht um Titel, vielmehr um die Heimat. "Sie will auch etwas bewegen, für Höchstädt. Ich finde das toll, man lernt dabei wahnsinnig viel und baut sich ein Netzwerk auf. Das ist wichtig für die Zukunft." Deshalb habe er persönlich auch keine Sorgen, wie es für ihn weitergeht. Dennoch verlässt er "sein" Rathaus am Donnerstag mit einem weinenden Auge. Gerrit Maneth sagt: "Ich war sehr gerne Bürgermeister und hätte es genauso gerne weitergemacht. Auch das ist kein Geheimnis".