Es ist ein gigantisches Projekt. Nicht nur der Anblick des Gebäudes, sondern auch die blanken Zahlen beeindrucken: 22,5 Millionen Euro Gesamtkosten, knapp zehn Millionen Euro Förderung, zwei Bodenhallen, 16 Klassenzimmer und rund 3200 Quadratmeter Nutzfläche samt Gewächshaus. Und das sind nur einige Beispiele. Vor rund einem Jahr fiel der Startschuss für den Neubau und die Sanierung der Berufsschule Höchstädt. Nach intensiven Überlegungen und Abwägungen hat sich der Landkreis Dillingen für diesen Weg entschieden – der richtige, wie am Montagvormittag immer wieder betont wird. Denn trotz Fachkräftemangel, Handwerker-Not und der allgemein unkalkulierbaren Preissituation steht bereits der komplette Rohbau in der Deisenhofener Straße. Konkret geht es um den Praxisteil nördlich des Pulverbachs für die Fachbereiche Garten- und Landschaftsbau sowie Landwirtschaft. Dieser Fortschritt wird beim Richtfest gefeiert.
Dabei ist auch Tobias Zeitter von „Köhler Architekten“. Er ist maßgeblich für die Planung und Gestaltung verantwortlich. Er sagt: „Mit der Fertigstellung des Rohbaus lösen sich die beiden umfangreichsten, sprich die größten und teuersten Gewerke dieses Bauvorhabens, ab: Die Firma Krätz aus Dillingen übergibt den Staffelstab an die Firma Gumpp und Maier aus Binswangen.“ So entstehe nun in wenigen Wochen aus dem rohen Betonbau ein Gebäude mit Holzfassade. Profilglas-Fassaden ergänzen das Konzept. „Und das ist der Startschuss für den kompletten Innenausbau“, erklärt Zeitter weiter. Er rechnet mit einem weiteren Jahr Bauzeit, im Herbst sollen parallel die Außenarbeiten beginnen. Dazu zählt unter anderem die Anbindung an den Theorieteil. Zeitter: „Wir werden weiter unser Bestes tun, dass auch der Innenausbautermin kostengerecht und vor allem unfallfrei umgesetzt wird.“
Landrat Markus Müller bedankt sich bei allen Beteiligten
Bis jetzt sind alle mehr als zufrieden, wie Markus Müller, Landrat und Gastgeber, sagt: „Danke an alle, die bei diesem Projekt mit Kopf, Herz und Verstand dabei sind.“ Angefangen von den Kreistagsmitgliedern, die den Neubau auf den Weg gebracht haben, bis hin zu den Handwerkern, die für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Vor allem aber das Raumordnungskonzept, das gemeinsam entwickelt worden sei, sei das Herzstück. Landrat Müller spricht von „großartigen Mannschaften“ – und dafür spenden alle beim Richtfest Applaus. „Wir sind ein Bildungsstandort und ganz vorne dabei, wenn es um grüne Berufe geht“, sagt der Landrat.
Wichtige Zahlen und Fakten
Die Gesamtkosten belaufen sich auf 22,5 Millionen Euro. Die Förderung für den ersten Bauabschnitt umfasst 9,47 Millionen Euro (Festbetrag). Die förderfähige Fläche ist 3161 Quadratmeter groß.
Baubeginn war im Sommer 2021. Der Start war der Abbruch des alten Gewächshauses. Anfang 2022 wurde mit dem Rohbau begonnen. Zu den Sommerferien 2024 soll das Projekt fertiggestellt sein.
Gebaut werden zwei Bodenhallen, die als Werkstätten für Holz und Metall dienen sollen. Insgesamt kommen 16 neue Klassenzimmer und weitere Nebenzimmer dazu. Diese sind für die Fachbereiche Garten- und Landschaftsbau sowie Landwirtschaft vorgesehen.
Aktuell wird der Praxisteil nördlich des Pulverbachs für die Fachbereiche gebaut. Die nächsten Schritte: Das Hauptgebäude, sprich der Theorieteil, wird neu errichtet und dann das bestehende Turmgebäude saniert. Praxis- und Theorieteil sollen dann über eine Fußgängerbrücke miteinander verbunden werden.
Das freut auch Gerhard Zäh, Präsident des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern (VGL Bayern): „Ich freue mich schon, wenn ich meine eigenen Azubis in die neue Schule schicken kann.“ Mit dem Neubau für die Fachbereiche Garten- und Landschaftsbau sowie Landwirtschaft investiere der Landkreis Dillingen in eine Branche, die sich „erfolgreich gegen den allgemeinen Trend“ stemme. Laut Zäh seien 2022 so viele Azubis wie in kaum anderen Berufsbranchen verzeichnet worden. Er spricht von großen Aufgaben, auch für Firmen, und betont, dass die gute Ausbildung immer noch wichtiger werde. „Tolle Lehrkräfte in Höchstädt haben wir schon lange“, so Zäh, und bald komme ein top Schulgebäude inklusive Außenanlagen dazu.
In Höchstädt werden Fachkräfte ausgebildet
Manfred Bäuml, stellvertretender Schulleiter, ergänzt: „Wir freuen uns. Die Zeiten der räumlichen Enge und Schülerwanderschaften werden in immer näher kommender Zukunft vorbei sein. Danke, dass die Entscheidung für den Neubau gefallen ist.“ Die Schulfamilie empfinde dies als Wertschätzung für die berufliche Ausbildung und als wichtigen Schwerpunkt auf neue Fachkräfte. An der Höchstädter Berufsschule werden Schüler und Schülerinnen ausgebildet, die nach ihrem Abschluss „das Rückgrat der Gesellschaft und Wirtschaft“ sind, so Bäuml. Und: „Es ist auch eine Bestätigung unserer vergangenen Arbeit und gleichzeitig ein Ansporn, den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden.“
Das sagt der Bürgermeister aus Höchstädt
Höchstädts Bürgermeister Gerrit Maneth, der als Schulverbandsvorsitzender der VG in direkter Nachbarschaft derzeit ebenfalls ein Millionenprojekt mit der Grund- und Mittelschule mitverantwortet, bedankt sich vor allem für die gute Zusammenarbeit mit der Berufsschulfamilie, und: „Es stärkt unsere Stadt. Viele Gastschüler sind auch in Vereinen aktiv und unter der Woche in der Stadt unterwegs.“ Maneth spricht von einem „zukunftsträchtigen Konzept“. Eines, das geplant fast 23 Millionen Euro verschlingt. Aber, und das betonen die beiden Landtagsabgeordneten Georg Winter (CSU) und Johann Häußler (Freie Wähler) beim Richtfest beide deutlich: ein Millionenprojekt, das sich lohnt.
Winter hebt hervor, dass es zwei Säulen der Finanzierung gebe. 62 Prozent förderfähige Mittel kommen vom Freistaat Bayern und der Landrat dürfe dank des Schulfinanzierungsgesetzes Rechnungen ausstellen. „Das ist eine gute Grundlage und wir können guten Gewissens das Projekt verantworten. Die Maßnahme lag mir immer am Herzen, ich gratuliere dem Landkreis für diese Entscheidung“, so Winter. Häußler schließt sich an: „Das ist ein großer Tag für uns alle. Es ist der richtige Weg.“ Er spricht von einem „Tempel der Errungenschaft“ in der grünen Branche. Man setze ein Zeichen in Zeiten des Fachkräftemangels. „Der Landkreis Dillingen ist mit seinen zwei Berufsschulstandorten Spitzenreiter in der Region“, sagt Häußler und ergänzt: „Hier wird an das System der dualen Ausbildung geglaubt und darin investiert.“